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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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Ich finde es dort so wunderbar romantisch. Und man kann herrlich abschalten.«
     
    Tsalis Schwanz schlug in froher Erwartung auf den Boden, als die Frauen den Flur betraten.
    »Na komm her, meine Schöne«, forderte Tayanita die Hündin auf.
    Ohne Zögern nahm Tsali die Einladung an. Schwanzwedelnd trottete sie auf ihr Frauchen zu, wobei sie auch Hannah mit einem freundlichen Blick bedachte. So ein unverhoffter Spaziergang war immer eine feine Sache. Geduldig ließ sie sich die Leine anlegen, doch als Hannah die Tür öffnete und Tsali all die wunderbaren, aufregenden Gerüche von draußen entgegenschlugen, war sie kaum noch zu halten. Ihr entfuhr ein aufgeregtes Jaulen, und die Muskeln in ihren Beinen zuckten voller Vorfreude.
     
    Tayanita hängte sich bei Hannah ein. »Du musst Sam reinen Wein einschenken, Hannah. Sonst wirst du niemals erfahren, ob er das Gleiche für dich empfindet wie du für ihn, nicht wahr?«
    Hannah atmete tief durch. Der Wind trug den süßen Duft von Magnolienblüten heran. »Ich werde mit ihm sprechen. Gleich heute Abend.« Sie bückte sich, um ihre Sandalen abzustreifen, nahm sie in die Hand und ging barfuß weiter. Es tat gut, das Gras unter ihren nackten Sohlen zu spüren. Sie fühlte sich mit einem Mal so lebendig. Und so voller Hoffnung. Marietta, Ohio, der furchtbare letzte Streit mit Shane – all das schien plötzlich in ferne Vergangenheit gerückt. Seit dem erschreckenden Vorfall im Cottage Garden hatte Shane Gott sei Dank nichts mehr von sich hören lassen. Hannah hegte die leise Hoffnung, dass er Willow Creek verlassen hatte. Irgendwann musste sie allerdings zurück nach Marietta, um ihre Sachen aus dem Haus zu holen, wo sie ihm vermutlich wiederbegegnen würde. Irgendwann. Aber nicht jetzt. Hannahs Blick fiel auf Tsali, die schnuppernd vor ihnen herlief. Ihr Fell glänzte wie schwarze Seide in der Sonne. Im hohen Schilf am Ufer des Willow Creek, wo die Weiden ihre langen, dünnen Äste wie Finger in das Wasser streckten, als wollten sie die Temperatur prüfen, ruhten Enten. Tsali hatte sie soeben entdeckt und wollte bereits losstürmen, da rief Tayanita sie mit einem Pfiff zur Ordnung. Gehorsam trottete die Hündin an ihre Seite zurück.
    »Hörst du das?« Tayanita blieb stehen.
    »Was denn?«
    »Schließe für einen Moment die Augen und lass dich fallen, Hannah.«
    »Warum nicht.« Mit einem Schmunzeln auf den Lippen tat Hannah ihrer Freundin den Gefallen und wandte ihr Gesicht der Sonne zu. Das beständige Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter verschmolzen mit dem beruhigenden Murmeln des dahinplätschernden Flüsschens. Irgendwo im Gras zirpten Grillen ihr Sommerlied.
    »Taya?« Hannah blinzelte.
    »Hm?«
    »Was soll ich denn hören?«
    »Die Melodie von Willow Creek«, erklärte Tayanita. Da war es wieder, dieses geheimnisvolle Lächeln.
    »Was hat es mit diesem Ort Besonderes auf sich?«
    »Das musst du schon selbst herausfinden. Komm, lass uns noch ein paar Schritte gehen. Tsali wartet schon ganz ungeduldig.« Als die Hündin ihren Namen hörte, forderte sie die Frauen bellend auf, ihr zu folgen. Rasch ließ sie sich von einem vorbeiflatternden Zitronenfalter ablenken und jagte ihm übermütig nach.
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Schieß los.«
    »Dieser George … ich bin neugierig. Ihr kennt euch gut?«
    Tayanitas Lippen kräuselten sich zu einem wehmütigen Lächeln. »Ich habe ihn geliebt«, meinte sie freimütig. »Liebe ihn noch immer. Aber das hast du geahnt, nicht wahr?«
    »Ehrlich gesagt, ja. Als ich euch auf dem Tanzabend zusammen gesehen habe. Da existierte so eine Chemie zwischen euch beiden. Er ist ein interessanter Mann.«
    »Das ist er.«
    »Wieso sind du und er …« Hannah zögerte.
    »Warum wir kein Paar sind?« Tayanita erriet die unausgesprochene Frage. »Das waren wir. Dreieinhalb Jahre lang. Dreieinhalb wunderbare, intensive, wilde Jahre. Aber George ist ein Freigeist, ein Wanderer. Er braucht seinen Freiraum. Er brauchte … Abwechslung.« Hannah sah einen Schatten über Tayanitas Gesicht gleiten. »Unsere Beziehung erstickte langsam aber sicher unsere Liebe.« Tayanita berührte im Vorbeigehen die herunterhängenden Äste einer Weide. »Oh, ich zweifelte nicht daran, dass er mich liebte. Auf seine Art. Aber mir reichte das nicht. Ich wollte ihn für mich allein. Was er wiederum nicht verstehen konnte. Deshalb haben wir uns getrennt. Bevor wir alles zerstörten, was gut zwischen uns war.« Sie schwieg einen Moment, und als

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