Hard News
französisches Restaurant, Miss.«
»Sie mag auch Pickles, Muschelsuppe, geräucherte Austern, Reis, Sardellen …«
» Huîtres « , sagte Jacques. »Sie sind pochiert und werden mit Pesto und Beurre blanc serviert.«
»Fein«, sagte Sutton. »Lassen Sie sie in kleine Stücke schneiden. Ich möchte nicht zusehen, wie sie ihr Essen zerfetzt. Und lassen Sie mir vom Sommelier einen Puligny-Montrachet bringen.« Sie schaute Rune an. »Trinken Sie Wein?«
»Ich bin über einundzwanzig.«
»Es geht nicht darum, ob Sie einen Führerschein haben. Ich möchte wissen, ob eine Flasche Wein für achtzig Dollar bei Ihnen nicht Verschwendung ist.«
»Ein White Russian wäre vielleicht eher meine Preislage.«
Sutton nickte dem Oberkellner zu. »Suchen Sie mir eine halbe Flasche, Jacques. Einen Mersault, wenn es keinen Puligny gibt.«
» Oui, Miss Sutton.«
Man brachte ihnen riesige Speisekarten. Sutton überflog ihre. »Ich glaube nicht, dass wir etwas zu Ausgefallenes möchten. Als Vorspeise nehmen wir Jacobsmuscheln.« Sie wandte sich an Rune. »Schwellen Sie an, oder laufen Sie rot an, wenn Sie Meeresfrüchte essen?«
»Nein, in dem koreanischen Deli ess ich ständig Fischstäbchen. Und …«
Sutton winkte abrupt ab. »Und danach die Taube.«
Rune bekam große Augen. Taube?
»Anschließend salade ?« , fragte Jacques.
»Bitte.«
Runes Blicke tanzten durch den Raum, um sich schließlich auf das Arsenal von Silberzeug und leeren Tellern vor ihr zu senken. Die Gebräuche hier erschienen ihr so kompliziert wie die katholische Liturgie und die Verdammnis, wenn man es verpatzte, noch schlimmer. Rune widerstand dem heftigen Impuls, sich unter ihrem BH-Träger zu kratzen.
Der erste Gang wurde serviert, zusammen mit den Austern der Kleinen.
»Krass«, sagte Courtney, fing aber an, sie mit Appetit zu essen. »Können wir die zum Frühstück kaufen? Die mag ich.«
Rune war dankbar, dass Courtney bei ihnen war; das Mädchen gab ihr etwas zu tun, außer sich fehl am Platz zu fühlen. Löffel vom Fußboden aufheben, ihr die Austern aus dem Gesicht wischen, die Vase senkrecht halten.
Sutton beobachtete sie, und zum ersten Mal, seit Rune die Moderatorin kannte, wurde deren Gesicht weicher. »So ist das also.«
»Was?«, fragte Rune.
»Kinder.«
»Haben Sie keine Kinder?«
»Doch. Ich nenne sie allerdings Ex-Ehemänner. Drei Stück.«
»Tut mir Leid.«
Sutton blinzelte und starrte Rune eine Weile lang an. »Ja, ich glaube, das tut’s.« Sie lachte. »Aber das ist etwas, was ich bedaure. Kinder. Ich …«
»Es ist noch nicht zu spät.«
»Nein, ich glaube doch. Vielleicht im nächsten Leben.«
»Das ist der schlimmste Satz, der je erfunden wurde.«
Sutton fuhr fort, sie neugierig zu mustern. »Sie trampeln einfach so durchs Leben, stimmt’s?«
»So ziemlich, schätze ich.«
Suttons Blick blieb an Courtney hängen. Dann streckte sie die Hand aus und wischte ihr mit einer Serviette, groß wie das Kleid der Kleinen, die Wange ab. »Schmutzige kleine Dinger, nicht?«
»Und ob, der Teil ist echt ätzend. Und dabei ist sie heute Abend nicht mal richtig zappelig – ich hab ihr gesagt, sie soll sich benehmen. Zum Beispiel kürzlich beim Mittagessen: Wir haben Bananen und Hamburger gegessen, alles Mögliche durcheinander, und da …«
Sutton hob erneut die Hand. »Das reicht.«
Zwei Kellner servierten den Hauptgang. Rune blinzelte. O Gott. Kleine Vögel.
Sutton sah ihr Gesicht. »Keine Sorge«, sagte sie. »Das sind nicht Ihre Sorte Tauben.«
Meine Sorte?
»Die sind eher wie Wachteln.«
Nein, in Wirklichkeit waren sie irgendwie kleine Geiseln, denen man die Hände auf den Rücken gefesselt hatte.
Courtney quietschte fröhlich. »Vögelchen, Vögelchen!« Ein halbes Dutzend Speisegäste drehte sich um.
Rune nahm eine Gabel und das am wenigsten bedrohlich aussehende Messer und legte los.
Eine Weile aßen sie schweigend. Die Vögelchen waren eigentlich gar nicht übel. Das Problem war, dass sie immer noch Knochen hatten, und wenn man ein Messer, so groß wie ein Schwert, benutzte, bedeutete das, dass es eine Menge Fleisch gab, an das man nicht herankam. Rune schaute sich im Raum um, sah aber nicht einen Menschen an einer Keule kauen.
Sie hielten inne. Sutton schaute sie an. »Wie weit sind Sie mit Ihrer Story?«, fragte sie.
Rune hatte sich schon gedacht, dass dieses Thema auf der Tagesordnung stand, und sich zurechtgelegt, was sie sagen würde. Die Worte kamen nicht ganz so geordnet heraus, wie sie gehofft
Weitere Kostenlose Bücher