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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Steve Sawyer verurteilt worden war. Warum hatte sie das nicht erwähnt? Warum boykottierte sie die Untersuchung, die sie selbst in Gang gebracht hatte? Und warum hatte ich Steve Sawyer nicht gefunden, als ich ihn in den Datenbanken der Strafanstalten gesucht hatte? Genauso wenig wie Lamont Gadsden selbst. Saß Lamont womöglich auch irgendwo im Gefängnis, ohne verzeichnet zu sein?
    Ich kam an Studenten mit verkniffenen Gesichtern vorbei, die sich Sorgen wegen ihrer Examen machten. Oder hatten sie Liebeskummer? Zu meiner Zeit machten viele sich Sorgen, dass man sie einziehen und nach Vietnam schicken könnte. War Lamont Gadsden vielleicht auch dort drüben gelandet? Hatte er einfach vergessen, seiner Mutter zu sagen, dass er einen Einberufungsbefehl erhalten hatte? Lagen seine Knochen in einem Dschungel in Südostasien?
    Ehe ich ins Büro ging, machte ich noch einen Umweg zum Lionsgate Manor. Miss Ella öffnete die Tür, so weit es die Sperrkette zuließ, bat mich aber nicht herein.
    Ich fragte sie nach Steve Sawyer. »Sie wussten doch, dass er ins Gefängnis geschickt worden war, als Sie Pastorin Karen den Namen genannt haben, oder?«
    »Bitte nicht in diesem Ton, junge Frau! Sie wollten die Namen von Lamonts Freunden. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich diese Freunde nicht mochte, und jetzt wissen Sie auch, warum.«
    Ich musste mir alle Mühe geben, meine Auftraggeberin nicht anzuschreien. »Was ist mit Lamont? Ist er auch im Gefängnis?«
    »Wenn ich wüsste, wo er ist, hätte ich Sie nicht gebeten, nach ihm zu suchen.«
    So ging es noch ein paar Minuten. Entweder wusste sie nicht, wo Steve Sawyer war, oder sie wollte es mir nicht sagen. Schließlich gab ich auf. Innerlich verfluchte ich Pastorin Karen, Miss Ella und letztlich auch mich. Warum hatte ich auch diesen Auftrag angenommen?
    Trotzdem rief ich noch – nur um ja nichts versäumt zu haben – im Pentagon an, als ich ins Büro kam, und fragte, ob sie irgendwelche Informationen über Lamont Gadsden aus Chicago hätten. Ich erwartete eigentlich gar nichts, deshalb war ich überrascht, als die Frau am anderen Ende sagte, Lamont sei tatsächlich aufgefordert worden, sich im April 1967 bei der Einberufungsbehörde zu melden. Da er dieser Aufforderung aber nicht nachgekommen sei, gelte er offiziell noch heute als fahnenflüchtig.
    »Haben Sie denn nicht versucht, ihn zu finden?«, fragte ich.
    »Ach, Schätzchen«, sagte die Pentagon-Frau, »ich war damals noch gar nicht geboren. Aber die Verantwortlichen haben vermutlich gedacht, dass er einer von den zehntausend Jungs war, die sich in Kanada oder irgendwo in ihrer direkten Nachbarschaft vor den Einberufungsbefehlen versteckt haben. Wenn sie nicht mit der Justiz in Konflikt geraten sind, einen Führerschein oder einen Kredit beantragt haben oder von jemandem angezeigt worden sind, haben wir diese Leute so gut wie nie gefunden.«
    Womit ich wieder bei null war. Das stimmte allerdings nicht ganz: Ich musste jetzt noch zusätzlich Johnny the Hammer in meine Suche einbeziehen, und ich wusste, was mit Steve Sawyer geschehen war, jedenfalls bis zum 30. Januar 1967.
    In Vic Warshawskis Abwesenheit
    »Die Detektivin war wieder da.« Ella drückte die linke Hand ihrer Schwester, um sicher zu sein, dass ihr Claudia zuhörte. »Dieses weiße Mädchen. Ich hab dir von ihr erzählt.«
    Die verkrümmten Finger ihrer Schwester drückten sich in Miss Ellas Handfläche. Ja, ich höre zu. Ja, ich weiß, dass sie weiß ist.
    »Sie hat das Geld, das ich ihr zugesagt habe, praktisch verbraucht, aber sie hat nichts herausgefunden.«
    Claudias linker Mundwinkel fing an zu zittern, und Tränen liefen ihr übers Gesicht. Seit dem Schlaganfall weinte sie häufig. Sie war schon immer emotionaler als ihre Schwester gewesen. »So eine warmherzige Persönlichkeit«, sagten die Leute immer. Was nur dazu führte, dass ihre Schwester sich noch kälter und verbitterter vorkam. Geweint hatte Claudia allerdings selten. Genau wie Ella hatte sie schon früh im Leben gelernt, dass Tränen ein Luxus für Babys und reiche Leute waren. Ein toter Spatz auf der Straße konnte ihr zwar das Herz brechen, aber deshalb fing sie noch lange nicht an zu heulen.
    Jetzt allerdings musste man sehr aufpassen, wenn man mit ihr sprach. Ella hatte das Gefühl, dass sie wieder in die Vergangenheit zurückversetzt worden war, als sie fünf Jahre alt und Claudia das Hätschelbaby der ganzen Nachbarschaft war. Diese weichen braunen Locken, das unwiderstehliche Lachen . Sogar

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