Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

seinem … Ehrenkodex gepasst. Aber mit diesem Steve Sawyer ist etwas passiert, nachdem ihn mein Vater verhaftet hat. Die Männer, die Sawyer kennen, sagen mir nicht, was es war, aber sie machen Andeutungen, und ich muss wissen, was da passiert ist.«
    Mallory war immer noch außer sich. »Und wenn ich es wüsste, dir würde ich es nicht sagen. Du würdest es glatt an den Daily Worker oder ein anderes linkes Hetzblatt geben und den Namen deines Vaters …«
    »Hör auf!«, sagte ich und setzte mich müde hin. »Es ist nicht einfach, das Kind eines Polizisten zu sein, wenn man weiß, was manche Leute so treiben, die sich hinter dem Polizeiabzeichen verstecken. Aber wenn Tony nicht mit dir über die Verhaftung von diesem Sawyer geredet hat, dann hat er eben nicht darüber geredet. Wahrscheinlich heißt das ja, dass alles in Ordnung war. Ich kann ja mal versuchen, mit Dornick oder Alito darüber zu reden.«
    »George Dornick und Larry Alito?« Mallory wurde plötzlich still und lehnte sich vorsichtig in seinem Sessel zurück. »Waren das die Ermittlungsbeamten? Oje! Dornick ist heute eine große Nummer da draußen mit seinem privaten Sicherheitsdienst. Würde mich interessieren, wie du es anstellen willst, mit ihm zu reden.«
    »Und Alito?«
    »Der soll sich nach seiner Pensionierung aufs Land zurückgezogen haben, hab ich gehört. In die Gegend der Chain of Lakes.« Er schüttelte den Kopf. »Sag mir Bescheid, wie du mit den beiden zurechtkommst. Wenn du eins auf die Nase kriegst, schicke ich den beiden einen Dankschreiben auf Büttenpapier.«
    Ich stand auf und machte mich auf den Weg zur Tür. Dann drehte ich mich noch einmal um. »Rate mal, wer der Pflichtverteidiger von Sawyer war. Arnie Coleman!«
    »Ja, und?«
    »Als ich damals bei ihm gearbeitet habe, hat er so viele Deals mit der Anklagevertretung gemacht, dass man dachte, er wäre der Gehilfe des Staatsanwalts. Na ja, es hat sich für ihn gelohnt: Jetzt ist er Richter am Appellationsgerichtshof. Bei der großen Party auf dem Navy Pier hat er Harvey Krumas fast auf dem Schoß gesessen.« Als Bobby nicht reagierte, fügte ich hinzu: »Und George Dornick ist der Berater von Brian Krumas in Sicherheitsfragen.«
    »Was willst du damit sagen, Vicki? Dass Krumas viele Leute kennt?« Bobby schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ach, jetzt verstehe ich! Harvey Krumas hat vor vierzig Jahren den Prozess gegen diesen Sawyer manipuliert! Er war zwar erst zwanzig Jahre alt und hatte keinerlei Einfluss, aber …«
    »Seinem Vater gehörte immerhin Ashland Meats«, sagte ich.
    »Ach, das war doch bloß eine kleine Klitsche, ehe Harvey sie übernahm. Als ich zur Polizei kam, hat Dornick immer Witze darüber gemacht. ›Harvey‹ , hat er immer gesagt, ›eure Bullen haben mit Abstand die kleinsten Eier!‹ Na ja, ist auch egal …«
    »Dornick hat Harvey damit aufgezogen?«, fragte ich. »Aber Harvey war doch nie Polizist, oder?«
    »Nein, nein. Harvey und Dornick sind beide in Gage Park aufgewachsen. Dein Onkel Peter hat auch zu der Clique gehört.« Er schüttelte den Kopf. »Sag mal, worauf willst du eigentlich hinaus? Willst du ernsthaft behaupten, Harvey hätte Coleman veranlasst, seinen Mandanten an die Staatsanwaltschaft zu verkaufen? Willst du behaupten, Dornick hätte den Täter zu einem falschen Geständnis gezwungen? Und heute dürfen die beiden Harveys Sohn deswegen den Arsch ablecken, wenn du meine Ausdrucksweise entschuldigst? Und meinst du im Ernst, dein Vater würde heute auch zu dieser feinen Gesellschaft gehören, weil er Sawyer für Krumas gefoltert hat?«
    Ich verließ das Polizeipräsidium mit rotem Kopf und zusammengepressten Lippen, aber als ich wieder in meinem Büro war, setzte ich mich an den Computer und suchte nach weiteren Informationen über Alito und Dornick. Bobby hatte mich in die Enge getrieben, aber als ich die Namen der beiden Expolizisten erwähnte, war er nachdenklich geworden. Zum Chicago Police Department gehörten über dreizehntausend Beamte. Natürlich war Bobby schon sehr lange dabei und kannte bestimmt eine Menge Leute, aber doch nicht alle dreizehntausend Mann. Trotzdem hatten diese beiden Namen ihn aufhorchen lassen.
    Aber vielleicht sollte ich seine Reaktion auch nicht überbewerten, schließlich war Dornick heute eine große Nummer in der Stadt.
    Das hinderte mich aber nicht daran, im Netz nach Dornick zu suchen. Es gab Tausende Treffer. Als er den Dienst quittierte, gründete Dornick die Firma Mountain Hawk