Happy End im Mondpalast
nah war.
„Bin ich eine solche Bedrohung für dich oder für Q’Adar?“
„Sei nicht albern.“
„Ich bin nicht albern. Du stößt mich von dir.“
Nach diesen Worten hob sie den Saum ihres weiten Gewands und lief vor ihm den Strand entlang. Das hätte seinen Entschluss, sie gehen zu lassen, befestigen müssen. Stattdessen bestärkte es noch seinen Wunsch, bei ihr zu bleiben, und darum folgte er ihr.
Beth erschrak, als sie Khals Schritte hörte. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, und ihre Beine wollten nachgeben. Die verschiedensten Empfindungen kämpften in ihr und verwirrten sie. Sie hätte gern eine Atempause gehabt, aber dafür war es zu spät. Khal hatte sie eingeholt und war direkt hinter ihr.
„Beth …“ Er rief leise nach ihr, aber der Ruf traf sie bis ins Innerste, und sie drehte sich um.
„Khal …“ Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich, um herauszufinden, wer sie war. Genug Zeit, um Beth Tracey Torrance zu sein, von der niemand etwas erwartete. Konnte sie nicht einen Moment für ihn erübrigen, einen Augenblick für Seine Majestät, um ihm Lebewohl zu sagen und sich für seine Gastfreundschaft zu bedanken?
Beth öffnete ihre Hände, die zu Fäusten geballt waren. Die Spannung löste sich. Nein, sie würde nicht vor ihm davonlaufen. Vielleicht sehnte er sich danach, einen Augenblick mit einem normalen Menschen zu sprechen.
Sie sah anbetungswürdig aus und noch schöner als sonst in dem weiten, fließenden Gewand. Aber es waren nicht nur ihre Unschuld und ihre Schönheit, die ihn gefangen nahmen. Beth hatte ihm gezeigt, Dinge zu sehen, die ihm vorher nicht einmal aufgefallen waren. Sie hatte sein Denken verändert. Sie stellte alles infrage, was ihm vorher selbstverständlich erschienen war.
Khal beugte sich vor, um ihr die Wange zu küssen, aber weil sie im selben Moment einen Schritt näher kam und ihm ihr Gesicht entgegenhob, berührten sich ihre Lippen.
Beth schloss die Augen, ohne sich zu rühren oder etwas zu sagen. Aber dann kam sie noch einen Schritt näher, als hätte der warme Nachtwind sie in ihrem Entschluss bestärkt.
Plötzlich war es ihm nicht mehr möglich, gegen die Versuchung, sie zu küssen, anzukämpfen. Ihre Lippen waren warm und süß, ihr Haar strömte den Duft wilder Blumen aus und betörte ihn so sehr, dass er nicht mehr klar denken konnte.
Khal berührte sie kaum. Sie wirkte so klein und zerbrechlich. Es war nur ein gehauchter Kuss, oder jedenfalls begann er so. Aber Beth forderte in ihrer Unschuld mehr und überraschte ihn mit der Tiefe ihrer Leidenschaft, die anscheinend neu für sie war, und die sie nicht beherrschen konnte. Das machte sie kühner, als er erwartet hatte, aber auch zarter und süßer.
Als sie die Arme um seinen Nacken legte und sich sehnsüchtig an ihn schmiegte, hätte er gern geglaubt, dass sie ihn so brauchte, wie er sie brauchte. Ihre vertrauensvolle Hingabe drang tief in sein Herz und riss die Schranken seiner Welt ein. Es war, als würden sie sich schon lange kennen und wären nur vorübergehend getrennt gewesen. Wie einfach wäre es, da weiterzumachen, wo sie heute Nachmittag am Strand aufgehört hatten, wenn sein Gewissen ihn nicht daran hinderte. Doch es meldete sich immer nachdrücklicher und erinnerte ihn an das, was zwischen ihnen stand: Pflicht, Ehre und Beths Unschuld – eine Barriere, die er nie überwinden würde.
„Warum tust du das?“, fragte Beth, als er sich von ihr löste.
„Entschuldige bitte“, antwortete er förmlich. „Ich habe mich vergessen.“
„Hast du vergessen zu küssen?“ Ihre Augen leuchteten auf. Nicht einmal jetzt konnte sie völlig ernst bleiben. „Oder willst du etwa behaupten, dass du mir nicht gewachsen bist?“
Khal musste über ihren unschuldigen Scherz lächeln. Beth nicht gewachsen? Sie war wirklich einmalig! Naiv? Unbedingt – und dazu zierlich, blond und verletzlich. Ihr inneres Feuer wärmte ihn, aber es brannte für einen anderen, einen Mann in Beths Zukunft, der ihr das bieten konnte, was sie verdiente.
„Wie alt bist du?“, fragte er, um sie ein bisschen zu necken. „Alt genug“, versicherte sie in einem Ton, der deutlich verriet, wie wenig sie von der Wirkung ihrer Worte wusste.
„Es ist gefährlich, so zu sprechen, Beth Tracey Torrance.“
„Aber nicht bei dir.“ Das Vertrauen, das sie darin aussprach, rührte ihn tief. „Außerdem habe ich es satt, immer alle Risiken abzuwägen.“ Sie schwieg für einen Moment, um sich das Haar, mit dem der Wind spielte, aus
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