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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Hände.
    »Die Detektivin war heute da«, sagte Ella. »Sie hat ein Foto von Lamont mitgenommen, sie wird mit Leuten reden und Fragen stellen. Bist du jetzt glücklich?«
    Claudia drückte die Hand ihrer Schwester: Ja, danke, das macht mich glücklich.
    »Vielleicht findet sie ja den Jungen sogar. Und was wird dann?«
    »’ass un’ Angs’«, hauchte Claudia mühsam. »’ass un’ Angs’ imm’ falsch, Ellie. Mach’ dich ’apputt.«
    Sie hatte Schwierigkeiten, mit ihren Lippen die Worte zu formen. Tagsüber, bei der Sprachtherapeutin, gab sie sich Mühe, aber abends, bei ihrer Schwester, ließ sie die Silben einfach heraus, wie sie kamen.
    Hass und Angst immer falsch. Macht dich kaputt . Ella wusste schon deshalb, was ihre Schwester zu sagen versuchte, weil sie es in den fünfundachtzig Jahren ihres gemeinsamen Lebens schon so oft gesagt hatte. Pastorin Karen dachte, dass es eine besondere Empathie zwischen den Schwestern gäbe, die es Ella erlaubte, alles zu verstehen, was Claudia sagte, aber es war nur Gewohnheit. Sie stellte das Kopfteil des Betts hoch und half ihrer Schwester, ein bisschen von dem Hackbraten, dem Kartoffelbrei und der grellgrünen Götterspeise zu essen.
    »’ank ’ir, Ellie.« Claudia ließ sich wieder zurücksinken, und Ella blieb bei ihr sitzen, bis ihre Schwester in ihren leichten Schlaf zurückfiel.

5
    Es ist ein Vogel … Es ist ein Flieger … Nein! Es ist meine Supercousine!
    Für den Verkehr gilt heute Mark Twains Sinnspruch übers Wetter: Alle schimpfen darüber, aber keiner tut was dagegen. Leider stimmt das auch für mich: Ich schimpfe zwar über die vielen Staus, kann mich aber auch nicht dazu durchringen, das Auto mal stehen zu lassen. Der Grund ist natürlich der, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in Chicago so miserabel sind. Wenn ich meine Klienten mit Hochbahn und Bussen besuchen wollte, hätte ich zum Schlafen gar keine Zeit mehr. Meine Heimfahrt dauerte über vierzig Minuten, die Zeit für den Besuch im Supermarkt nicht mitgerechnet, dabei hatte ich bloß zwölf Kilometer zu fahren.
    Als ich endlich zwischen einem funkelnagelneuen Nissan Pathfinder und einem klobigen Toyota Scion ein bescheidenes Plätzchen für meinen Mustang gefunden hatte, konnte ich mich nicht dazu aufraffen, aus dem Auto auszusteigen. Sobald ich ins Haus kam, würden mein Nachbar und meine zwei Hunde sich auf mich stürzen, weil es sie nach Gesellschaft und – im Fall der Hunde – nach einem Spaziergang verlangte.
    »Ein bisschen joggen wird mir guttun«, wiederholte ich wie ein Mantra, blieb aber noch immer sitzen. Ich starrte durch das Schiebedach in die Bäume.
    Im Juni kommt der Sommer sogar in die Großstädte. Seit ich Umbriens üppige grüne Hügel gesehen hatte, verstand ich, warum meine Mutter selbst im Schatten der Hochöfen einen Garten anzulegen versucht hatte. Dabei war es so hoffnungslos. Spätestens im Juli waren die Blätter ihrer Pflanzen und Sträucher im Rauch und Schwefel erstickt. Genauso wie die Kamelie im Wohnzimmer. Trotzdem brachten die Bäume jedes Frühjahr neue Knospen hervor. Dieses Jahr, schienen sie zu sagen, dieses Jahr wird es anders. Vielleicht war es mit meinen Vorahnungen über die neue Klientin genauso. Vielleicht war mein Pessimismus diesmal ganz unangebracht.
    Nachdem ich Miss Ellas Apartment verlassen hatte, ging ich noch einmal zu Karen Lennons Büro. Miss Ella hatte einen Vertrag unterschrieben, der ihr Ermittlungen im Wert von tausend Dollar versprach, also praktisch zwei Tage zum halben Honorar, das in mehreren Raten gezahlt werden sollte.
    Die Seelsorgerin war gerade irgendwo im Haus unterwegs, und ich setzte mich auf einen zerkratzten Plastikstuhl und wartete fast eine Stunde auf sie. Ich musterte ihre Bücher über Pastoraltheologie für Afro-Amerikaner und Frauen, las ein paar Seiten und fing schließlich eine Internet-Recherche für einen anderen Klienten an, eine Anwaltskanzlei, die sehr gut zahlt. Ich surfe nicht gern mit dem Handy – das Display ist mir zu klein, und es dauert ewig, bis die Texte geladen sind. Aber Karen Lennons Computer war passwortgeschützt.
    Als die Pastorin schließlich zurückkam, war sie in Eile. Sie versuchte, mich pastoral anzulächeln, aber sie wollte offensichtlich nach Hause oder sonst irgendwo hin. Also begleitete ich sie in die Tiefgarage.
    »Haben Sie gewusst, dass Lamont Gadsden schon seit vierzig Jahren vermisst wird?«, fragte ich sie.
    Karen Lennon war noch sehr jung. Sie biss sich auf die Unterlippe,

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