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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Verbrechen kümmert«, sagte Mr Contreras, »dann macht sie das nur, um dem FBI oder der Polizei zu beweisen, dass sie den Falschen verhaftet haben. Immer nach dem Motto: Wenn man nicht alles selber macht …« Man spürte, dass mein Nachbar das nicht etwa als Kompliment meinte.
    »Und?«, fragte Petra mit großen Augen. »Haben sie den falschen Mann eingesperrt?«
    »Ich weiß nicht, ob der Mann, den ich suche, schuldig ist oder unschuldig. Vor allem ist er verschwunden.«
    »Dann lassen Sie ihn doch in Ruhe«, sagte Mr Contreras grob.
    »Das würde ich vielleicht«, sagte ich langsam. »Aber ich habe die Prozessprotokolle gelesen … und mein Vater war der Mann, der ihn verhaftet hat. Und … ich will wissen, was dabei passiert ist.«
    »Dann sollten Sie die Sache erst recht auf sich beruhen lassen«, sagte Mr Contreras. »Weiß der Himmel, was Ihr Vater in seinem Job alles erlebt hat. So wie Sie immer alles verdrehen, interpretieren Sie am Ende noch alles ganz falsch.«
    »Und was ist, wenn er einen hilflosen Gefangenen zusammengeschlagen hat?«, schrie ich. »Wie soll ich das bitte interpretieren?«
    »Na, wenn schon. Im Gerichtssaal sieht jeder Täter hilflos und schwach aus, aber wer weiß schon, was er bei seiner Verhaftung getan hat? Hat er eine Pistole gehabt? Hat er Ihren Vater angegriffen? Vielleicht hat er ihn ja bedroht. Man kann eine Geschichte nicht nur vom Ende her betrachten, Cookie, man muss auch die Mitte und den Anfang kennen.«
    »Onkel Sal hat recht«, stimmte Petra ihm zu. »Ich habe Onkel Tony ja nicht gekannt, aber Daddy redet sehr viel über ihn. Er war ein guter Mensch, Vic. Du darfst nicht irgendwelche Geschichten erfinden, die ihn schlecht dastehen lassen.«
    »Das tue ich ja nicht. Ich weiß besser als jeder von euch, was für ein Mensch er war. Ich bin mit ihm aufgewachsen.« Müde strich ich mir über die Stirn. »War dein Vater eigentlich 1967 noch hier, Petra? Ich weiß gar nicht mehr, wann er nach Kansas City gezogen ist.«
    Sie ließ ein Lächeln aufblitzen, das mich geradezu schmerzlich an meinen Vater erinnerte. »Ich war damals noch nicht auf der Welt, deshalb weiß ich es nicht genau, aber ich glaube, der Hauptsitz von Ashland Meats ist 1970 oder 1971 nach Kansas City verlegt worden. Meine Eltern haben jedenfalls erst 1982 geheiratet. Meine Mutter war in Kansas City ein Star. Sie ist bei der Viehzüchtermesse zur Königin des American Royal gewählt worden. Die beiden sind also gewissermaßen das amerikanische Fleisch-Königspaar.«
    Ich lachte pflichtschuldigst. »Ich frage mich, ob sich dein Vater noch an den Sommer 1966 erinnert. Damals hat er doch mit unserer Großmutter noch an der Fairfield Avenue gewohnt. Eigentlich müsste er sich auch an die Krawalle im Marquette Park erinnern.«
    »Er sagt immer, das sei für die South Side der Anfang vom Ende gewesen«, erklärte Petra. »Die Nachbarschaft hat angefangen, sich zu verändern. Grandma Warshawski musste nach Norden ziehen, weil die Kriminalität immer schlimmer geworden ist.« Meine Cousine scharrte nervös mit dem Fuß auf dem Rasen herum, als sie meine Reaktion spürte.
    Die Bruchlinien der Rassengegensätze durchzogen eben nicht nur die Stadt und die South Side, sondern auch meine Familie. Meine Großmutter hatte geweint, als sie wegzog. Es hatte mich schockiert, eine alte Frau weinen zu sehen. Ich war noch ein Kind.
    Großmutter Warshawski hatte es mir zu erklären versucht. »Ich weiß, wie schwer es ist, als Fremder in diesem Land zu leben, kochanie , aber ich kenne diese Schwarzen nun mal nicht. Großvater ist tot, und Peter wird sicher bald eine Frau finden. Meine Freundinnen sind alle weg. Ich kann nicht allein hierbleiben. Ich habe Angst, die einzige weiße Frau zu sein, die in der Straße wohnt.«
    Ich war damals elf gewesen. Ich hatte mit ihr gestritten – ich war immer schon angriffslustig und selbstgerecht. War das der Grund, weshalb es mir so schwerfiel, mit jemandem zusammenzuleben? War es die Besserwisserei, die Mr Contreras mir gerade vorgeworfen hatte?
    »Na ja, ich glaube nicht, dass mein Vater seinem Bruder damals viel anvertraut hat«, sagte ich, »oder dass sich Peter noch daran erinnern würde, nach all der Zeit. Er musste sich schließlich um die Fleischproduktion kümmern und später um dich – was bestimmt auch ein Fulltime-Job war. Aber ich kann ihn ja mal fragen.«
    »Das kann ich doch machen, Vic!«, sagte meine Cousine begeistert. »Ich rede fast jeden Tag mit ihm oder Mom. Aber

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