Happy End im Mondpalast
weil sie auf geheimnisvolle Art miteinander verbunden waren. Das behagte ihm nicht und durfte auf keinen Fall so weitergehen. Wenn er eine private Zusammenkunft mit Beth arrangieren musste, um die Situation zu bereinigen und sich zu überzeugen, dass sie nur eine unpassende Ablenkung bedeutete, würde er das tun.
Er wandte den Blick von ihr ab. Es wurde Zeit, Beth zu vergessen und sich mit seinen inneren Kräften auf die anderen Ballgäste zu konzentrieren. In einem Land, das noch unter Geburtsfehlern litt, gab es immer einige Leute, die den Fortschritt verhindern und den alten Gang beibehalten wollten. Diese Leute musste er ausschalten, aber sobald er in der Menge nach ihnen suchte, blieb sein Blick erneut an Beth hängen.
3. KAPITEL
Er hatte zu ihr hingesehen. Ganz bestimmt. Sie bildete es sich nicht ein. Der Scheich der Scheiche hatte sich an sie erinnert und sie angesehen. Beth Tracey Torrance hatte auf einen Scheich Eindruck gemacht. Sie konnte kaum erwarten, es ihren Kolleginnen zu erzählen.
Doch dann packte sie die Angst. Erinnerte er sich an sie, weil sie ihm den Rücken zugekehrt hatte und einfach weggegangen war? Dann erwartete sie vielleicht der Kerker, und ihre ganze Begeisterung war umsonst. Außerdem hatte sie noch nicht mal ihren Preis erhalten, den sie bei ihrer Rückkehr vorzeigen wollte.
Aber vielleicht hatte der Herrscher von Q’Adar ihr auch vergeben und würde ihr die Auszeichnung persönlich überreichen. Was sollte sie dann zu ihm sagen, und wie sollte sie ihn ansehen? Dieses Problem quälte sie noch mehr.
Ich muss vor allem vermeiden, mit etwas ganz und gar Unpassendem herauszuplatzen, dachte Beth verzweifelt. „Ich habe Sie angezogen fast nicht wiedererkannt“, würde zum Beispiel die falsche Bemerkung sein. Nachdenklich setzte sie sich wieder hin und beschloss, Ruhe zu bewahren und den Reden zuzuhören.
Khal vergaß sie keine Sekunde. Umgeben von den anderen Mitgliedern der königlichen Familie thronte er auf dem Podium und redete sich ein, dass nur die Sorge um eine unschuldige Ausländerin ihn so konstant ablenkte. Er wollte nur sichergehen, dass Beth nichts geschah. Natürlich wollte er das. Er fürchtete, dass die Hofdame, die seine Mutter ihr auf seinen Wunsch hin zugeteilt hatte, sich nicht mehr um sie kümmerte, seit sie an dem Tisch der jungen Leute saß. Schließlich arbeitete Beth in Liverpool für ihn, und darum war er für sie verantwortlich.
Beth. Beth … Sie hatte schon viel zu viel von seiner Zeit in Anspruch genommen. Und seine körperlichen Reaktionen beruhten wahrscheinlich nur auf einem unliebsamen Adrenalinstoß in einer misslichen Situation. Auch dass er den Blick ihrer klaren blauen Augen so deutlich spürte, bedeutete nichts. Sie beobachtete ihn lediglich, um ihren Kolleginnen später besser von ihm erzählen zu können. Das war alles. Sie würde stolz berichten, dass sie so mutig gewesen war, den Scheich direkt anzublicken, und dass er ihre Blicke erwidert hatte.
Beth war viel zu aufgeregt. Sie musste unbedingt ruhiger werden und sah sehnsüchtig zum Ausgang. Jamilah folgte ihrem Blick und fragte sie vorsichtig, ob sie ihren Kuchen nicht mehr essen wolle. Beth hatte schon von der Hauptspeise kaum etwas gegessen und auf die Schokoladentorte, die allerdings sehr lecker aussah, hatte sie gar keinen Appetit mehr.
„Nehmen Sie ruhig meinen Teller“, sagte sie lächelnd.
„Sind Sie sicher?“, fragte Jamilah zögerlich.
„Ganz sicher.“ Beth war froh, für einen Moment von Khal abgelenkt zu werden. „Ich bin überwältigt“, gestand sie, „und kann einfach nichts essen. Diese Umgebung ist für mich nicht alltäglich.“
„Seien Sie dankbar dafür“, erwiderte Jamilah. „Stellen Sie sich vor, Sie müssten sich immer so anziehen.“ Sie rückte vertraulich näher. „Ich selbst würde viel lieber durch die Wüste galoppieren.“
„Das wünsche ich mir auch“, versicherte Beth, für die das ungeheuer romantisch klang.
„Es wird dazu kommen, wenn Sie lange genug bleiben“, versprach Jamilah und aß einen Bissen von der Torte.
„Ich fahre bald nach Hause“, erwiderte Beth.
„Dann müssen Sie eben wiederkommen. Oh … sehen Sie nur! Ich glaube, man ruft nach Ihnen.“ Jamilah fasste Beth am Arm und machte sie auf einen Mann in höfischer Livree aufmerksam, der Beth ungeduldig ein Zeichen gab. „Warum haben Sie nicht gesagt, dass Sie ein besonderer Gast sind?“
„Weil das nicht stimmt“, erklärte Beth und schüttelte entschieden den
Weitere Kostenlose Bücher