Hardware
dich hier raus und bring' dich in ein Genesungsheim irgendwo. Du brauchst keine volle Pflege mehr."
"Sarah. _Nicht_!" Sie hebt die um ein Handtuch geballte Hand und merkt, wie ihre Faust vor Wut zittert. Sie knüllt das Handtuch zusammen und schleudert es in eine Ecke des Zimmers. Dann wirbelt sie herum und geht steifbeinig auf den Flur hinaus.
Sie findet Joseph in einem anderen Zimmer, wo er die dünnen Muskelstränge eines Unfallopfers wäscht, das beide Beine im Streckverband hat. "He, Joseph", ruft sie und wirft ihm eine der Phiolen an den Kopf. Er duckt sich mit weit aufgerissenen Augen, und die Phiole zersplittert an der Wand. Chemischer Glyzeringeruch erfüllt den Raum.
Sarah bewegt sich zu schnell, als daß er ausweichen könnte. Der erste Tritt erwischt ihn im Bauch; der zweite im Gesicht. Er geht zu Boden, und sie steht über ihm, ihre Hände packen ihn am Kragen und ziehen ihn zu, bis er in die Haut an seinem Hals schneidet. "Joseph", sagt sie, "ich sollte dir den Rest in die Venen jagen. Wie würde dir eine hübsche Endorphin-Überdosis gefallen, hm?"
Das Unfallopfer tastet mit seiner unversehrten Hand nach dem Notrufkabel. Sarah läßt den bärtigen Krankenpfleger los, nimmt sanft das Notrufkabel und legt es außer Reichweite. Joseph faßt sich mit einer Hand an den Hals und holt keuchend Luft.
Sarah dreht sich zu ihm um. "Bleib meinem Bruder vom Leib, Joseph", sagt sie. "Er braucht weder dich noch die Sachen, die du in deinen Handtüchern versteckst!"
"Ich hab' doch bloß..."
Sarah gibt ihm eine kräftige Ohrfeige. Sie merkt, wie der Mann im Bett bei dem Geräusch zusammenzuckt.
"Tu einfach, was ich dir sage, Joseph. Mein Bruder kriegt nichts von den Drogen, die du verkaufst, und der Preis für die Sachen, die du ihm schon verkauft hast, kommt von meiner Rechnung. Sag gar nichts. Nur nicken oder den Kopf schütteln."
Joseph blickt zu ihr hoch, dann nickt er langsam.
Sarah streckt sich, nimmt das Notrufkabel und gibt es dem Unfallopfer in die Hand. "Tut mir leid", sagt sie. "Ich mußte bloß eine Vereinbarung mit dem hiesigen Endorphin-Dealer treffen." Sie schaut in seine überraschten Augen. "Prüfen Sie sorgfältig Ihre Rechnung, bevor Sie bezahlen. Kann sein, daß Joseph hier ein paar seiner getarnten Beträge draufgeschlagen hat."
Sie dreht sich um und geht aus dem Zimmer. Die schwelende Wut verwandelt sich in Traurigkeit. Sie kann Daud nicht von den Endorphinen fernhalten, auch nicht, wenn sie bei ihm bleibt. Sie gehören zu dem, was ihn jetzt am Leben erhält. Er hat nichts, worauf er sich freuen kann, nichts außer der nächsten Injektion oder einem Besuch seiner Schwester - und Sarah will nur, daß er wieder etwas fühlt, will ihn nur in die Welt der Schmerzen zurückbringen, wo nichts zwischen ihm und der Stadt steht. Kein Wunder, denkt sie, daß er seinen Deal mit Joseph gemacht hat. Sie gehört zur Stadt - der Stadt, die ihn haben will. Joseph war seine einzige Chance, ihr zu entrinnen.
*13*
"Dodger?" Überrascht sieht Cowboy das Telefon an.
"Wer sonst?" fragt der Dodger.
Beim Klang der Stimme des Dodgers grinst Cowboy. "Freut mich zu hören, daß du draußen bist. Hoffentlich behalten dich deine Flash Force-Leute genauso gut im Auge wie mich."
"Da mach' ich mir keine Sorgen." Cowboy hört das Geräusch von Kautabak, der von einer Wange in die andere geschoben wird. "Ein paar von ihren Söldnern haben mir unten bei Mora aufzulauern versucht, auf dem Land vom alten Bob Aguilar. Ich hab' bestimmt von einem halben Dutzend Leuten was darüber gehört, besonders von Bob. Also haben wir für einen Nachmittag eine Extratruppe angeheuert und sie erledigt. War 'n aufgerüsteter Kampf, dauerte alles in allem runde zehn Minuten. Mußte Jimi im Klo einsperren, damit er nicht in seinen Panzer sprang und mitmischte. Ich glaube nicht, daß unsere Freunde noch mal in die Berge kommen. Fremde fallen hier oben zu sehr auf."
Cowboy lacht und gratuliert ihm. Er spricht von einem öffentlichen Telefon im Flughafen von Orlando aus mit dem Randolph Scott-Deckanschluß in Santa Fe. Die Zeit seines Anrufs war vorher festgelegt, damit die Leute des Dodgers Zeit hatten, die Randolph Scott-Nummer anzuweisen, den Anruf nach Mora oder Eagle Nest oder zu irgendeinem anderen öffentlichen Telefon weiterzuleiten, wo der Dodger wartete.
"Das Treffen mit Roon soll immer noch morgen stattfinden", sagt Cowboy. "Ich hab' einen Würfel, auf dem die Richtlinien für den
Weitere Kostenlose Bücher