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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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stachelig, um echte Nähe zuzulassen, wie einige meiner Freundinnen sagten? Wahrscheinlich lag es daran, dass wir uns beide im tiefsten Inneren immer nur unserer Arbeit verpflichtet fühlten. Allerdings hatte Morrells Arbeit mit der Wahrung der Menschenrechte zu tun, während ich mich immer bloß mit Betrügern und anderen Verbrechern herumschlug.
    Auch dieser Gedanke beschäftigte und deprimierte mich, als ich im Taxi aus dem Krankenhaus zurück ins Büro fuhr. Fast hätte ich sogar vergessen, dass Trinkgelder in Amerika immer dreimal so hoch sind wie in Europa.
    Amy Blount, eine junge, promovierte Historikerin, die gelegentlich für mich arbeitete, hatte meine Post und sonstige Schriftstücke so rigoros auf meinem Schreibtisch geordnet, dass sie geradezu stramm standen und salutierten, als ich hereinkam. Das Problem war nur, dass es so verdammt viele waren.
    Während meines Urlaubs war ich nur zweimal die Woche in einem Internet-Café gewesen, um meine E-Mails zu lesen. Amy hatte zu Hause die Stellung für mich gehalten, kleinere Anfragen erledigt und Routineuntersuchungen auf meine Anweisungen hin durchgeführt. Telefoniert hatten wir nur, wenn etwas hereinkam, womit sie nicht allein fertig wurde. Kurz vor meiner Rückkehr hatte sie einen Job an der Uni gefunden, worauf sie seit drei Jahren gewartet hatte. Um ihre neue Stelle rechtzeitig zum Sommersemester antreten zu können, musste sie in aller Eile nach Buffalo aufbrechen. Sie hatte meine Papiere geordnet und einen Topf mit roten Gerbera hinterlassen, die zwar in den Tagen der Einsamkeit ein bisschen verwelkt waren, aber trotzdem einen tapferen Farbklecks in meinem Büro bildeten.
    Ich gab den Blumen ein bisschen Wasser und tat dann so, als ob mich die himalaja-ähnlichen Aktenberge auf meinem endlos langen Arbeitstisch irgendwie interessierten. Unglücklicherweise lagen meine Kreditkarten-Abrechnungen gleich obenauf. Zahlen Sie innerhalb von zehn Tagen, wenn Sie nicht Ihre Kreditwürdigkeit, eine Niere oder jede Hoffnung darauf verlieren wollen, Ihr Auto je wieder voll zu tanken .
    Ich schielte vorsichtig auf die American-Express-Rechnung, in der Hoffnung, dass sie dadurch kleiner würde. Ich hätte daran denken sollen, wie weit der sterbende Dollar gefallen war, als ich mich an meinem letzten Tag in Mailand mit ein Paar Lario-Stiefeln aufzuheitern versuchte. Ganz zu schweigen von dem Acrylbild von Antonella Mason, das Morrell und ich bei unserem Abstecher nach Treviso entdeckt hatten.
    Ich verzog das Gesicht und zwang mich dazu, die restliche Post durchzusehen. Meine erste Priorität sollte wohl in den Außenständen von Klienten liegen, die meine Rechnungen noch nicht bezahlt hatten. Ich rief eine Zeitarbeitsagentur an und bat sie, mir eine Aushilfssekretärin zu schicken, dann stürzte ich mich auf die wichtigste Liste, die Amy mir hinterlassen hatte: die Anfragen von den Klienten, die wirklich gut zahlten.
    Kurz vor fünf musste ich mit meinen Rückrufen aufhören. Mein Körper dachte, es wäre schon Mitternacht, und ich wusste manchmal mitten in hoch komplizierten Sätzen schon nicht mehr, mit wem ich eigentlich telefonierte oder welche Sprache ich gerade sprach.
    Ich packte ein paar Schnellhefter in meine Tasche – eine Pessimistin sagt, die Tasche ist schon halb voll, die Optimistin sagt, sie liest die Akten beim Abendessen –, als es an der Außentür klingelte. Ich warf einen Blick auf den Bildschirm meines Computers und sah, dass es offenbar die junge Frau aus dem Krankenhaus war, die angeboten hatte, sich ein bisschen um Elton zu kümmern.
    Elton! Ich hatte ihn völlig vergessen. Mein Magen zog sich zusammen. War die junge Frau gekommen, um mir die schlechte Nachricht persönlich zu überbringen? Ich drückte auf den Summer, lief rasch hinaus in den Flur und fragte, ob etwas mit Elton los sei.
    »Nein, nein«, sagte sie und griff beruhigend nach meiner Hand. »Es geht ihm schon wieder besser. Ich habe heute Nachmittag ein bisschen mit ihm geredet. Er ist ein Vietnam-Veteran, deshalb wird sich die Veterans Administration um ihn kümmern. Da wird er auch besser versorgt.«
    Ich nahm an, dass ihr Elton meine Adresse gegeben hatte, und bedankte mich, dass sie persönlich vorbeigekommen war, um mich zu informieren.
    Sie lächelte verlegen. »Ich fürchte, ich bin gar nicht wegen Elton gekommen. Aber er hat mir gesagt, dass Sie Privatdetektivin sind, und ich glaube, Sie sind genau die Person, die ich suche.«
    Ach, herrje. Eine gute Tat, und schon

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