Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
Augen und meinen Mund. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Hazel hatte den Gartenschlauch aufgedreht und auf mich und ihren Ehemann gerichtet.
Schwer atmend fuhren wir auseinander. Ich starrte ihn noch einen Augenblick keuchend an, dann wandte ich mich ab und ging auf die Küchentür zu.
»So nass, wie Sie sind, können Sie aber nicht durchs Haus gehen«, rief Hazel in ihrer emotionslos näselnden Stimme hinter mir her. Sie zeigte auf den schmalen Fußweg, der zwischen dem Haus und dem Nachbargrundstück zur Straße hinaufführte. Ich folgte ihrem Hinweis ohne einen weiteren Blick auf ihren Mann.
Während ich langsam zu meinem Wagen hinauftrottete, glaubte ich, hier und da Vorhänge zucken zu sehen. Wenn ich mit Larry Alito leben müsste, würde ich keine Porzellankätzchen sammeln, sondern Knüppel, Macheten und Äxte.
17
Der nette Mann von Mountain Hawk
Auf dem Heimweg fuhr ich erst einmal ostwärts bis zum Lake Michigan, ehe ich mich nach Süden wandte. Ich blieb die ganze Zeit auf örtlichen Landstraßen. Die Fahrt dauerte schon wegen der Ampeln in den kleinen Ortschaften viel länger, aber die kühle Brise, die von dem großen See herüberwehte, war sehr erfrischend. Außerdem hatte ich ohne den Stau und die Aggressionen auf dem Expressway den Kopf frei und konnte nachdenken.
Als ich schon ein gutes Stück auf der Uferstraße gefahren war, hielt ich an und ging zum See hinunter. Das Wasser war in der Abenddämmerung silbrig-rot, ich sah die Scheinwerfer der Autos in der Ferne, aber hier am Strand war ich allein. Grillen und Frösche lärmten um mich herum.
Alito war nicht überrascht gewesen, als ich bei ihm auftauchte. Wer hatte ihn vorgewarnt? Ich hoffte bloß, dass es nicht Bobby gewesen war. Das hätte hässliche Schlussfolgerungen zugelassen, die ich einfach nicht wahrhaben wollte. Der beste Freund meines Vaters konnte nicht gemeinsame Sache machen mit einem betrunkenen, verkommenen Polizisten wie Larry Alito.
Hatte Coleman ihn angerufen? Nach unserer Auseinandersetzung bei der Navy-Pier-Party? Ich versuchte, mich daran zu erinnern, was ich alles zu ihm gesagt hatte. Petra hatte herausposaunt, dass ich an einem Fall arbeitete, der mit den Sechzigerjahren in Gage Park zu tun hatte. Und dann hatte ich Johnny Merton erwähnt. Wenn Coleman wegen des Sawyer-Prozesses ein schlechtes Gewissen hatte, dann hatte er vielleicht den Zusammenhang erkannt, obwohl ich mir kaum vorstellen konnte, dass mein ehemaliger Chef ein Gewissen hatte.
Außerdem wusste ich jetzt, dass Alito den Namen Lamont Gadsden kannte. War Lamont also doch sein Informant gewesen? Hatte Merton ihn dafür bestraft, dass er ein Verräter war? The Hammer war zu allem fähig. Ein Mord war kein Problem für ihn.
Tony hätte dasselbe gesagt. Das war das Schlimmste. Alito behauptete, dass ein Gefangener in seiner Obhut sich durch einen Sturz in seiner Gefängniszelle ein blaues Auge und eine blutige Nase geholt hätte. Und mein Vater würde das bestätigen, wenn er noch lebte.
»Nein, das hätte er nicht, du dreckiges, verlogenes Schwein«, sagte ich. »Du denkst, weil Tony tot ist, kannst du ihn in den Dreck ziehen, aber das kannst du nicht, du elender Mistkäfer.«
Plötzlich fiel mir ein lange zurückliegender Weihnachtstag wieder ein. Mein Herz pochte, und ich dachte, ich müsste ersticken. Gleich hier, am Ufer des Michigansees. Ich hatte schon im Bett gelegen, meine Eltern waren in der Küche, und ich hörte beruhigendes Lachen von unten heraufdringen. War Bobby dabei gewesen? Oder hatte irgendein anderer Freund ein Glas Rotwein mit ihnen getrunken? Jedenfalls war dann Alito gekommen und hatte mit meinem Vater gestritten.
»Du hast doch deine Beförderung? Reicht dir das nicht?« , hatte mein Vater gefragt, und Alito hatte gesagt: »Willst du, dass er ins Gefängnis kommt?«
Ich war aufgestanden und hatte mich im Nachthemd ein Stück weit die Treppe hinuntergeschlichen, bis meine Mutter mich entdeckte und scharf nach mir rief. Ich war hastig wieder nach oben geflohen und hatte mein Ohr auf die Dielen gepresst, um etwas zu hören. Aber mein Vater und Alito hatten die Stimmen gesenkt.
Wer wäre da ins Gefängnis gekommen? Worüber hatten die beiden gestritten?
Meine Bluse war immer noch nass von der Gartenschlauchdusche, und die Abendbrise, die über den See wehte, ließ mich frösteln. Langsam ging ich zu meinem Mustang zurück und versuchte, weitere Einzelheiten von damals aus meinem Gedächtnis zu fischen.
In Highwood machte ich
Weitere Kostenlose Bücher