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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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auf das viel zu kleine Grundstück gequetscht worden war, sodass seine Nachbarn auch nicht weiter von ihm entfernt waren als auf der South Side. Aber zum Wasser waren es nur ein paar Schritte.
    Auf dem Expressway hatte ich über eine Strategie nachgedacht, mit der ich Alito dazu bringen konnte, mit mir zu reden. In einem der Seminare während meiner Ausbildung hatte ich gelernt, wie man eine erfolgreiche Befragung durchführt: Lassen Sie Ihren Gesprächspartner glauben, Sie seien auf seiner Seite. Fangen Sie keinen Streit an. Schaffen Sie eine gemeinsame Basis. Also, Larry, haben Sie Steve Sawyer gefoltert? war vermutlich keine gute Eröffnung. Besser wäre: Also, Larry, wir sind uns doch einig, dass es unvermeidlich und nützlich war, Sawyer zu foltern.
    Alitos Frau öffnete die Tür. Sie war deutlich jünger als ihr Ehemann, ungefähr Mitte fünfzig, und trug verblasste rote Locken und khakifarbene Cargo-Hosen. Sie begrüßte mich ohne Herzlichkeit oder Lächeln, aber sie schlug mir auch nicht die Tür vor der Nase zu. Als ich ihr sagte, ich sei die Tochter eines ehemaligen Kollegen ihres Mannes, entspannte sie sich ein wenig.
    »Larry ist gerade vom Golfspielen zurückgekommen. Er steht noch unter der Dusche. Er ist bestimmt in ein, zwei Minuten fertig. Ich mach gerade das Abendessen …«
    Die letzte Bemerkung versickerte im Unbestimmten, so als hätte sie Angst, dass ich mitessen wollte. Ich versicherte ihr, dass ich gerade gegessen und nicht viel Zeit hätte. Ob ich im Auto warten sollte? Das erinnerte sie so weit an ihre Manieren, dass sie mich in den Garten einlud, wo sie gerade die Hamburger auf den Grill legen wollte.
    Dazu mussten wir allerdings erst durchs Haus gehen, und als wir durchs Wohnzimmer kamen, fühlte ich mich sehr an Miss Ella erinnert. Nur hatte sich Mrs Alito auf Engel und Kätzchen aus Porzellan spezialisiert, während gläserne Dschungeltiere hier fehlten. Alles war sauber und ordentlich arrangiert, bis hin zu den kleinen Milchschälchen, die vor den Kätzchen standen. Meine Kopfhaut fing an zu jucken. Die Ausstellung erweckte irgendwie einen verzweifelten Eindruck. Aber natürlich machte ich ein paar höfliche Kommentare darüber, wie charmant ich das alles fände, als wir die Küche durchquerten.
    »Es ist natürlich ein kleines Haus«, sagte sie, »aber ich bin ja mit Larry allein. Unser Sohn wohnt in Michigan, und wenn er zu Besuch kommt, stecken wir seine Kinder einfach in das Hochbett im Wintergarten. Setzen Sie sich doch nach draußen, ich hole Larry.«
    Ich ging auf die Terrasse hinaus und sah mich um. Der See lag am Ende einer kleinen Straße, ungefähr dreißig Meter südlich des Hauses. Man konnte das Wasser durch die Trauerweiden und Büsche glitzern sehen, die am Ufer standen. Auch die Nachbarn waren beim Grillen; die Grundstücke waren so klein, dass die Spareribs und die Hühnerschenkel praktisch unter meiner Nase lagen. Trotz des Hotdogs, den ich gegessen hatte, knurrte mir noch immer der Magen. Am liebsten wäre ich über den Zaun gesprungen und hätte mir einen Hühnerschenkel gegriffen.
    Plötzlich hörte ich aus einem Fenster im Obergeschoss eine männliche Stimme: »Du hast nicht mal nach ihrem Namen gefragt? Sag mal, Hazel, denkst du denn überhaupt niemals nach?«
    »Mein Gott, Larry, glaub doch nicht immer, dass dich jeder betrügen will!«
    »Hast du wenigstens gefragt, was sie will?«
    »Wenn Sie mich als Sekretärin beschäftigen wollen, müssen Sie mich besser bezahlen, Mr Alito.« Hazels Stimme klang mindestens ebenso verführerisch wie ironisch – ein verstörender Einblick in die Mechanismen dieser Beziehung.
    Alito knurrte etwas, aber die eheliche Auseinandersetzung schien beendet, und eine Minute später kam er auf die Terrasse hinaus. Sein schütteres, streng zurückgekämmtes schwarzes Haar war noch feucht von der Dusche, und seine Augen waren fast so rot wie seine Nase. Er hatte eine Dose Bier in der Hand, und nach seiner Fahne zu urteilen, war das schon die vierte oder fünfte an diesem Nachmittag.
    »Detective! Ich bin V. I. Warshawski, die Tochter von Tony Warshawski.«
    »Ach, wirklich?« Er musterte mich ohne jede Begeisterung.
    »Ja, wirklich«, sagte ich strahlend. »Ich habe vor ein paar Tagen ein Foto von Ihrem alten Baseball-Team gefunden. Mein Daddy war immer der erste am Schlag … stimmt’s?«
    »Wie ging das noch? Tony Warshawski der Erste, und was war das Zweite? «
    Ich lachte brav über den alten Witz. »Wissen Sie, mein Vater ist

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