Happy End in Seattle (German Edition)
ihnen.
Meagan rannte zur Couch, nahm ein Sofakissen und schüttelte es für sie auf. Kenny ging in die Küche, um ihr ein Glas Wasser zu holen.
„Wer war der Kerl überhaupt?“ fragte Meagan.
„Er hat Glück gehabt, dass mein Dad ihm keinen Tritt in den Hintern gegeben hat.“
„Kenny!“ sagte Steve streng.
„Du wolltest es aber tun, Dad“, erinnerte Meagan ihn.
Steve machte sich nicht die Mühe, seinen Kindern zu widersprechen. „Vielleicht solltet ihr zwei zu Hause auf mich warten“, schlug er vor.
Die Kinder schienen nicht viel von dem Vorschlag zu halten. „Meinst du?“ fragte Meagan skeptisch.
Steve nickte. „Ich komme gleich nach. Es wird nicht lange dauern.“
Hallie war die ganze Geschichte ungeheuer peinlich. Ihr Gesicht brannte. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie Leid mir das alles tut, Steve“, erklärte sie, nachdem sie allein waren.
„Wieso dir? Du hast doch nichts falsch gemacht.“
„Doch. Ich habe mich mit Mark Freelander eingelassen.“ Nur mit Schaudern vermochte sie seinen Namen auszusprechen.
„Du konntest schließlich nicht wissen, worauf du dich einlässt.“
Hallie schüttelte den Kopf. Wie töricht sie doch gewesen war. Mark zu heiraten, wäre der größte Fehler ihres Lebens gewesen. Und doch – hätte ihr sein Verhalten heute Abend nicht die Augen geöffnet, wäre es vermutlich dazu gekommen.
„Du hast nichts falsch gemacht“, wiederholte Steve.
„Ich habe Scheuklappen getragen.“ Sie konnte sich ihre Dummheit nicht verzeihen. „Du weißt, warum, nicht wahr?“ Sie wartete einen Moment, und als er nichts darauf erwiderte, sagte sie: „Es war das Geld. Ich dachte, wenn ich zweitausend Dollar gezahlt habe, um ihn kennen zu lernen, dann muss er okay sein. Ich war der Meinung, wenn etwas zwischen uns nicht stimme, dann müsse es an mir liegen.“
„Gehst du nicht ein bisschen zu hart mit dir ins Gericht?“
„Nein!“ erwiderte sie scharf. Zu nervös, um stillzusitzen, sprang sie auf, um ruhelos im Wohnzimmer auf und ab zu laufen. „Offensichtlich besitze ich weniger Menschenkenntnis, als ich mir immer zugute hielt.“
„Hallie“, meinte Steve beschwichtigend, „du musst dir keine Vorwürfe machen.“
„Warum nicht? Ich habe es doch verdient.“
Steve setzte sich auf die Couch, griff nach dem Glas Wasser, das Kenny vorhin aus der Küche geholt hatte, und trank es aus.
„Sieh mich an, Steve. Sieh mich einmal richtig an.“ Sie baute sich vor ihm auf. Die Schultern gestrafft, fixierte sie ihn mit starrem Blick. Sie vertraute ihm. Er würde ihr die Wahrheit sagen. Sie zweifelte keinen Moment daran. „Du sollst mir eine Frage beantworten, und zwar offen und ehrlich und ohne Rücksicht auf meine Gefühle. Stimmt irgendetwas nicht mit mir?“
„Wie meinst du das?“
„Bin ich abstoßend? Hässlich?“
„Du lieber Himmel, nein!“
„Sehe ich naiv oder dumm aus?“
„Nein.“ Aber diesmal lag weniger Überzeugung in seinem Ton.
„Wieso gerate ich dann immer wieder an Vollidioten? Womit ziehe ich sie an?“
„Du musst gerecht bleiben, Hallie. Die beiden ersten Typen waren ‚Blind Dates’. Du kanntest sie doch vorher gar nicht.“
„Aber Rita kennt mich, sehr gut sogar. Und sie versuchte, mich mit Marv zu verkuppeln.“
„War das der Kerl, der Geld fürs Essen von dir verlangte und dich dann auf der Schnellstraße aussetzte?“
Hallie nickte stumm. Es gefiel ihr nicht, daran erinnert zu werden.
„Und der zweite Schwachkopf war ein Kollege eines von einer Kollegin vermittelten ‚Blind Date’, also sozusagen ein, Blind Date’ um zwei Ecken, richtig?“
Wieder nickte sie.
„Und Mark hast du dir auch nicht selber ausgesucht. Er wurde dir von einer in Persönlichkeitsbeurteilung versierten Agentur empfohlen. Er hat diese geschulten Leute ebenso hinters Licht geführt wie dich.“
„Das spielt keine Rolle“, murmelte sie unglücklich. „Ich bin fertig.“ Sie machte eine theatralische Handbewegung. Am liebsten hätte sie diese letzten drei Monate ausgelöscht, sie aus ihrem Leben gestrichen. Bis auf die zehn Pfund. Die wollte sie nicht zurückhaben.
„Fertig?“ fragte Steve verständnislos.
„Mit den Männern.“ Sie hatte plötzlich einen wahren Heißhunger auf Eis mit Nüssen und Schokoladenfondant. Seit Weihnachten hatte sie sich schließlich keine Schleckerei mehr gegönnt. Sie war sicher, in den hinteren Winkeln ihres Tiefkühlfachs würde sie bestimmt noch auf einen prallen Becher ihrer Lieblingseiskrem
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