Hannahs Entscheidung
schenkte Hannah ein liebenswürdiges Lächeln, bevor sie ihren riesigen Flechtkorb auf die Arbeitsfläche in der Küche hievte. »Sam hat mich wissen lassen, dass ich Sie hier vorfinden würde.«
Oh, Hannah war sicher, Sam konnte seine unverhohlene Freude darüber kaum verbergen. Sie gab das freundliche Lächeln zurück.
»Ich nehme an, Sie essen hier zu Mittag, deswegen habe ich gleich genügend eingekauft. Mögen Sie Chili? Ich liebe es, könnte es mittags, morgens und abends verzehren.« Die kornblumenblauen Augen der Blondine funkelten fröhlich. »Der arme Sam. Seitdem ich für ihn koche, hat er schon so einige Portionen verdrücken müssen, und das, obwohl es ihm anfangs gar nicht geschmeckt hat!« Schwungvoll öffnete sie die Kühlschranktür und begann, die mitgebrachten Sachen einzusortieren.
»Sind Sie Deanna?«
Die junge Frau hielt inne. »Entschuldigung. Ich hatte mich Ihnen ja noch gar nicht vorgestellt. Das tut mir leid. Ich bin Deanna Wilbur. Ich komme jeden Tag einmal vorbei, putze, koche oder gehe einkaufen. Sams Mädchen für alles, sozusagen.« Sie grinste. »Ich hoffe, Sie empfinden mich nicht als unhöflich. Manchmal sprudelt es einfach nur so aus mir heraus, dass ich meine gute Erziehung vergesse!«
»Ach was, das ist kein Problem.« Hannah winkte ab. Ihr war diese Frau, die vermutlich im selben Alter wie sie selbst war, bereits jetzt sympathisch. »Ich dachte mir schon, dass Sie Deanna sind. Mr. Parker erwähnte Sie auf einer Notiz, die er mir hinterließ.«
»Er ist wohl unterwegs? Ich habe sein Auto nicht vor dem Haus parken sehen.« Deanna wandte sich erneut dem Kühlschrank zu. »Dabei hatte ich gehofft, ihn heute endlich einmal wieder an seinem Schreibtisch vorzufinden.« Sie seufzte. »Haben Sie eines seiner Bücher gelesen?«
»Er schreibt?«
»Wussten Sie das nicht?«
Der harte Cowboy ein Schriftsteller? Zum Glück saß sie bereits, sonst hätte diese Neuigkeit Hannah glatt umgehauen. »Tayanita Taylor hat mir von der Farm erzählt. Aber dass Sam Bücher schreibt, ist mir neu.«
»Allerdings. Seit dreieinhalb Jahren. Nachdem er bei der Polizei gekündigt hatte, fing er damit an. Bisher hat er drei Romane veröffentlicht, und soweit ich weiß, wartet sein Agent brennend darauf, dass Sam ihm die nächste Idee präsentiert. Es erstaunt mich, dass Sie das nicht wissen.«
Es schien so einiges zu geben, was Hannah über Sam Parker nicht wusste. »Wir – äh – kennen uns kaum«, erklärte sie. »Tayanita hat Sam gebeten, mich vorübergehend hier aufzunehmen. Es war ihre Idee.« Hannah kam sich gerade reichlich töricht vor. Sie nahm die Gastfreundschaft eines Menschen in Anspruch, der für sie quasi ein Fremder war. Falls sich Deanna über dieses seltsame Arrangement wunderte, wusste sie es geschickt zu überspielen.
»Sie müssen unbedingt mal eins seiner Werke lesen, Hannah«, fuhr sie freundlich fort. »Ursprünglich interessierten mich Kriminalromane überhaupt nicht. Aber nachdem ich das erste Buch seiner Trilogie Stumme Schreie gelesen hatte, war ich ihm«, sie errötete und verbesserte sich rasch, »seinem Schreibstil verfallen. Ich liebe seine Art des subtilen, leisen Erzählens. Was er sagt, ohne es zu formulieren. Es steht zwischen den Zeilen, verstehen Sie? In Sam Parkers Büchern sucht man das Ausschlachten von blutrünstigen brutalen Details, wie man es sonst so oft in diesem Genre findet, vergeblich. Es ist schade, dass er im Augenblick mit dieser dummen Blockade zu kämpfen hat.«
Wow. Deanna schien ein wahrer Fan von Sam Parker zu sein. Steckte vielleicht mehr als nur die offensichtliche Begeisterung für seine Bücher dahinter?
»Und Sie? Lesen Sie auch gern?« Deanna schob sich eine vorwitzige blonde Strähne aus der Stirn.
»Ich habe schon immer gern gelesen«, erwiderte Hannah. »Liebesromane, Familiengeschichten, Biografien. Krimis interessieren mich, ehrlich gesagt, nicht wirklich.«
»Ich werde Ihnen bei Gelegenheit den ersten Band heraussuchen«, schlug Deanna vor. »Blättern Sie einfach mal rein. Es würde mich wundern, wenn er nicht auch Sie überzeugen würde!«
Hannah war sicher, es würde ihr nicht schwerfallen, zu widerstehen. Dennoch lächelte sie höflich. »Gern. Warum nicht?« Sie sah zu, wie Deanna die Einkäufe im Kühlschrank arrangierte, die Tür schloss und sich eine Schürze um die Taille band. »Sagen Sie, Deanna, kann ich etwas helfen?«
»Lieb, dass Sie fragen. Aber erstens sind Sie Sams Gast, und zweitens«, Deanna hob eine
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