Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
müsse der Einbrecher gewesen sein, den wir die Treppe hinunter verfolgt haben. Aber jetzt ist ein Vorhängeschloss an der Tür, und wir können nicht mehr in die Wohnung.«
»Bolzenschneider«, sagte ich geistesabwesend, während sich meine Finger in ihrem Mullverband krümmten.
»Wir werden darüber nachdenken«, sagte die Nonne trocken. »Aber ich würde gern wissen, wer uns überwacht. Sie haben gesagt, es wäre das FBI ?«
»Ja, das FBI war bei mir im Krankenhaus und dazu noch jemand von der Homeland Security und vom Branddezernat. Die wissen alles über Ihr Haus und die Immigrantenfamilien. Wahrscheinlich hören sie uns auch bei diesem Gespräch zu, also lassen Sie das mit dem Bolzenschneider!«
»Die belauschen uns?!« Schwester Zabinska war sprachlos vor Wut.
Ich lud sie ein, mich bald mal zu besuchen, damit wir ungestört sprechen konnten. Insgeheim hoffte ich, dass ihr Schwester Frances womöglich etwas über den Mord an Harmony Newsome erzählt hatte.
Lotty hatte mir das Versprechen abgenommen, ihre Wohnung nicht zu verlassen. Aber ich brauchte dringend Bewegung. Ich machte Gymnastik, bis ich fast umkippte, dann telefonierte ich mit Marylin Klimpton in meinem Büro, und schließlich wanderte ich doch wieder rastlos durch Lottys Wohnung. Ihren Fernseher und ihre Bücher beachtete ich nicht, aber als ich in einem Nebenzimmer ihr Nähzeug und eine Schere fand, konnte ich nicht widerstehen. Ich ging ins Bad und fing an, mir die Haare zu schneiden.
Um kurz nach eins, als ich dachte, ich würde vor lauter Untätigkeit durchdrehen, rief der Pförtner an und meldete, dass die Polizei mit mir sprechen wollte. Sie wussten, dass ich entlassen worden war, sie wussten, dass Lotty nicht da war, und sie waren der Ansicht, jetzt könnten sie mich richtig ausquetschen.
Ich setzte meine schwarze Brille auf, um meinen Status als Behinderte zu unterstreichen und fuhr mit dem Aufzug in die Lobby.
Das FBI hatte wieder Lyle Torgeson geschickt, Homeland Security war ebenfalls wieder vertreten, und auch die Frau vom OEM fehlte nicht. Die Polizei von Chicago hatte die beiden Beamten vom Branddezernat geschickt, und da meine Augen jetzt nicht mehr verbunden waren, konnte ich sehen, dass der eine noch sehr jung war, während der andere, ein glatzköpfiger Latino mit tiefen Augenringen, in meinem Alter war.
»Dr. Herschel hat mir nicht erlaubt, so viele fremde Besucher in ihre Wohnung zu lassen«, sagte ich zu dem Mann am Empfangstisch. »Gibt es vielleicht einen Konferenzraum, den wir benutzen können?«
»Bei der Hausverwaltung gibt es ein Besprechungszimmer«, sagte der Pförtner mit zögernder Stimme. »Das ist allerdings nicht sehr groß.«
»Wir können Sie zum Polizeipräsidium an der 35sten Ecke Michigan mitnehmen«, schlug der Latino vom Branddezernat vor.
»Ach, ja? Haben Sie einen Haftbefehl? Wenn nicht, müssen Sie mit dem Besprechungszimmer vorliebnehmen. Wir sind ja nur zu sechst.«
Der Pförtner rief bei der Hausverwaltung an, um zu sehen, ob der Raum frei war. Er bat darum, dass uns jemand abholen sollte, damit er seinen Platz am Empfang nicht verlassen musste.
Es war tatsächlich ein kleines Zimmer, und wir passten kaum hinein, aber ich dachte, wenn sie es nicht zu bequem hatten, würden sie vielleicht nicht lange bleiben. Meine dunkle Brille behielt ich auf, schon um sie zu ärgern. Sie würden meine Augen und vor allem das Zucken meiner Lider beobachten wollen, und das konnten sie jetzt nicht.
»Sie sehen aus, als hätten Sie einen Damenringkampf verloren«, sagte Torgeson. »Oder sind Sie mit den Haaren in den Wäschetrockner gekommen, als Sie noch mal zu den Nonnen geschlichen sind?«
»Sie nehmen das alles auf Band auf, nicht wahr? Dann werden sich die Kolleginnen beim FBI , beim OEM und im Polizeipräsidium sicher freuen, dass Sie« – ich machte eine lange Kunstpause, bis sich alle vorbeugten, weil sie hofften, ich würde irgendeine Art Geständnis ablegen – »wirklich ganz besonders billige sexistische Bemerkungen machen. Sie sollten wirklich –«
»Jetzt reicht’s«, bellte Torgeson. »Sie wissen ganz genau, wovon ich rede.«
Ich schüttelte den Kopf. »Gedankenlesen ist nicht meine Stärke. Und ich habe auch Ihr Telefon nicht angezapft, deshalb weiß ich nicht, was Sie beschäftigt.«
»Ms Warshawski«, sagte der junge Mann vom Branddezernat, »wir wissen, dass Sie das Beth Israel vor vier Nächten verlassen haben und in die Wohnung der Nonne eingedrungen sind.«
Als ich nichts
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