Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
Anträge stellte, das Gebäude für »haustierfrei« zu erklären, bislang aber immer daran gescheitert war, dass die koreanische Familie aus dem dritten Stock mit ihren drei Katzen Mr Contreras und mich unterstützte.
»Die Hunde tun Ihnen nichts!«, rief Petra. »Die sind super-freundlich. Schauen Sie mal! Mitch frisst mir direkt aus dem Mund, stimmt’s alter Junge?«
Sie nahm einen Taco zwischen die Zähne und lockte den Hund mit der Hand, der an ihr hochsprang und sich den Happen schnappte. Ehe Dr. Dankin einen Schlaganfall bekam oder die Polizei rief, scheuchte ich meine Truppe rasch ins Wohnzimmer von Mr Contreras.
»Die Holzkohle ist gerade schön durchgebrannt«, strahlte der alte Mann. »Wir hätten keine fünf Minuten mehr auf Sie warten können, Puppe. Ich lege die Steaks jetzt gleich auf den Grill.«
Italienische Mutter hin oder her, ich mag Spumante nicht besonders. Während Mr Contreras die Steaks – ein Geschenk von Onkel Peter – in den Garten hinaustrug, kippte ich den Sekt in die Spüle und schlich mich nach oben, um meinen Whisky zu holen. Ich schaute sehnsüchtig auf meine Badewanne und entschloss mich dann zu einer schnellen Dusche. Mit frisch gewaschenen Haaren, sauberen Kleidern und einem Glas Johnnie Walker in der Hand fühlte ich mich stark genug, um mich dem Ansturm der extrovertierten Persönlichkeiten im unteren Stockwerk zu stellen.
Sie waren jetzt alle draußen im Garten. Die Hunde standen in Habtachtstellung vor dem Grill, für den Fall, dass ein Steak herunterfiel. Petras helles Lachen drang die hintere Treppe herauf. In der Wohnung neben mir hörte ich Jake Thibaut auf seinem Bass spielen. Ach, wie gern hätte ich mich jetzt mit meinem Whisky auf die Treppe gesetzt und der Musik zugehört. Aber mein Pflichtbewusstsein trieb mich in den Garten hinunter.
»Bedeutet deine Beförderung, dass du jetzt direkt für Brian Krumas arbeiten darfst?«, fragte ich Petra.
»Das wäre schön! Oder vielleicht auch nicht. Auf den höheren Ebenen der Kampagne trägt man so viel Verantwortung. Man muss darauf achten, dass alle Fakten für die Reden stimmen, dass Brian weiß, wer was über ihn sagt und worüber er nachdenken muss. Ich fühle mich als Arbeitsbiene ganz wohl, obwohl ich jetzt ein Gespräch mit Mr Strangwell gehabt habe – das ist Brians wichtigster Berater. Er möchte, dass ich ihm alles mitteile, was ich auch meiner richtigen Chefin berichte.«
»Das klingt so, als hättest du einen mächtigen Sprung nach oben gemacht«, sagte ich. »Was hält deine Chefin davon?«
»Ach, Tania ist es gewohnt, dass es in dem Laden ständig Bewegung gibt. Wäre schön gewesen, wenn du sie auf der Party kennengelernt hättest, aber sie war ziemlich beschäftigt.«
»Wie ist Strangwell denn so?« Ich hatte ihn nie persönlich kennengelernt, aber man kann sich nicht in den Entscheiderkreisen Chicagos bewegen, ohne immer wieder auf seinen Namen zu stoßen. Wenn er sich so intensiv um Brian Krumas kümmerte, dann hieß das wohl, dass die Demokraten noch einiges mit ihrem Kandidaten vorhatten – bis hin zu einer Präsidentschaftskandidatur nach dem Ende der Amtszeit von Barack Obama.
Petra schüttelte sich. »Er ist ein bisschen unheimlich, weil er alles so tierisch ernst nimmt. Wir anderen bei der Kampagne sind alle so jung. Wir machen dauernd Witze und lachen viel bei der Arbeit, aber er ist richtig finster. In meiner Gruppe nennen ihn alle den »Strangler«, den Chicago Strangler natürlich. Wenn er dich ansieht und sagt, er möchte, dass du etwas für ihn tust, dann hast du das Gefühl, du musst sofort alles stehen und liegen lassen. Und selbst dann hast du immer noch Angst, es wäre nicht gut genug.«
»Was will er denn von dir?«
»Eigentlich dasselbe wie bisher: Ich soll Ausschau halten, ob es irgendwelche Schmutzkampagnen gegen Brian gibt. Nur noch etwas spezieller, verstehst du?« Sie stürzte ihren Spumante hinunter. »So, jetzt reicht’s aber mit der langweiligen alten Kampagne. Hast du heute wieder irgendwelche Schlangenbeschwörer besucht?«
»Schlangenbeschwörer? Ach so! Anacondas! Sehr witzig. Ich werde Johnny Merton davon erzählen. Mal sehen, wie er reagiert. Nein, nein, ich habe nur in der Vergangenheit rumgewühlt. Noch langweiliger als deine Kampagne, das kann ich dir sagen.«
»Warum machst du es dann? Versuchst du einen Verbrecher zu finden, der seit hundert Jahren flüchtig ist, oder so was? Willst du bei America’s Most Wanted mitmachen?«
»Wenn Vic sich um alte
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