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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Street.
    300 West Roscoe Street? Ungläubig starrte ich auf den Computer. Harvey Krumas war Ernie Rodenko? Nun, auf jeden Fall hatte er in aller Eile ein paar Bauarbeiter angeheuert und seine Adresse als Firmensitz angegeben. Ziemlich leichtsinnig, würde ich sagen. Kein Wunder, dass Petra Ärger bekommen hatte, als sie die Firma im Internet recherchiert und die Angelegenheit mit ihrer lauten, fröhlichen Stimme hinausposaunt hatte! Les Strangwell hatte wahrscheinlich fast einen Anfall gekriegt.
    Ich fühlte mich merkwürdig: heiß und kalt, schwindlig und unsicher. Ich konnte mich in diesem Zustand nicht hinters Lenkrad setzen und fünfzehn Meilen bis zur Schuhmacherwerkstatt von Curtis Rivers fahren, aber es war das Einzige, was mir noch einfiel. Ich musste Steve Sawyer finden, ehe ihn Harvey, Strangwell und Dornick zum Sündenbock für Petras Verschwinden machten!
    Wie ich aus dem Internet-Café heraus und zu meinem Wagen gegangen bin, weiß ich nicht mehr. Und auch nicht, wie ich auf den Ryan Expressway und zur South Side gekommen bin. Ich achtete nicht auf irgendwelche Verfolger. Ich fuhr wie ein Roboter. Erst als ich den Wagen abgestellt hatte und auf dem Bürgersteig stand, kehrte ich wieder zur Erde zurück. Ich lehnte mich an einen Laternenmast und machte ein paar Atem- und Gesangsübungen, um mich wieder so weit zu beruhigen, dass ich das schwere Gespräch führen konnte, das mir bevorstand.
    Kimathi-Sawyer war diesmal nicht auf der Straße, als ich zum Fit for Your Hoof kam. Ich stieß die Tür auf und schob die Leinen im Inneren beiseite. Die Pfeife und das Welcome to Chicago! hatte ich natürlich vergessen und schrak dementsprechend zusammen, als sie ertönten.
    Die Schachspieler saßen wieder an ihrem Tisch. Der Mann mit der Glatze und dem dicken Bauch trug immer noch das T-Shirt mit dem Logo der Maschinisten-Gewerkschaft; der dürre, dunklere trug ein Holzfällerhemd. Curtis Rivers stand hinter der Theke und sah ihnen beim Spielen zu, ein Zahnstocher stand in spitzem Winkel aus seinem Mund vor.
    Auf der Theke lag die Sun-Times . Petra hatte es bis auf die erste Seite geschafft. HABEN SIE MICH GESEHEN? stand als Schlagzeile über einem großen Foto von ihr. Das Radio war immer noch auf NPR eingestellt. Es lief gerade Worldview . Die Männer hatten sich unterhalten, aber als sie mich erkannten, wurde es so still im Raum, dass selbst Jerome MacDonald nur noch zu flüstern schien.
    »Sie sind hier nicht willkommen«, sagte Rivers.
    Ich nickte. »Erzählen Sie mir von Steve Sawyer!«
    »Ich kann Ihnen nur das sagen, was ich Ihnen schon einmal gesagt habe: Sie haben verdammt gute Nerven, dass Sie hierherkommen und mich nach ihm fragen.«
    »Steve Sawyer hat nach dem Prozess seinen Namen geändert, nicht wahr? Er heißt jetzt Kimathi.«
    Rivers schob den Zahnstocher auf die andere Seite des Mundes, blieb aber stumm. Ich entdeckte eine rote Handtasche aus weichem Kalbsleder, das ich sehr liebe.
    »Beim Prozess hat Sawyer-Kimathi darauf gewartet, dass Lamont mit irgendwelchen Fotos kommt, stimmt’s? Aber Lamont ist nicht gekommen.« Ich streckte den Arm aus und machte die Handtasche von der Schnur los, an der sie hing.
    »Fragen Sie doch Ihren Vater danach, Ms Detective. Ach so, ja, der ist ja schon tot. Sehr praktisch, nicht wahr?«
    Ich würde keinen Wutanfall kriegen. Ich würde nicht wegen meines Vaters herumschreien. Stattdessen machte ich die Handtasche auf und starrte hinein. Es gab ein verschließbares Fach für die Brieftasche und eines speziell für das Handy.
    »Wenn Sie sich so genau an Tony Warshawski erinnern«, sagte ich, »dann erinnern Sie sich doch bestimmt auch an George Dornick.«
    Die kalten Augen auf der anderen Seite der Theke verrieten nichts.
    »Und Sie haben auch die Nachricht gelesen, dass meine Cousine vermisst wird.« Ich machte erneut eine Pause, erhielt aber nach wie vor keine Antwort.
    Rivers hob die Zeitung hoch, die auf der Theke lag. »Hübsches weißes Mädchen«, sagte er. »Das macht natürlich Schlagzeilen. Es wird nicht lange dauern, bis die Polizei einen Schwarzen gefunden hat, dem sie das anhängen kann.«
    Die Schachspieler betrachteten mich, als wäre ich eine ganz besonders interessante Stellung auf ihrem Brett. Ich hob den Blick und sah Rivers an.
    »Den haben sie schon gefunden.«
    Rivers stellte das Radio ab. Die Stille war jetzt vollkommen. Ich fand ein Preisschild im Inneren der Handtasche: fünfhundertdreißig Dollar. In der Stadt würde ich dafür das

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