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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Warshawski«, sagte Rivers zu ihm. »Erzähl ihr jetzt, was passiert ist, als sie dich geholt haben.«
    »N-n-ein. Sie wird meine Männlichkeit abschneiden«, flüsterte Kimathi und versteckte sein Gesicht hinter dem Rücken von Rivers.
    »Nein, das kann sie nicht. Sie kann dir nicht wehtun. Wir sind hier zu dritt, um dich zu beschützen. Wir sind größer und stärker als sie. Und nachts bist du auch sicher. Sie kommt nicht durch meine Gitter, Schlösser und Türen.« Ich hielt meine leeren Hände hoch. »Ich kann Ihnen nicht wehtun, Mr Kimathi.«
    Jetzt begann der Maschinist mit leiser Stimme zu sprechen. »Es war alles nur wegen Harmonys Tod. Ich meine, es hat daran gelegen, wie die Polizei darauf reagierte. Den Behörden war ihr Tod völlig egal. Aber Harmonys Bruder nicht. Saul war damals sechzehn. Er hat seine Schwester geliebt, er war stolz auf sie, und für ihn war ihr Tod ein schrecklicher Schlag. Und dann hat ihm Schwester Frances gesagt, dass sie ja etwas tun könnten. Und Saul und Frances haben jeden Sonntag eine Mahnwache vor dem Polizeirevier gehalten und Gerechtigkeit verlangt, wie sie es in der Bürgerrechtsbewegung gelernt hatten. Das Fernsehen war da, und die Zeitungen haben auch darüber geschrieben. Da wusste die Polizei, dass sie etwas tun mussten, weil die South Side sonst wieder hochgehen würde. Und da haben sie sich Kimathi geschnappt.«
    Kimathi zitterte und starrte auf seine Füße.
    »Erzähl der Frau, wie es gewesen ist«, sagte Rivers. »Officer Warshawski kam mit seinem Streifenwagen und hat dich verhaftet …«
    »Er hat mich verhaftet, er hat mich aufs Revier gebracht«, flüsterte Kimathi, und zum ersten Mal trafen mich seine großen, flackernden Augen.
    Ich hielt die Hände offen vor meinen Körper. Mein Herz schlug so heftig, dass der Pulsschlag in meinem Hals mich fast erstickte.
    »Ich war überrascht. Ich wusste nicht, dass ich Harmony totgemacht hatte. Sie war so süß, so hübsch, so besonders. Viel zu besonders für mich. Ich sage dem Officer das, und er sagt: Spar dir das für die Detectives und die Anwälte, mein Sohn, ich bin bloß der Mann mit dem Haftbefehl. Und dann sagt er diese Sachen: Sie haben das Recht zu schweigen und so.«
    »Und dann?« Mein Mund war trocken, und die Worte kamen als heiseres Quäken heraus.
    »Dann kamen die Detectives herein. Sie haben gelacht. Ich bin ein Spaß für sie … ein Mordsspaß. Sie sagen, ich habe Harmony totgemacht. Sie sagen, ich soll ein Geständnis ablegen, ich soll’s mir nicht so schwer machen. Nur, ich konnte mich nicht erinnern, sie getötet zu haben. Ich kann mich heute noch nicht daran erinnern. Die Dämonen kommen, bei Tag und bei Nacht, sie reißen an mir mit ihren Klauen … vielleicht haben die Dämonen Harmony totgemacht. Vielleicht haben sie gesagt: Kimathi, du bist auch ein Teufel, du gehörst jetzt zur Bande. Wie der Pastor immer gesagt hat: Du bist ein Kind des Teufels, du gehörst in die Hölle. Vielleicht haben die Dämonen gesagt: Geh und mach das süße Mädchen tot für uns alle.«
    »Du hast in deinem ganzen Leben niemanden getötet, Kimathi«, sagte Rivers. »Diese Detectives haben deinen Körper zerstört und deinen Verstand. Erzähl der Frau, was sie getan haben.«
    »Sie haben mich angekettet.« Er schämte sich so bei der Erinnerung, dass er zu Boden starren musste. Tränen rannen sein Gesicht hinab. »Sie ketten mich an, sie nennen mich Nigger. Sie sagen, ich soll für sie singen und tanzen. Sie setzen mich auf die Heizung. Sie verbrennen die Haut auf meinem Hintern, bis es blutet. Sie lachen. Sie sagen, dass ich singen soll. Dann legen sie Drähte an meine Männlichkeit, da schicken sie dann Strom durch. Sie sagen: Dieser Niggerboy ist ein guter Tänzer. Sie lachen. Sie sagen, als Nächstes schneiden sie meine Männlichkeit ab. Also sage ich ihnen die Worte, die sie hören wollen, dass ich Harmony totgemacht habe, die süße Tochter von Jesus.«
    Ich krümmte mich vor Abscheu und Scham und spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen.
    »Na, weißes Mädchen? Keine schöne Geschichte, nicht wahr?«, sagte Rivers.
    »Und Tony Warshawski?«, flüsterte ich.
    »Er ist in den Raum gekommen, ein oder zwei Mal. Vielleicht öfter … Mir hat alles so wehgetan, ich habe nicht gezählt.«
    »Und was hat er getan?«
    »Er sagt, dass sie aufhören sollen. Aber sie sagen, er soll nicht so tun, als wäre er Jesus Christus. Es ist doch für deinen Bruder, Warshawski.«

41
    Siehst du meine Dämonen?
    Meine

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