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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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geworden?«
    »Am Ende der letzten Schicht war es das jedenfalls noch nicht. Aber Ma Liren ist schon seit jeher mehr als nur ein bisschen kontrollbesessen, und mit jeder Schicht, in der sie wach ist, wird es schlimmer. Ich weiß, dass sie deine Freundin ist. Sie war einmal unsere beste Politikerin – ohne sie wären wir vielleicht nie aus dem Solsystem herausgekommen. Teufel noch mal, am Ende hat sie sich den Weg zur John Glenn freigekämpft. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, hier ein repressives Regime zu errichten, und Liren gehört, historisch betrachtet, der Vergangenheit an; Unterdrückung hat noch nie funktioniert. Es ist, als sei sie der Meinung, all das, wovor wir geflohen sind – all die KIs und die kybernetisch Nachgerüsteten … als hätten wir das alles direkt im Nacken.«
    »Ich werde mal mit ihr reden.« Erika drängte sich so eng an ihn, dass es sich anfühlte, als versuchte sie, unter seine Haut zu gelangen, um ihm noch näher zu sein; dann fragte sie: »Wie sieht es mit dem Zeitplan aus? Ich hatte wirklich gehofft, wir wären inzwischen weiter vorangekommen. Ich weiß, dass der Teilchenbeschleuniger noch nicht fertig gestellt sein sollte, aber zumindest die Arbeiten daran hätten mittlerweile angefangen haben sollen! Soweit ich es sehe, existiert er nach wie vor nur auf dem Zeichenbrett. Wie lange müssen wir noch an diesem verdammten Mond herumfriemeln, bevor wir endlich das tun, weswegen wir hier Halt gemacht haben? Bleibt es trotz allem noch dabei, dass ich dieses Schiff in ein paar Jahrzehnten von hier fortfliegen werde?«
    Gabriel seufzte. »Möglicherweise werden es ein paar Jahrzehnte mehr, als wir zunächst gedacht haben«, sagte er. »Wir haben mit Erdbeben und Sonneneruptionen zu kämpfen, und dann gibt es da noch etwas anderes, von dem ich beschlossen habe, dass wir es tun müssen, auch wenn es uns wiederum zusätzliche Zeit kosten wird. Allmählich habe ich das Gefühl, es dauert ewig, bis wir mal an den Punkt kommen, an dem wir uns ungehindert um den Bau des Beschleunigers kümmern können.«
    »Nun, ich bin immer noch Zweiter Offizier. Der Captain wird uns hier wegfliegen, da bin ich sicher.«
    »Seit du unten warst, ist er sogar noch häufiger warm gewesen«, sagte Gabriel. »Möglicherweise ist er zu alt, um noch einmal zu fliegen.«
    »Er hätte doch eigentlich schlafen sollen!«
    »Hast du jemals versucht, ihm zu sagen, was er tun soll?«
    Erikas Lachen kitzelte ihn an der Schulter. »Nun, egal, wer die John Glenn von hier wegfliegt, ich möchte trotzdem einen möglichst großen Teil von diesem Albtraumprojekt im Schlaf hinter mich bringen.«
    »Du wirst nicht mehr älter – die neue Kryotech verhindert das. Das ist jetzt das zweite Mal, dass du damit warm geworden bist – fühlst du dich nicht besser?«
    »Das bringt weder dieses Projekt schneller zu einem Abschluss, noch hilft es mir, von hier wegzukommen. Ich will mein Leben zwischen den Sternen verbringen, und auf Ymir!«
    »Ich auch. Aber Ymir kommt mir in letzter Zeit immer schwerer erreichbar vor – wie ein Kindheitstraum, der in weite Ferne gerückt ist.« Er schnitt eine Grimasse.
    Besorgt fragte sie: »Du möchtest doch aber noch weg von hier?«
    »Ja. Ich will auf Ymir leben. Ich will einen Planeten, der möglichst perfekt geeignet ist, um darauf Hirsche und Pferde freizulassen.« Gabriel schaute an dem Baum hinauf und versuchte, den Wipfel zu erkennen, doch das Sonnenlicht war so hell, dass es ihm in den Augen stach. »Ich würde so gerne wieder auf einem Pferd reiten. Wenigstens ein einziges Mal.« Ein Roboter flog zwischen ihm und dem Licht hindurch, und Gabriel blinzelte und zog sich ein wenig zurück, um Erika geradewegs in die Augen zu sehen. »Als wir uns entschieden haben, unseren Regeln in Bezug auf Technologie treu zu bleiben – da wussten wir, dass wir die Mondkinder benutzen würden. Aber wir haben es uns nicht bewusst gemacht. Nicht so, wie es mir bewusst wird, wenn ich Tag für Tag mit ihnen arbeite. Und wir können nicht hierbleiben, auch das haben wir ausgerechnet. Nicht genügend Vielfalt und keine Möglichkeit, Selenes Atmosphäre auf lange Sicht ausreichend zu stabilisieren. Es sei denn, wir werden zu dem, wovor wir geflohen sind, oder zu etwas noch Schlimmerem. Erika, an jedem Tag, den ich auf Selene verbringe, muss ich ihnen in die Augen sehen. Manchmal glaube ich, es ist Feigheit, aus der wir an unserer Angst vor Technologie festhalten; dann denke ich an die Erde. Aber wir können auch nicht

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