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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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wieder im Cottage Garden zu sein und überhörte Sylvias Neckerei geflissentlich.
    Sylvia unterzog sie einer eingehenden Musterung. »Darauf wette ich. Ich kann mir vorstellen, wie gastfreundlich unser guter Sam …«
    »Sylvia«, ermahnte Tayanita, die hinter Hannah durch den Rundbogen trat, ihre Freundin. »Lass Hannah in Frieden und hör mit deinen Sticheleien auf.«
    Augenblicklich änderte sich Sylvias Gesichtsausdruck. »Es tut mir leid«, sagte sie zu Hannah, mit ihrem Putztuch wedelnd. »Manchmal gehen die wilden Pferde mit mir durch, und dann kann ich nicht anders. Ich meine es nicht böse.« Sie legte eine Hand auf Hannahs Schulter. »Boshafte Sticheleien sind mir einfach in die Wiege gelegt worden. Hat Tayanita Ihnen das nicht erzählt?«
    Hannah schmunzelte. Die Frau wurde ihr zunehmend sympathischer. »Ich bin nicht so schnell zu verunsichern, wie es vielleicht den Eindruck macht.«
    Sylvia nickte lächelnd. »Das glaube ich allerdings auch. Sie sind gar nicht so zart und zerbrechlich, wie Sie scheinen, nicht wahr?«
    »Jedenfalls habe ich Mr. Parkers Gastfreundschaft«, Hannah betonte das letzte Wort besonders, »ausreichend genossen. Ich bin froh wieder da zu sein. Ich gehe rasch nach oben und packe aus.«
    Tayanita hielt sie zurück. »Wirst du dich hier sicher fühlen?«
    »Ich werde mich definitiv wohler fühlen.«
    Sylvia und Tayanita lachten, und Hannah stimmte mit ein.

19. Kapitel
     
     
     
    S hane parkte seinen staubigen Pick-up unter den knorrigen Ästen einer riesigen Virginiaeiche, von denen das Lousianamoos in graublauen Strähnen herabhing. Feenhaar , hatte es Hannah immer liebevoll genannt. Shane presste die Lippen aufeinander. Dass Frauen stets alles verniedlichen mussten. Wirklich albern. Aber solche Dinge wollte er Hannah in Zukunft nachsehen, wie so einige andere nervige Kleinigkeiten, die ihn an ihr störten. Wenn er sie nur erst wieder bei sich hatte. Er stieg aus, lockerte die verkrampften Muskeln seiner Arme und Schultern und streckte die langen Beine. Er konnte fühlen, wie kleine Schweißtröpfchen auf seinen Brauen zu prickeln begannen und sich ihren Weg die Schläfen hinunter bahnten. Er nahm seine Kappe vom Kopf, um sich damit Luft zuzufächeln. Verdammte Schwüle. Wie konnte man den Süden nur lieben? Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, dass er Hannah damals hatte überreden können, ihm nach Ohio zu folgen. In dieser dickflüssigen Suppe, die über dem Großraum Charlotte waberte, konnte man ja kaum einen klaren Gedanken fassen!
    Während er sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr, blickte er sich um. Noch immer sah alles so aus, wie er es in Erinnerung behalten hatte. Wie eine Szene aus einem Film. Zwischen mächtigen Eichen, die in schwülen Carolina-Sommern willkommenen Schatten spendeten, versteckten sich stattliche, mit weißen Säulen verzierte Herrenhäuser im viktorianischen Stil. Weitläufige Veranden, auf denen sich knarrend Schaukelstühle wiegten, luden überall zum Nichtstun ein. Gepflegte Beete, kurz geschorenes sattes Grün, an dessen kieselsteinbegrenzten Rändern üppig Kamelien, Rosen, Magnolien und Azaleen wuchsen, säumten die breite Straße. Shane hatte immer angenommen, dass Hannah Fairview House einmal erben würde. Im Geist wähnte er sich bereits als stolzer Besitzer. Vielleicht würden sie im Alter die Winter hier verbringen, wenn der Schnee meterhoch die Straßen in Ohio bedeckte. Sobald die alte Mitchell das Zeitliche segnete, so hatte er gedacht, wäre all dies hier in seinem Besitz. Soweit ihm bekannt war, handelte es sich bei Hannah um die einzige noch lebende Verwandte, deshalb rechnete er fest damit, dass das Anwesen auf sie übergehen würde. Natürlich könnten sie den Kasten auch verkaufen, um sich damit an der Küste ein Häuschen und ein Boot zu leisten. Wenn Hannah ihre Drohung wahrmachte, würde ihm dieses Schätzchen hier durch die Lappen gehen. Das konnte er ebenso wenig zulassen, wie dass sie ihn aus ihrem Leben strich. Er würde sie zurückholen.
    Aber erst musste er herausfinden, wo sich das kleine Biest versteckt hielt. Wer würde das besser wissen als die alte verknöcherte Eliza Mae Mitchell? Shane grinste. Vermutlich war Hannah sogar hier auf Fairview. Er hatte halb Marietta abgeklappert, hatte diese durchgeknallte Helen angerufen und ihr aufgelauert, um zu sehen, ob seine Frau dort untergekrochen war. Er hatte bei Walgreens herumgeschnüffelt. Sämtliche ihrer Bekannten angerufen. Keiner schien etwas zu wissen.

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