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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wahrscheinlich längst nach Hause gegangen. Aber ein Anruf von Pastorin Lennon hatte mir noch einmal klargemacht, dass ich mir mit meiner Suche nach Lamont Gadsden nicht mehr viel Zeit lassen durfte.
    Sie hatte sich sehr bedankt, dass ich Miss Claudia besucht hatte. »Miss Ella ist wütend, aber für Miss Claudia war es sehr gut. Ich glaube, sie hat ihren Frieden gemacht, jetzt, wo sie weiß, dass Sie die Suche fortsetzen werden.«
    Diese Bemerkung hatte mich alarmiert. Ich hatte zwar gemerkt, dass Miss Claudia sehr schwach war, als ich sie besucht hatte. Aber dass sie dem Tod schon so nahe sein könnte, hatte ich nicht geahnt.
    Die Seelsorgerin versuchte mich zu beruhigen. »Der Arzt sagt, dass ihr Zustand stabil sei, aber bei Schlaganfällen kann sich das schnell ändern. Ihr Besuch hat ihr gutgetan, sie fühlt sich von Ihnen ernst genommen, und das macht sie stärker.«
    Ihr Anruf ermutigte mich so, dass ich einen Antrag für einen weiteren Besuch bei Johnny Merton im Zuchthaus stellte. Es würde etwas dauern, bis er genehmigt wurde, und vielleicht fiel mir bis dahin ja etwas ein, womit ich ihn überreden konnte, mir etwas zu sagen. »Ich brauche Parsel , wie Harry Potter«, sagte ich zu mir. »Eine Sprache, in der man mit Schlangen reden kann.«
    Plötzlich ging die Tür hinter mir auf. »Guten Abend. Ich bin Frances Kerrigan. Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Wir hatten eine Besprechung wegen der Iowa-Flüchtlinge.«
    Schwester Frances war eine dünne, drahtige Frau von ungefähr siebzig Jahren mit lockigem grauem Haar, das früher wahrscheinlich einmal rot gewesen war, denn ihr Gesicht und ihre Arme waren sonnenverbrannt und voll Sommersprossen. Sie trug Jeans und ein T-Shirt. Der einzige Hinweis auf ihr Amt war ein schlichtes Holzkreuz an einer Halskette.
    Sie merkte offenbar, dass ich über ihr ziviles Auftreten erstaunt war, denn sich lächelte kurz und sagte: »Wenn ich mit einem Richter oder Behörden rede, ziehe ich mein Habit an, aber hier zu Hause trage ich lieber Jeans. Kommen Sie rein, Detective.«
    Ich folgte ihr in den Hausflur. »Sie wissen aber, dass ich nicht bei der Polizei bin, sondern Privatdetektivin, nicht wahr?«
    »Ja, ich weiß. Ich wusste nur nicht, wie man Sie anredet.«
    »Die meisten Leute nennen mich Vic.«
    Der Hausflur stand voller Kinderwagen und Fahrräder, wie so häufig in Wohnblocks. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern aber waren der Flur und die Treppen blitzsauber. Ich konnte das Desinfektionsmittel riechen, als ich hinter Schwester Frances die Stufen hinaufstieg. Auf dem Treppenabsatz stand in einer Nische die Heilige Jungfrau von Guadeloupe, und im ersten Stock hing ein weinender Jesus.
    »Wie war es denn in Iowa?«, fragte ich, als sie die Wohnungstür aufschloss.
    »Sehr deprimierend. Fünfhundert sogenannte ›Illegale‹ wurden bei dieser albernen Razzia verhaftet und ebenso viele Familien zerstört. Die Leute stehen jetzt auf der Straße. Die Fabrik, in der die Leute gearbeitet haben, musste schließen, weil sie keine Arbeitskräfte mehr haben. Wir tun unser Bestes und geben ihnen Asyl. Aber so unmenschlich, wie unsere Justiz heute arbeitet, nützt das wahrscheinlich gar nichts.«
    Sie führte mich in ein Wohnzimmer, das auf die Straße hinausging. Es war einfach, aber mit Liebe eingerichtet: eine bunte Tagesdecke auf dem Bettsofa, ein Tisch und zwei Stühle. Die Bücherregale aus hellem Holz reichten bis an die Decke. Im offenen Fenster stand ein Ventilator und verschaffte uns etwas Kühlung. Vor das andere hatte sie eine offenbar selbst gebaute Bank mit einem Blumenkübel gestellt, aus dem rote und orangefarbene Blüten hervorleuchteten.
    Sie holte eine Kanne Tee aus der kleinen Küche. »Ich war schon immer der Ansicht, dass heißer Tee die beste Erfrischung bei heißem Wetter ist«, erklärte sie.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin, dass jemand den Mord an Harmony Newsome noch einmal aufrollt. Sie war eine ganz erstaunliche junge Frau. Ich bin ihr begegnet, als ich in Atlanta mit Ella Baker gearbeitet habe. Harmony war eine der Freiwilligen beim Student Nonviolent Coordinating Committee. Sie studierte am Spelman College, stammte aber eigentlich hier aus Chicago. Am Ende des Frühjahrssemesters kam sie zurück, um die Wohnungskampagne zu organisieren. Im Süden war sie bei Sit-ins und bei der Wählerregistrierung schon dreimal verhaftet worden. Das hatte ihre Glaubwürdigkeit und ihren Ruhm bei den jungen Leuten in ihrer

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