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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Augen. Ihre Worte klingen bedauernd und schlicht. Ihr Atem flattert gegen seine Lippen. "Dinge aus meiner Vergangenheit, die nichts mit dir zu tun haben. Es ist nur so, daß... manchmal sind sie eben da. Auch wenn ich es nicht will. Und sie würden dir nicht gefallen."
     "Ich hab' schon so manches gesehen", sagt er.
     "Solche Sachen nicht. Sonst hättest du nicht versucht, uns beide ins selbe Interface zu bringen."
     Cowboy greift zögernd zu seinem Kopf hinauf und klinkt sich aus dem Interface. Sarah schlingt die Arme um ihn. Er spürt ihren warmen, seidigen Schenkel auf seiner Hüfte, schaltet auf Infrarot und sieht, wie Silber und Rost glühende Muster in der Dunkelheit bilden. Er denkt an Sarahs kleines Zimmer über der Bar, an den einzelnen Stuhl, die nackte, schmale Matratze. Er weiß, daß er nicht in dieses Bett eingeladen werden wird, daß der Sex zwischen ihnen immer auf neutralem Boden bleiben muß; denn sie wird diesen Ort stets brauchen, dieses nackte kleine Zimmer, wo sie sich verstecken und wo nichts an sie herankommen kann. Er rollt sich auf Sarah und dringt in sie ein, sieht ihre Glut auf dem Laken, ihre leuchtende Haut. Ihre Augenhöhlen sind ein kühles Zyanid-Violett; die Fenster zu ihrem Geist sind fest verschlossen.
     Ein paar Stunden später wacht Cowboy auf und sieht Sarah tief in ihren eigenen Rhythmus versunken, ihre Nerven aktiviert und ihr Körper ein Gewirbel von Tritten und Stößen. Mitten im Zimmer absolviert sie ihre Routine der eingebildeten Gewalt, gefangen im Kampf mit der Nacht, mit den Phantomen, die nach ihr greifen.
     Er beobachtet ihre Bewegungen im Halbdunkel und fühlt die Vibration des Ritz Flop in seinem Rückgrat hochsteigen. Er fragt sich, was sie vor sich sieht, wenn sie ihre Attacken startet, welche Gesichter heraufbeschworen und in die Legion der unsichtbaren Feinde eingereiht werden. Und ob sein Gesicht dabei ist, damit sie es immer in Schach halten kann.
     Und dann sieht er die hervorzuckende Dunkelheit zwischen ihren Lippen, und Kälte streift ihn mit spinnwebartigen Fingerspitzen. Er schaltet auf Infrarotsicht um und sieht Wiesel, die kybernetische Peitsche, die Kyberschlange, bei seinen flinken, tödlichen Vorstößen, zwischen ihren Handkantenschlägen, gegen die Gespenster, die das Zimmer füllen.
     Angst breitet sich in ihm aus, Kälte berührt seine Fingerspitzen. Stumm sieht er von seinem Kissen aus zu und erkennt, daß sie das immer vor ihrem geistigen Auge gesehen hat, ein Stück fleischgewordenen Wahnsinns aus kalter Metallegierung und Kunststoff in ihrer Kehle, unter ihrer warmen, feuchten Zunge versteckt.,. Cowboys Herz hämmert in seiner Brust und drängt ihn, wegzurennen. Er stellt sich vor, wie er im Interface zufällig auf die Kyberschlange stößt, ihre kalte Kristallseele durch seine Buchsen fühlt... "_Inmeinem Kopf sind Dinge, von denen du nichts zu wissen brauchst_." In ihrem Kopf, ja, und in ihrer Kehle, in ihrem Herzen auch. Hinter den Zyanidaugen verborgen.
     Sie beendet ihr Training und saugt Wiesel wieder ein. Cowboy schließt die Augen und hofft, daß sie glauben wird, er schläft. Sarah tappt leise zur Dusche und gibt Cowboy Zeit, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen.
     Als sie ins Bett zurückkommt, dreht er sich weg und läßt ihr sehr viel Platz.
     

 
*12*
     
     Auf Dauds Oberlippe und Stirn sammelt sich Schweiß. Seine blauen Augen sind glasig vor Schmerz. Die Muskeln an seinen Oberarmen treten hervor, als er sein Gewicht auf dem glänzenden Metallgeländer abzustützen versucht, während seine neuen Beine mit der rosa Haut ein paar vorsichtige Schritte tun.
     "So ist's gut, Daud. Jetzt hast du's raus." Der blonde Bodybuilder-Therapeut, der ganz in der Nähe steht, falls Daud stürzt, spornt ihn an. Sarah fügt ihre eigenen Ermutigungen hinzu, während Daud langsam an dem Geländer entlanggeht, sich dann umdreht und unter Qualen zu seinem Rollstuhl zurückhumpelt.
     "Das war gut, Daud", sagt sie später, als sie den Stuhl zum Fahrstuhl schiebt. "Bis jetzt das Beste."
     Dauds Kopf rollt gegen die Kopfstütze zurück. "Können wir noch schnell Zigaretten holen?"
     "Ich hab' welche mit." In seinem Zimmer hilft sie ihm, ins Bett zu steigen, und macht dann eine der beiden Schachteln Zigaretten auf, die sie mitgebracht hat. Die andere legt sie in eine Schublade, wo er sie erreichen kann. Das Bett neben ihm ist leer, und Sarah setzt sich darauf.
     Ein dünner, bärtiger Krankenpfleger kommt mit einer Wanne für Dauds

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