Happy End im Mondpalast
Gegenteil“, flüsterte der Herrscher von Q’Adar ihr ins Ohr. „Ich möchte Ihnen nur weitere Peinlichkeiten ersparen.“ Er neigte leicht den Kopf, zum Zeichen, dass sie entlassen war. „Genießen Sie den restlichen Abend, Miss Torrance.“
Es gelang Beth, der Aufforderung zu folgen und den restlichen Abend zu genießen. Sie wollte bei ihrer Rückkehr einen genauen Bericht vom Diamantenball geben, darum musste sie sich einfach amüsieren. Ihre Kolleginnen sollten weiter träumen, auch wenn sie selbst inzwischen die Wirklichkeit kannte.
Jamilah und ihre Freunde machten es ihr leicht und ließen sie von Liverpool erzählen. Das war weitaus angenehmer, als vom Podium aus mit Stirnrunzeln beobachtet zu werden, sobald sich im Kreis der ausgesuchten Prinzessinnen die kleinste Lücke ergab. Khals Mutter würde eine gute Verkaufsberaterin abgeben, dachte Beth beim Anblick der reich geschmückten jungen Frauen. Sie besaß offenbar großes Talent darin, dem potenziellen Käufer die verlockendsten Angebote zu machen.
„Was kostet so ein Diadem?“, fragte sie ihre Nachbarin spitzbübisch und wies auf die sich anbiedernden Damen.
Jamilah unterzog die Prinzessinnen, die sich um den Scheich scharten, einer kurzen Prüfung. „Mindestens eine Million“, lautete dann ihr Urteil. „Übrigens sind wir in zu guter Stimmung, um hier länger willkommen zu sein. Wir versammeln uns noch im Familienlager, um dort weiter zu feiern. Hättest du Lust, uns zu begleiten? Es soll getanzt werden.“
„Getanzt?“ Beth war ehrlich überrascht. Das klang, als wäre sie hier in Liverpool und nicht in Q’Adar, wo das Leben für junge Leute anders aussah. „Wo befindet sich euer Lager?“
„Außerhalb der Palastmauern … direkt am Strand. Meine Verwandten werden dort sein und nichts dagegen haben, wenn ich eine Freundin mitbringe. Du wirst dort willkommener sein als eins der Opferlämmer von der königlichen Tafel.“ Als Beth ein ungläubiges Gesicht machte, fuhr Jamilah fort: „Wir wissen alle, dass diese Mädchen allein wegen ihrer Schönheit ausgewählt worden sind, damit der Scheich sie begutachtet. Seine Mutter kann es nicht erwarten, dass er heiratet und ihr Enkelkinder schenkt.“
„Ist das nicht nett von ihr?“, fragte Beth, die nicht genau wusste, was sie davon halten sollte.
„Nicht für die Opferlämmer.“
„Eins zu null für dich“, gab Beth zu und folgte ihren neuen Freunden möglichst unauffällig.
„Ich schlage vor, dass du dich umziehst und auch die Trophäe in deinem Apartment lässt“, meinte Jamilah, als sie den Ballsaal verlassen hatten. „Ich besorge dir etwas Passendes zum Anziehen und komme dann zurück. Allein würdest du dich im Palast verirren. Er ist das reinste Labyrinth.“
Beths Stimmung hob sich beträchtlich, als sie den prächtigen gewölbten Korridor entlangeilte, so schnell ihre hohen Absätze es erlaubten. Wie es aussah, würde sie ihren Kolleginnen tatsächlich einiges erzählen können.
Khal bemerkte ihr Verschwinden und wusste, wohin sie wollte, nachdem er ihre neuen Freunde ausgemacht hatte. Es freute ihn für Beth, dass sie Gleichaltrige gefunden hatte, mit denen sie sich bis zu ihrer Abreise amüsieren konnte. Diese zwanglose Geselligkeit mit seinen Landsleuten, ohne den Pomp des höfischen Zeremoniells, würde eine wunderbare Erfahrung für sie sein.
Nein, entschied er kurz darauf. Er war nicht erfreut. Jamilahs männliche Verwandte würden dabei sein, genauso wie alle anderen heißblütigen Männer, die man zu den OpenAir-Feierlichkeiten eingeladen hatte. Begleitet oder nicht – es würde keine Geschlechtertrennung geben, und Beth war leicht zu beeindrucken.
Khal erhob sich. Das war das Zeichen für alle Anwesenden, sich ebenfalls zu erheben. Er bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, sich wieder hinzusetzen, griff nach dem Mikrofon und wünschte allen einen angenehmen weiteren Verlauf des Abends.
Er selbst hatte nicht die Absicht, länger an diesem Abend teilzunehmen. Also verließ er das Podium und ließ sich auch durch die empörten Blicke seiner Mutter nicht zurückhalten. Der Scheich der Scheiche war niemandem Rechenschaft schuldig, wenn ihn das Programm zu langweilen begann. Er hatte gegenüber den Prinzessinnen seine Pflicht erfüllt. Er hatte ihre Parade abgenommen, jetzt konnten die geschminkten Püppchen mit den begierigen Blicken getrost nach Hause zurückkehren.
In seinem Leben hatte er genug Geschäfte abgeschlossen, um zu erkennen, wann er getäuscht
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