Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardware

Hardware

Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
seiner Delta kam... die leidenschaftliche Begeisterung für Geschwindigkeit und Metall, die besessene Liebe zum Kristall-Interface und den elektronischen Erweiterungen seines Geistes, die mit Lichtgeschwindigkeit dahinjagen... In diesen Stimmungen scheint Cowboy wie ein Atomkern von einer undurchdringlichen Elektronenwolke umgeben zu sein, frei von allen Bindungen an die Erde, immun... Er entwirrt seine langen Beine und steht auf. "Tut mir leid", sagt er, aber er ist schon fort; sein Ich ist in einem inneren Raum verloren, hinter seinen Plastikaugen isoliert. Er bläst einen Kuß in ihre Richtung und geht hinaus. Sarah greift nach ihrem Bier, hebt es hoch und stellt es wieder ab. Sie hat keinen Durst mehr. Sie rollt sich auf den Bauch und spürt, wie die unregelmäßige Brise vom Ventilator den Schweiß auf ihrem Rücken kühlt.
     Später am Tag hat sie Dienst in der Kommunikationssektion. Es ist nicht viel los, und man hält die Nachrichten auf einem Minimum, um die Gefahr zu verringern, daß Tempel das Netz entdeckt. Sie sitzt in dem großen, stillen Raum, und die Schaumpolster ihres Kopfgeräts scheuern auf ihrer sonnenverbrannten Stirn. Sie haßt die militärische Atmosphäre hier - die Wachen, die von oben eingeteilten Dienste, die ganze Betonung von Sicherheit und Disziplin -, in der sie sich als Gossenmädchen nicht recht entfalten kann. Der Schirm vor ihr ist bis auf einen weißen Cursor leer. Auf der anderen Seite des Raums bastelt ein Kommunikationstechniker mit Kabeln, Isolierband und Steckverbindungen herum. Das Kühlsystem hier drin scheint nicht viel wirksamer als das in ihrem Raum zu sein. Frustriert tippt sie auf die Tasten, eine Zeile Blödsinn, und löscht sie wieder.
     Wenn sie es richtig angestellt hätte, dann würde sie jetzt nicht hier in einem mit Luft gefüllten Ziel mitten in einem ehemaligen Atombomben-Testgebiet hocken und einer Ansammlung von Geländeratten helfen, die Orbitalen mit ein paar selbstgebastelten Düsenjägern anzugreifen, das ist Sarah klar. Sie könnte von einem schwerelosen Zuhause außerhalb des Schwerkraftschachts auf Nevada hinunterschauen, von einem Ort aus, wo sie mit Daud in der mustergültigen Unantastbarkeit legierten Metalls leben würde, beide gereinigt von dem Schmutz, der ihnen ihr Leben lang angehaftet hatte. Wenn sie mit Andre nur besser umzugehen gewußt hätte, wenn sie nicht zugelassen hätte, daß ihre Handlungen von Gefühlen beeinflußt wurden... wenn sie ihre Sehnsucht rein und titaniumhart erhalten hätte, dann wäre sie jetzt in Sicherheit, eingehüllt in die vollkommene Isolation des Vakuums.
     Das Kühlaggregat wispert von Zukünften, die es nie geben wird. Die wahrscheinlichste kennt sie: verkohlte Körper, in geschmolzenes Metall gehüllt, ein persönlicher Tod in Gestalt einer Figur mit Ungewissen Zügen, aber mit Andres Metalliris und mit Cunninghams Flüsterstimme, der mit der überschallartigen Plötzlichkeit einer Kugel kommt. Eine Zukunft, in der dieses ganze lächerliche hausgemachte Unternehmen wie eine Schrapnelladung in die Luft fliegt, während alle Überlebenden in Deckung gehen und sich auf der Suche nach Sicherheit gegenseitig fertigmachen.
     Der Techniker schlägt mit dem stumpfen Ende eines Schraubenziehers auf etwas ein. Sarah grinst und entspannt sich auf ihrem Stuhl, schiebt das Kopfgerät zurück und wischt sich die Stirn ab. Sie schließt die Augen, rollt den Kopf herum und spürt, wie ihre Halsknochen knacken.
     So töricht es klingt, es gibt keinen Ort, wo sie lieber wäre als hier.
     Ein hereinkommender Anruf macht sie munter, als ein Signal auf dem Schirm zu bliepen beginnt. Sie rückt das Kopfgerät über ihren Schläfen zurecht und sendet ein mentales Signal aus. Ihre Nerven ziehen sich in einer Reaktion auf die kalten Impulse des fernen kristallenen Wahnsinns zusammen.
     "Hier ist Roon. Meine Freunde haben den Zeitpunkt und das Datum des Transports herausgefunden."
     Sarah schaltet das Bandgerät ein. "Empfangsbereit", sagt sie ins Mikrophon. Zwecklos, das Kopfgerät für ein kleines Schwätzchen zu benutzen.
     "Bist du das, Sarah?" Die gewollte Intimität der Worte, die in ihrem Kopf wispern, wird bis zur Unerträglichkeit von deren Tonlosigkeit und ihrem Wissen um den Mann verschlimmert, der in seinem metallenen Schloß sitzt und über die glänzenden Haare eines seiner Opfer streicht, während er in seine Chips säuselt. "Ich erinnere mich sehr gut an dich. Glatte, olivfarbene Haut, und die Narben, die du

Weitere Kostenlose Bücher