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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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schon erlebt hatte, hatte Wallace es mit Gnade nicht so sehr. Die Lage drohte langweilig zu werden, wenn Wallace mit seiner Folterbehandlung noch lange fortfuhr. Aber Wallace konnte absolut machen, was er wollte, ohne dass Pearce einen Dreck daran ändern konnte. Oder doch?
    Er hatte mal einen Film gesehen, in dem ein an Armen und Beinen Gelähmter seinen Angreifer totgebissen hatte. Ob er das auch konnte? Wallace nahe genug heranlocken und ihm dann die Zähne in den Hals schlagen. Wie sollte er das machen? Ihm sagen, dass er ihm einen Kuss geben wollte? Das Dumme an der Sache war, dass Pearce, wenn er Wallace totgebissen hatte, immer noch an das Scheißbett geschnallt sein würde.
    Wollte er sein Leben davon abhängig machen, ob er sich selbst befreien konnte? Er rechnete nämlich nicht damit, dass jemand von draußen in dieses selbst gebastelte Gefängnis eindringen könnte. Und Jesus konnte auch nicht helfen, wenn er in einem Käfig saß. Vielleicht war das mit dem Totbeißen doch keine so gute Idee.
    Überhaupt tat Pearce das Gesicht viel zu weh, um auch nur daran zu denken, irgendwen zu beißen.
    Das Problem war, dass er keine Ahnung hatte, was Wallace plante. Er erwog, ihn danach zu fragen. Vielleicht würde es Wallace Spaß machen, es ihm zu erzählen. Sadisten waren so. Andererseits konnte Wallace es auch für sadistischer halten, Pearce die Möglichkeiten in Gedanken durchspielen zu lassen.
    Was er auch tat. Und alle waren übel.
    Er schlug die Augen wieder auf, blinzelte ein paarmal. Schließlich konnte er den Blick scharf stellen. In dem Licht wirkte der Gestank nicht ganz so schlimm. Als Erstes fiel ihm auf, dass Wallace seine Brille aufhatte. Vielleicht wollte er damit ein paar blaue Flecken im Gesicht kaschieren. Normalerweise hätte er mit der Brille jung und harmlos gewirkt. Aber im Augenblick sah er damit aus wie ein Psychopath. Als Pearce schärfer sehen konnte, sah er, dass Wallaces Lippen geschwollen waren, als hätte er eine Allergie gegen Collagen. Seine Nase war ein bunter Mix aus Dunkel- und Purpurrot. Der Rahmen seiner Brille verdeckte nur zum Teil die großen schwarzen Schatten unter seinen Augen.
    Gut.
    Pearce ahnte, dass sein Gesicht noch übler aussehen musste. Und spürte es auch.
    Egal, Wallace hielt eine Flasche in der rechten Hand. Ah ja. Es war wohl >Hast du Durst?<-Zeit. Psychologische Folter jetzt. Nur dass das Wasser gelblich braun war. Es war gar kein Wasser. Sah eher aus wie dunkle Pisse oder flüssige Scheiße.
    Drecksau. Pearce hätte sich lieber ein weiteres Mal zusammenschlagen lassen. So durstig war er noch nie gewesen. Er versuchte, seinen Durst zu vergessen und die Gelegenheit zu nutzen, um sich so viel wie möglich von dem Raum einzuprägen. Da er den Kopf nicht höher als ein paar Zentimeter heben konnte (und das tat schon weh), konnte er nicht allzu viel sehen. Eine niedrige Decke, von der ein völlig absurder vierstöckiger Kronleuchter baumelte. Die Entfernung war schwer einzuschätzen, aber es sah aus, als würde er sich den Kopf daran stoßen, wenn er sich aufsetzte (falls er gekonnt hätte). Das war das Letzte, was er wollte, sich den Kopf anstoßen. Allein bei dem Gedanken brannte ihm die Schädeldecke, und in der Mitte seines Kopfes zog sich der Schmerz zu einem Knoten zusammen. Die Wand hinter Wallace bestand aus Eierkartons. So sah es wenigstens aus. Schachtel an Schachtel, bis hoch an die Decke. Da hatte jemand ‘ne Menge Eier gegessen. Und vor den Eierkartons ein Käfig. Der Käfig von Jesus. Hoch genug, damit ein Mann aufrecht sitzen, und lang genug, damit er sich hinlegen konnte. Scheiße, Jesus. Da war er. Ein verdreckter junger Kerl, nicht älter als achtzehn, mit einem kümmerlichen Fusselbart und mit nichts als einem Stück Stoff um die Hüften.
    Pearce blinzelte Wallace zu und sagte: »Wer ist er da?«
    »Hat er’s dir nicht gesagt?«
    »Hat mir irgend’nen Scheiß erzählt.«
    »Wie sieht er denn aus?«
    »Sieht aus wie der, der er zu sein behauptet.«
    »Dann ist er’s auch.«
    »Ihr seid zwei beschissene Irre. Wer ist er?«
    »Jesus.«
    Wallace totzubeißen erschien ihm mit einem Mal wieder als glänzende Idee. »Gib mir ‘nen Tipp.«
    Wallace beachtete ihn nicht. »Du siehst nicht sehr gut aus«, sagte er.
    »Du solltest erst mal den andern Kerl sehen, Arschloch.« Pearce wappnete sich.
    Es kam allerdings kein Schlag. »Ich dachte, du könntest vielleicht Durst haben«, sagte Wallace. »Hab dir was zu trinken mitgebracht.« Er hielt die

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