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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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als Cop in Willow Creek. Wir waren einer Dealerbande auf der Spur, die ihr Unwesen im ganzen Polk County trieb. Eines Abends erwischten wir den Kopf der Bande, Vernon Cummings, im Hinterzimmer einer Kneipe auf frischer Tat. Er floh, ich hängte mich an ihn dran und …« Wieder brach er ab, fixierte die Spitzen seiner Cowboyboots. »Auf einmal ging alles sehr schnell. Cummings zog eine Pistole und richtete sie auf mich. Sekunden später hatte ihn eine Kugel aus meiner Waffe niedergestreckt. Er verstarb, noch bevor die Rettungskräfte eintrafen.«
    »O mein Gott.« Hannah schlug die Hände vor den Mund. »Wie schrecklich. Wurdest du angeklagt?«
    »Das war nicht das Problem. Es war offensichtlich, dass es sich um Notwehr handelte. Doch der Bruder des Toten, Tucker, schwor blutige Rache .«
    Hannah konnte förmlich spüren, wie das Blut aus ihren Wangen wich. Eine düstere Ahnung kroch ihren Nacken hoch.
    »Er hat mir das Liebste genommen, was ich auf dieser Welt je besessen habe.« Sams Adamsapfel hüpfte. »Maggie musste dafür bezahlen, dass ich Tucker Cummings’ Bruder ins Jenseits befördert hatte. Meine Frau. Und unser ungeborenes Kind.«
    Hannah schluckte schwer. Sams Frau war schwanger gewesen? Was um Himmels willen hatte dieser Cummings Maggie angetan? Wie war sie gestorben? Ob sie Qualen hatte leiden müssen? Hannah versuchte, die wild durcheinanderwirbelnden, quälenden Gedanken abzustellen, während sie Sam wie hypnotisiert anstarrte.
    Sam schien zu ahnen, was ihr im Kopf herumspukte. »Es war an einem Mittwochmorgen. Maggie fuhr wie immer mit ihrem Wagen in die Stadt, um bei Bi-Lo’s ihren Großeinkauf zu tätigen. Anschließend wollte sie in Becky’s Geschenkelädchen nach hübschen Kleinigkeiten für das Babyzimmer suchen. Sie träumte von einem bunten Mobile, einer Blümchenbordüre für die Wand, ein paar niedlichen Kuscheltieren. Sie war so aufgeregt.« Ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Züge. »Obwohl sie noch nicht einmal den Ansatz eines Babybauchs zeigte, konnte sie es nicht abwarten, das Zimmer zu dekorieren. Ich habe sie deshalb immer aufgezogen, aber sie war so voller Tatendrang und Pläne. Sie hatte sogar Jackson mit ihrer Vorfreude angesteckt und er war schon mit Eifer dabei, eine Wiege anzufertigen.« Sam nickte, tief in Erinnerungen versunken. »Wir haben uns so sehr auf das Baby gefreut. Haben uns ausgemalt, wie wir es auf Green Acres großziehen würden. Dieses. Und andere, die danach kommen sollten.«
    Hannah sah, wie schwer es ihm fiel, weiterzusprechen. Sein Blick streifte sie, aber er nahm sie nicht wirklich wahr, als er erneut in die Vergangenheit eintauchte. »Auf der Landstraße zwischen Green Acres und Willow Creek, in einem Stückchen Wald, warteten sie auf Maggie. Tucker und seine Gefolgsleute. Sie stoppten den Van, lockten Maggie unter einem Vorwand heraus.« Sam ballte seine rechte Hand zur Faust. Hannah konnte die bläulichen Adern an seinem Unterarm hervortreten sehen. »Das Schwein schlitzte ihr die Kehle mit einem Messer auf. Einfach so. Am Straßenrand ließ er sie blutend liegen – im Dreck, wie ein Stück Müll.« Seine Stimme brach.
    Hannah erstarrte. Eisiges, unaussprechliches Grauen erfasste sie. Fröstelnd zog sie die Schultern zusammen. Wie unendlich furchtbar, einfach unvorstellbar! Wie schmerzlich musste das für Sam gewesen sein. Kaum auszudenken. »Sam. O mein Gott«, flüsterte sie. Sie fühlte sich wie gelähmt, als sich die entsetzlichen Bilder vor ihrem geistigen Auge abspielten. Eine Weile verharrten sie schweigend, wie in Bernstein gegossen, unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen. Tränen füllten Hannahs Augen. Sie machte nicht einmal den Versuch, sie wegzuwischen, als sie ihr über die Wangen liefen. So etwas Schreckliches, Herzzerreißendes hatte sie noch nie gehört. Wie in Gottes Namen konnte Sam damit leben? Wie konnte ein Mensch so etwas überhaupt verkraften? Dieser Gedanke lag jenseits ihrer Vorstellungskraft. »Es tut mir so leid.« Hatte sie laut gesprochen? Sie wusste es nicht. Eigentlich gab es keine Worte, die ihr Mitgefühl und ihr tiefes Entsetzen angemessen ausdrücken konnten. Die Standuhr im Flur schlug ein paar Mal, und der tiefe Klang des Gongs hallte in ihren Ohren, schwoll an, wurde lauter und lauter. Als sich Hannah rührte, bemerkte sie, dass Sams Blick auf ihr ruhte.
    »Seit jenem Tag habe ich mich selbst bestraft. Ich wurde zum Zyniker. Verspottete jeden, der seine Gefühle offen zeigte, denn ich ertrug es

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