Happy End im Mondpalast
werden sollte.
4. KAPITEL
Beth kehrte erwartungsvoll in ihre luxuriöse Palastsuite zurück. Es war ein schönes Gefühl, endlich bei jemandem willkommen zu sein. Dabei hatte sie nie ernsthaft damit gerechnet, in den höfischen Kreis aufgenommen zu werden. Die Königinwitwe hatte ihr aus übergroßer Güte das Kleid geliehen, aber es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, irgendwelche Rechte daraus abzuleiten.
Beth errötete, als sie das Kleid vorsichtig auf einen mit Samt überzogenen Bügel hängte und daran dachte, was sie gesagt und wie Khal ihr das Mikrofon abgenommen hatte. Welches Wagnis von ihr, sich so offen zu äußern!
Doch ich habe es gewagt, dachte sie und zwinkerte ihrem Spiegelbild zu. Eigentlich hatte sie gar keine so schlechte Figur gemacht. Vielleicht fehlte diesem Land etwas mehr Natürlichkeit. Man verbeugte sich hier zu oft und kroch umeinander herum. Das hatte sie jedenfalls beobachtet, und sie ging davon aus, dass es nicht nach Khals Geschmack war.
Wann hatte sie angefangen, den Scheich innerlich Khal zu nennen? Wohl schon am Strand, wo er nur ein Handtuch gehabt hatte, um seine Vorzüge zu verbergen. Inzwischen musste sie sich hüten, überhaupt noch an ihn zu denken oder sich daran zu erinnern, wie aufreizend er in einem einfachen Beduinengewand wirkte. Es hatte sich um seinen Körper geschmiegt, als er zwischen den Gästen umhergegangen war, und unanständige Gedanken in ihr ausgelöst. Sollte sie ihn je in hautengen Jeans zu Gesicht bekommen, würde sie wahrscheinlich ohnmächtig werden!
Zum Glück tragen Scheiche keine Jeans, und darum habe ich nichts zu befürchten, dachte Beth, während sie lauwarm duschte. Nachdem sie ihr Haar gebürstet hatte, schlüpfte sie in das Negligé und wartete ungeduldig auf Jamilahs Rückkehr.
Wenige Minuten später betrachtete sie ungläubig das Kleid, das Jamilah vor ihr ausbreitete. „Ich kann unmöglich …“
„Dann gefällt es dir nicht?“ Jamilah machte ein bekümmertes Gesicht. „Es gefällt mir sogar sehr“, beteuerte Beth, „aber es ist viel zu schön für mich. So etwas kann ich nicht tragen.“ „Auch nicht, wenn ich darauf bestehe und bitter gekränkt sein würde, wenn du es ablehnst?“
Sie mussten beide lachen, und Jamilah half Beth in das arabische Gewand aus fließendem Chiffon. Die vielen Meter blausilbrig eingefärbten Stoffs mussten sorgfältig arrangiert werden.
„Allein wäre ich nie damit zurechtgekommen“, gestand Beth, als sie sich staunend im Spiegel betrachtete. „Würdest du vielleicht eine Aufnahme von mir machen?“ Sie dachte an ihre Kolleginnen und holte rasch die Kamera.
„Natürlich.“ Jamilah war sofort bereit dazu. „Du siehst wirklich wunderschön aus.“ „Zumindest anders“, schränkte Beth das Lob ein. „Dein schönes Kleid macht den entscheidenden Unterschied.“
„Nur noch eine Kleinigkeit.“ Jamilah zog einen Zipfel des duftigen Kopfschleiers vor Beths Gesicht und machte dann die Aufnahme.
Beth traute ihren Augen nicht, als sie sich dem Lager näherten. Etwas Ähnliches hatte sie nie zuvor gesehen. Das am Ufer hoch auflodernde Feuer und die Musiker mit ihren arabischen Trommeln und verschiedenen exotischen Saiteninstrumenten erinnerten sie an eine Filmszene. Die Zelte von Jamilahs Verwandten waren groß und reich geschmückt – mit Wimpeln und goldenen Vorhängen, in die ein Falke und arabische Buchstaben eingestickt waren.
„Khalifa“, erklärte Jamilah, die Beths Neugier bemerkt hatte. „Eine Referenz an den Scheich der Scheiche … als Ausdruck der Loyalität meiner Familie.“
„Wie schön es hier ist“, seufzte Beth und ging näher ans Ufer. Der laue Seewind ließ die goldenen Zeltvorhänge flattern. Die Wellen rauschten sacht, und Beth bemerkte nicht, dass Jamilah davonhuschte, um einem anderen ihren Platz zu überlassen.
Khal konnte sich in der Dunkelheit frei bewegen. Sein Titel bedeutete ihm in diesem Moment nicht viel, und in der provisorischen Zeltstadt außerhalb der Palastmauern fielen die üblichen Einschränkungen weg.
Er mied das Feuer und die Musik und folgte lautlos der Fußspur, die Beth im Sand zurückließ. Als er sie erblickte, blieb er stehen und bewunderte die natürliche Anmut, mit der sie das arabische Gewand trug. Sie wirkte darin wie eine Einheimische, und Khal merkte ihr an, welche Freude es ihr bereitete, wie eine Prinzessin gekleidet zu sein.
Sie wusste nicht, dass Jamilah seine Cousine war, und dass arabische Frauen ein heimliches Treffen genauso
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