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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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versteckte. War es nicht seine Sache, verdammt noch mal, wie viel von dem süßen Zeug er in sein Getränk schaufelte? Einen winzigen Augenblick stieg Groll in ihm hoch, der aber rasch einer nagenden Leere in seiner Magengrube wich. Shane versuchte, dieses seltsame Gefühl zu analysieren. Es war so tief und stark, dass es ihm die Luft abschnürte. Das gleiche Gefühl hatte er verspürt, als Hannah ihn am Telefon abservierte. Entgeistert hatte er auf das Handy gestarrt und gemerkt, wie er dem Abgrund ein wenig näher rückte. Hannah war das Beste, das ihm im Leben je passiert war. Seit neun Jahren war sie der Anker, an dem er sich festhielt. Ohne sie, und das ahnte er in seinem tiefsten Inneren, würde er über die Klippe stürzen, hinein in einen bodenlosen schwarzen Schlund, der unter seinen Füßen lauerte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass das, was er fühlte, nackte beschissene Angst war. Angst, seine Frau zu verlieren. Nein, er würde verdammt noch mal nicht zulassen, dass sie ihn verließ.
    Sein Blick glitt hinüber zu der kleinen Bar. Hinter den Glastüren funkelte der goldgelbe Whiskey verführerisch in der angebrochenen Flasche. Nur einen Schluck, vielleicht zwei, was würde das schon schaden? Es war ja nicht so, als ob er die ganze Flasche auf einmal leerte. Shane erhob sich, den Whiskey fest im Blick. Morgen, wenn es ihm besser ging und sich der Schleier in seinem Bewusstsein etwas gelüftet hätte, würde er ins Auto steigen, um sich auf die Suche nach Hannah zu begeben. Er würde sie zurückholen. Wo immer sie sich auch versteckte, er würde sie finden. Stolpernd strebte er zur Bar, griff nach der Flasche und setzte sie an. Ah … Schon besser. So ließ sich alles leichter ertragen. Er nahm noch einen kräftigen Schluck. Nur zur Sicherheit. Als ihn das inzwischen vertraute Stechen und Brennen durchfuhr, presste er eine Faust gegen seinen Oberbauch und atmete tief durch. Gleich würde der Schmerz nachlassen, so wie er es immer tat. Er ignorierte die kleinen Schweißperlen, die auf seine kalte Stirn traten, und wischte mit dem Handrücken über seinen Mund. Alles war gut.
     
    *
     
    Das Cottage Garden hatte bereits geschlossen und Sylvia war längst nach Hause gegangen. Hannah stöberte Tayanita im Souvenirladen auf, wo die Cherokee tönerne Schalen und Vasen in ein Regal einsortierte. Tsali, die es sich mitten im Raum auf dem Fußboden gemütlich gemacht hatte, wedelte aufgeregt mit dem Schwanz, als sie Hannah erblickte. Hannah ging in die Knie, um der Hündin über den Rücken zu streichen. »Na du?« Das Tier genoss die Streicheleinheiten sichtlich, und Hannah war überrascht, wie unbefangen sie inzwischen mit der Hündin umgehen konnte. Fast schämte sie sich ein bisschen, dass sie Tsali vor Kurzem noch als Ungeheuer bezeichnet hatte.
    »Ich glaube, du hast eine neue Freundin gewonnen.« Tayanita blickte lächelnd über ihre Schulter zu ihnen herab.
    »Tsali ist aber auch eine besonders Liebe.«
    »Sieh mal.« Tayanita hielt eine erdfarbene Schale in die Höhe. »Ist die nicht wunderschön?« Mit dem Zeigefinger fuhr sie das eingeprägte Muster nach. »Diese Gefäße werden heute noch genauso angefertigt, wie vor Tausenden von Jahren. Wusstest du beispielsweise, dass das jeweilige Holz, mit dem du das Feuer machst, die Farbe der Schalen bestimmt?«
    Hannah erhob sich. »Nein. Das wusste ich nicht. Aber sie sind wirklich sehr schön.« Sie holte tief Luft und sah Tayanita direkt ins Gesicht.
    »Stimmt etwas nicht? Was ist los, Hannah?« Behutsam schob Tayanita die Schale zwischen die anderen.
    »Ich habe mich von meinem Mann getrennt«, erklärte Hannah, erstaunt, dass es ihr plötzlich so leichtfiel, darüber zu sprechen. »Shane ist nicht bereit, mich gehen zu lassen. Er besteht darauf, dass ich zu ihm zurückkomme, und ich fürchte, er wird sich auf die Suche nach mir machen.« So, jetzt war es heraus. Wie würde die Cherokee reagieren?
    »Weiß er, wo du dich im Augenblick aufhältst?« Tayanitas Miene verriet keine Regung.
    »Nein. Er vermutet, dass ich in Charlotte bei meiner Großmutter bin.«
    »Und du befürchtest, dass er sich auf den Weg dorthin macht?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht auf Fairview bin. Das ist das Haus meiner Großmutter. Fairview House in Charlotte. Ein wunderschönes, altes Anwesen.«
    Tayanita lächelte. »Du hast Sehnsucht nach diesem Ort, nicht wahr?«
    Hannah räusperte sich. »Ja. Das auch.«
    »Und du sorgst dich um deine Großmutter.«
    »Ich möchte sie

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