Happy End fuer Rachel
Deine Romanhelden sind tatsächlich größere Draufgänger als ich. Seltsam, dass gerade du so schreiben kannst.“ Ein spitzbübisches Lächeln umspielte seine Lippen.
„Hast du etwa meine Romane gelesen?“, fragte Rachel erstaunt.
Er lachte. „Ich habe keine Zeit, um Romane zu lesen. Aber ich habe bei einer guten Bekannten ein Buch von dir gesehen und kurz darin geblättert.“
So lange schon hatte sich Rachel nach den Gefühlen gesehnt, die Joe nun neu in ihr geweckt hatte.
„Also bis heute Abend, neun Uhr“, flüsterte er, schon wieder viel zu nah an ihrem Ohr. Die Tür von Daisys Krankenzimmer flog auf, und Dr. Gonzales, gefolgt von der Ärztin und der Pflegerin, eilten heraus. Gleichzeitig trat aus einer der anderen Flurtüren eine junge Frau im weißen Kittel mit einem Frühstückstablett. Rachel fühlte sich unendlich verlassen, als Joe sich dem eiligen Schritt des Arztes anschloss und sie plötzlich mutterseelenallein auf dem Flur stand.
Zu Daisy, nur zu Daisy, dachte sie, ging zur Tür und legte die Hand auf die Klinke. Im Krankenzimmer saß Daisy im Bett und kaute missmutig am einem Toast. „Wo warst du denn so lange, Mum? Hoffentlich hast du draußen nicht mit Mr. Mendez gestritten.“
„Wir haben nicht gestritten, meine Süße“, beteuerte Rachel und musste ein verlegenes Lachen unterdrücken. „Und natürlich darfst du unter diesen besonderen Umständen den iPod behalten, mein Kind.“
„Ich wusste es“, strahlte das Mädchen.
Die Pflegerin hatte lächelnd am Fenster gestanden und die Szene beobachtet. „Ich wünsche Mutter und Tochter eine gute Zeit miteinander“, sagte sie höflich, nahm das Tablett und verließ das Zimmer.
„Bitte, Mummy“, bat Daisy plötzlich wieder etwas weinerlich, „bitte, setz dich zu mir auf die Bettkante, wie du es zu Hause immer machst.“
Irgendetwas bedrückte ihre Tochter, das spürte Rachel. Sie setzte sich auf das Bett und zog die Hände des Mädchens an ihre Lippen. „Ist etwas, meine Kleine? Willst du mir etwas sagen?“, fragte sie besorgt.
„Weißt du, Dad und Lauren waren gestern hier.“
„Wirklich?“, bemerkte Rachel erstaunt und zwang sich, ein höfliches „Wie schön!“ hinzuzufügen. Gleichzeitig überlegte sie misstrauisch, was Lauren wohl in ein Krankenhaus gebracht hatte. An der Miene ihrer Tochter erkannte sie, dass dieser spezielle Besuch nur eine Enttäuschung für sie gewesen war. Leise sagte Daisy: „Lauren ist sicher nur mitgekommen, weil sie Angst hatte, Dad könnte dich hier treffen.“
Ungläubig sah Rachel ihre Tochter an. „Daisy, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.“
„Mum, Lauren ist supereifersüchtig. Außerdem hast du dich in letzter Zeit ganz schön verändert. Du siehst total klasse aus. Wenn du dich noch ein bisschen trendiger anziehen würdest, wärst du echt der Hit.“
Das ehrliche Kompliment ihrer Tochter ließ Tränen der Freude in Rachels Augen steigen. Glücklich und dankbar gab sie Daisy einen zarten Kuss auf die Stirn. „Danke, mein Schatz, das ist lieb von dir. Aber ich finde …“, begann Rachel und hielt ihre Freudentränen zurück, „du siehst heute auch schon viel besser aus.“
Missmutig verzog Daisy den Mund. „Das ist mir nicht aufgefallen. Ich finde, ich sehe immer noch aus wie Frankensteins Schwester.“
Beide mussten lachen.
„Dr. Gonzales sagt ständig, ich hätte einen fleißigen Schutzengel. Aber ich weiß nicht, Mum …“, stockte sie und sah Rachel aus ängstlichen Augen an. „Glaubst du, mein Gesicht wird je wieder wie vorher aussehen?“
„Aber natürlich, mein Schatz. Die Schwellungen werden komplett zurückgehen, das braucht nur etwas Zeit“, beruhigte Rachel ihre Tochter.
„Mum, wie lange muss ich hierbleiben?“, fragte Daisy ungeduldig.
„Ich habe zwar erst morgen Vormittag einen Gesprächstermin mit Dr. Gonzales, aber ich werde versuchen, ihn heute noch sprechen zu können. Danach wissen wir mehr. Natürlich werde ich auch mit deinem Vater sprechen, denn auch nach deiner Entlassung aus dem Krankenhaus wirst du noch Ruhe brauchen, Daisy.“
„Aber ich will mich nicht bei ihm ausruhen, ich will mit dir zurück nach England.“
Wieder ergriff Rachel die Hände ihrer Tochter. „Oh, Süße, so schnell wirst du noch nicht in der Verfassung für einen langen Flug sein. Und du wirst dich in der Villa der Johansens besser ausruhen können als in einem Hotelzimmer. Aber ich werde in deiner Nähe sein.“
Daisys Augen blickten starr auf die
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