Happy End im Mondpalast
gebracht? Jedes Mal war es schöner gewesen, aber nicht so überwältigend wie jetzt …
Hatte sie für einen Moment die Besinnung verloren? Als Beth wieder zu sich kam, lag sie sicher in Khals Armen. Er streichelte und küsste sie und wachte über sie, bis sie eingeschlafen war.
Als sie den Hof vor Beths Suite erreichten, schien der Ball noch in vollem Gange zu sein. Waren sie wirklich nur so kurz zusammen gewesen? Beth war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Sie blieb neben dem steinernen Torbogen stehen und sah Khal mit großen Schritten davongehen.
Für ihn hatte ein neuer Abschnitt seines Lebens begonnen und damit musste er nun zunächst einmal allein zurechtkommen.
Der Abschied war kurz gewesen. Khal hatte ihr nur sacht über die Wange gestrichen. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie seine Hand noch fühlen …
„Miss Torrance?“
Beth drehte sich erschrocken um und sah die Königinwitwe auf sich zukommen. „Verzeihung, Majestät. Haben Sie mich gesucht?“
Die alte Dame blieb stehen und musterte Beth von oben bis unten. „Ich habe Sie im Ballsaal vermisst. Man sagte mir, Sie hätten den Palast verlassen, und ich wollte sichergehen, dass Ihnen nichts passiert ist. Ich möchte, dass Sie Q’Adar mit angenehmen Erinnerungen verlassen. Sie haben sich doch bei uns wohlgefühlt?“
„Oh ja, Majestät“, beteuerte Beth mit mehr Begeisterung, als klug war. Sie erkannte ihren Fehler zu spät und errötete tief. Hatte die Königinwitwe ihren Sohn beim Verlassen des Hofs bemerkt?
„Sie sind ein liebes Geschöpf, Miss Torrance, und haben auf meinen Sohn großen Eindruck gemacht.“ „Oh!“ Beth biss sich auf die Lippen, die nach Khals vielen Küssen noch zart und empfindlich waren.
„Sie brauchen sich vor mir nicht zu verstellen, Miss Torrance“, fuhr die Königinwitwe fort. „Es ist vielleicht schwer vorstellbar, aber ich bin auch einmal jung gewesen und habe unter seltsamen Umständen einen Scheich kennengelernt.“
Beth wünschte, sie hätte etwas sagen können, um den Argwohn der alten Dame zu beschwichtigen. Sie hatte die Parade der schönen Prinzessinnen miterlebt und wusste, welche Hoffnungen sich Khals Mutter für die Zukunft machte. Aber was hätte sie sagen sollen? Es war nicht ihre Art zu lügen, und die Wahrheit konnte sie nicht sagen. Die Wahrheit! Sie brannte noch in ihr und erwärmte ihr Herz.
„Verzeihung, dass ich Sie gestört habe, Majestät“, sagte sie mit einem förmlichen Hofknicks. „Es ist spät, und Sie sind sicher sehr erschöpft.“
„Zeit spielt in diesem Land keine Rolle, Miss Torrance. Sie wird nach Jahrtausenden und nicht nach Stunden oder Minuten gemessen. Wenn Sie mich begleiten, würde ich Ihnen gern etwas zeigen, das Ihnen über die Verhältnisse in diesem Land die Augen öffnen wird.“
Beth fragte sich umsonst, was die Königinwitwe ihr zeigen wollte, während sie über eine steile Treppe zu einem der Türme hinaufstiegen, von dem man einen weiten Rundblick über die Wüste hatte. Wohin Beth auch sah, entdeckte sie Lagerfeuer, die die Nacht erhellten. Die Zeltstadt erstreckte sich viel weiter, als sie vorher angenommen hatte.
„Das müssen Hunderte von Menschen sein“, sagte sie andächtig.
„Tausende“, bekräftigte ihre Begleiterin und wandte Beth das Gesicht zu. „Begreifen Sie jetzt, welche Last mein Sohn auf den Schultern trägt? Verstehen Sie, dass er mit der Pflicht verheiratet ist? Alle diese Menschen sind hergekommen, um ihrem Herrscher zu seinem Geburtstag Glück zu wünschen und ihm Treue zu schwören. Sie glauben an ihn, Beth … Ich darf Sie doch Beth nennen? … Sie verlassen sich auf ihn und hoffen, dass er ihr Land aus Armut und Dunkelheit in eine bessere Zukunft führen wird. Möchten Sie, dass er von diesem Ziel abweicht und sein Land im Stich lässt?“
„Niemals!“, rief Beth voll ehrlicher Überzeugung.
„Vielleicht nicht absichtlich. Ich habe Khals Vater sehr geliebt und weiß daher, wann die Liebe nur noch sich selbst kennt und für nichts anderes mehr Raum hat. Mein Sohn liebt Q’Adar, und so muss es bleiben.“
„Ihre Sorgen sind überflüssig, Majestät“, beteuerte Beth.
„Im Gegenteil“, widersprach die alte Dame. „Ich habe bemerkt, wie Sie meinen Sohn ansehen und wie er Ihre Blicke erwidert.“
„Aber wir kennen uns kaum …“ Beth konnte nicht weitersprechen. Wie sie diese Lügen und diese Täuschungen hasste!
„Wie lange braucht man, um sich zu verlieben, Beth. Gibt es da eine vorgeschriebene
Weitere Kostenlose Bücher