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Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Titel: Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Warner
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Deshalb ist die Bibel buchstäblich wahr, und darum sollten wir uns alle fürchten. Also
BEREUE und wende Dich zu Gott.“
    Wie ich schon sagte, Religionen haben’s für mich nie wirklich gebracht.
    Religiöse Leute kamen mir immer so vor, als wollten sie meine Vorstellungskraft in eine kleine Kiste quetschen – und die Kiste durfte ich mir nicht mal selber dekorieren! Wenn ich diesen Typen zuhörte, tat mir jedes Mal der Kopf weh. Warum sollte es so wichtig sein, ganz besonders an bestimmte Dinge zu glauben? Warum war es so essenziell, daran zu glauben, dass vor sehr, sehr langer Zeit in einem Teil der Welt, an dem ich nie gewesen war, irgendjemand barfuß über einen Teich gelatscht ist, ohne dabei nass zu werden? Was hat das mit meinem Leben zu tun, genau hier und jetzt?
    IM GEGENSATZ ZU RELIGIONEN hat Zen kein feststehendes Glaubenssystem, das du annehmen müsstest. Eine Sache, die mich bei Buddhisten immer beeindruckt hat, ist, dass ihnen die weithin bekannte Tatsache, dass viele der Worte, die Buddha zugeschrieben wurden, erst hunderte von Jahren nach seinem Tod aufgeschrieben wurden, am Arsch vorbei geht. „Wen juckt’s?“, sagen die frommen Buddhisten. Denn es macht so oder so nichts aus. Das Einzige, woran Buddhisten glauben, ist die Wirklichkeit der Welt, in der wir alle gerade jetzt leben. Buddhismus bezieht sich auf dein konkretes Leben, so wie es ist, und nicht darauf, ob du nun glaubst oder nicht, dass es über den Wolken einen alten Kerl mit Rauschebart gibt, der dich entweder zerschmettern oder dir eine Harfe in die Hand drücken wird.
    Religion hat kein Monopol auf die Wahrheit. Wenn du auch nur ein wenig so drauf bist wie ich, ist Religion tatsächlich so ziemlich der letzte Ort, an dem du die Wahrheit suchen wirst.
    Für mich schien Musik da ein viel geeigneterer Kandidat zu sein.

2 Original: All my life spent wondering who’s hiding behind this face of mine.

INNERE ANARCHIE

    Punkrock ist nichts weiter als ein Vorwand für
Krawallmacher, die das System aufmischen wollen.
    Frank „Ponch“ Poncharello

    (gespielt von Erik Estrada) in CHiPs

    ALS ICH VIERZEHN WAR, bat ich meine Eltern um ein Schlagzeug. Stattdessen besorgten sie mir eine orange Stella-Akustikgitarre mit einem dämlichen kleinen Schmetterling auf dem Pick-Guard – und
peng
war ich auf meinem Weg, eine neue Quelle der Wahrheit zu entdecken, etwas wesentlich Bedeutsameres, sehr viel Wirklicheres als jede Religion der Welt, nämlich:
Rock and Roll
.
    Von diesem Zeitpunkt an war Rock and Roll mein Leben. Aber alles, was sie in jener Zeit – den mittleren bis späten Siebzigern – im Radio spielten, war unglaublich lahm. Ich meine damit nicht, dass es da
eine Menge
wertlosen Schrott im Radio gab. Ich meine damit,
dass jedes einzelne Musikstück, dass man auf jedem beliebigen Radiosender zu jener Zeit zu hören bekam
, absolute Hundekacke war. Die populärsten Bands der Zeit, von der Plattenindustrie vereinnahmte Rocker wie Styx, REO Speedwagon und Journey, spielten Musik, die so fade, so freudlos, so unbarmherzig, elendig
furchtbar
war, dass es schwer war, sich vorzustellen, dass sie nicht mit Hilfe der Wissenschaft entworfen wurde, um Erbrechen auszulösen – du weißt schon, wie das Zeug halt, das einem Ärzte einflößen, damit man den Viertelliter Rohrfrei auskotzt, den man als Vierjähriger getrunken hat. An guten Tagen langte es gerade noch zu Fahrstuhlmusik mit Backbeat. Heutzutage würde man’s echt schwer damit haben, jemanden zu finden, der zugibt, dieses Zeug gemocht zu haben. Aber damals haben sich LKW-Ladungen davon verkauft. Stellt Euch das bloß mal vor.
    Die einzige gute Musik, die man im Radio hören konnte, lief auf den Oldie-Sendern. Ich begann zu glauben, dass sämtliche gute Rockmusik, die jemals gemacht worden sein könnte, bereits bis zu dem Zeitpunkt gemacht worden war, als ich in den Kindergarten kam. Doch im Herbst 1978, gerade nachdem ich die achte Klasse erreicht hatte, sah ich DEVO bei
Saturday Night Live
, und siehe, ich erkannte, dass die Götter des Rock and Roll noch nicht tot waren.
    MIT AUSNAHME JENER DREI JAHRE in Afrika wuchs ich in einer Stadt namens Wadsworth in Ohio auf, einem Vorort von Akron, etwa eine Stunde mit dem Auto südlich von Cleveland. Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, treffen kulturelle Trends, nun ja, sagen wir mal,
langsam
in Käffern wie Wadsworth ein. Wir hatten nicht einmal Kabelfernsehen. Der einzige Ort, an dem man Platten kaufen konnte, war Ben

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