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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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Freundin schien wirklich nichts zu entgehen. »Ellie geht es den Umständen entsprechend gut«, erwiderte sie. »Sie macht Fortschritte und darf bald wieder heim. Ich bin zufrieden mit ihr. Das Charlotte Memorial ist wirklich eine wunderbare Klinik.«
    »Höre ich da so etwas wie leise Wehmut heraus ?« Wie gut die Cherokee sie schon kannte. Es würde Hannah nicht leichtfallen, sich von ihr zu verabschieden, das wusste sie jetzt schon. Tayanita drückte den Knopf der Spülmaschine, die daraufhin summend ansprang, nahm ihre Schürze ab und hängte sie an den Haken neben der Schwingtür. »Warst du schon auf Green Acres?«
    Hannahs Herz schlug ein wenig schneller. »Ich bin direkt hierher gefahren.«
    »Möchtest du etwas essen? Sylvia hat leckeren Bohneneintopf gekocht.«
    »Hört sich gut an. Und vielleicht einen von deinen Zaubertees? Ich hab nicht viel geschlafen, mir ist so vieles durch den Kopf gegangen.« Sie atmete tief durch. »Im Moment gibt es so viele Baustellen in meinem Leben, ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll.«
    »Komm.« Tayanita hob Hannahs Reisetasche vom Boden auf und schob ihre Freundin sanft aber bestimmt aus der Küche. »Du bist sicher erledigt nach der Fahrt. Jetzt setzt du dich erst einmal, isst etwas und trinkst in Ruhe deinen Tee. Mach einfach einen Schritt nach dem anderen.«
    Sylvia, die im Café den Boden feucht wischte, winkte Hannah fröhlich mit dem Mopp zu. »Schön, dass du wieder zurück bist«, rief sie, und Hannah stiegen angesichts des herzlichen Empfangs, den die beiden Frauen ihr bereiteten, Tränen in die Augen. Vor wenigen Tagen erst war sie unfreiwillig in diesem Städtchen gestrandet und hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als wieder von hier verschwinden zu können. Heute fürchtete sie sich davor, Auf Wiedersehen sagen zu müssen. Als sie vorhin mit dem Camry in die Main Street einbog, war es ihr seltsam vertraut vorgekommen. Als wäre sie heimgekehrt. Das Leben war schon sonderbar.
     
    Tayanita hatte sie wie versprochen mit köstlichem Eintopf und einem heißen Tee versorgt, einer speziellen Mischung aus Melisse, Veilchen und einem besonderen indianischen Zauberkraut.
    »An was denkst du? Oder sollte ich eher fragen, an wen?«
    »Hm?« Hannah sah Tayanita über den Rand der Tasse hinweg fragend an.
    »Ich sehe doch, dass dich etwas beschäftigt. Magst du darüber reden?«
    Hannah stellte ihre Tasse ab. »Mir ist einiges klar geworden, als ich in Charlotte war. Ich werde mein Kind behalten. Ich kann es unmöglich hergeben, Tayanita.« Sie sprach aus, was ihr Herz schon lange wusste.
    »O Liebes!« Tayanita griff über den Tisch hinweg nach Hannahs Hand und drückte sie. »Das sind fabelhafte Neuigkeiten. Ich gratuliere dir!« Sie lächelte. »Ich wusste immer, dass du die richtige Entscheidung treffen würdest.«
    Hannah erwiderte das Lächeln. Sie tastete nach ihrem Bärentatzenanhänger, nahm das glatt polierte Silber zwischen ihre Finger und spürte, wie sich das Metall erwärmte. »Wer weiß, vielleicht hatte er ja damit etwas zu tun«, scherzte sie.
    Tayanita zwinkerte ihr zu. »Man kann nie wissen.« Sie rückte ein wenig näher. »Und?«
    »Was meinst du mit und?«
    »Sagtest du nicht, du seist dir über ‚einiges‘ klar geworden?«
    »Du gibst nie auf, nicht wahr ?« Hannah betrachtete die Cherokee voller Zuneigung.
    »Niemals.«
    Hannah seufzte leise. »Ich fürchte, ich habe mich in Sam verliebt.«
    »Dann hat mich meine Ahnung nicht getäuscht. Ich wusste von Anfang an, dass zwischen euch ein besonderes Band besteht.« Tayanitas Bernsteinaugen schimmerten warm.
    »Er weiß nichts von dem Kind.«
    »Sag es ihm!«
    »Meinst du?«
    »Warum nicht?«
    »Da ist eine Menge Gepäck, das ich mit mir herumschleppe. Ich habe mich gerade erst von meinem Mann getrennt. Ich bin noch nicht einmal geschieden.«
    »Sam ist ebenfalls kein Mensch ohne Vergangenheit, Hannah. Auch er reist nicht ohne Gepäck. Sprich mit ihm. Wenn er etwas für dich empfindet, wird er es verstehen.«
    »So einfach?«
    »Manche Dinge sind einfach. Weil sie vorbestimmt sind.«
    Hannah zog ihre Stirn kraus. Sie mochte noch immer nicht so recht an Dinge glauben, die sie nicht mit den Händen greifen konnte. »Weißt du was?«, lenkte sie das Thema in eine andere Richtung. »Mir ist nach der langen Fahrt jetzt nach einem Spaziergang. Meinst du, Sylvia könnte dich für eine halbe Stunde entbehren?«
    »Sicher. Ich spreche rasch mit ihr. Wollen wir ein bisschen am Flussufer entlanglaufen?

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