Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung
falsch gemacht hatte.
Astolph starrte ihn an. »Donnerwetter! Ein tolles Stück, Sir Harold. Fast so gut, als stammte es von Malagigi. Ich bitte um Pardon, alter Knabe.«
»Was ist?« fragte Shea. Seine Stimme klang merkwürdig gedämpft, als spräche er durch eine Decke. Und genau das tat er, wie er merkte, als er die Hand aufs Gesicht legte. Sein Bart, der pro Sekunde einen Zentimeter wuchs, bedeckte bereits Brust und Schultern; die Spitzen wanden und krümmten sich wie neugierige Würmer, Der Bart wuchs über die Gürtellinie hinab und legte sich um seine Arme.
Voller Panik versuchte er, einen Gegenzauber zu ersinnen, doch der einzige, der ihm einfiel, war Chalmers' superwirksamer Zauber zur Erschaffung von Drachen. Lebende Drachen, die einem aus dem Gesicht wuchsen, örrgh! Oder würden es Schlangen sein?
Der Bart war ihm bereits über Knie und Knöchel gewachsen, die tastenden Spitzen erreichten den Boden. Belphegor starrte ihn mit offenem Mund an.
»Oho, bravo!« rief Astolph.
Das Barthaar schichtete sich wie ein kleiner Heuhaufen auf dem Boden auf. Wenn es doch nur eine Minute Pause machte, um ihm eine Ruhepause zum Nachdenken zu geben! Verzweifelt fragte er sich, wie lange es wohl wachsen würde, wenn er keinen Gegenzauber fände. Da war die Geschichte von der Mühle, die einen Ozean voll Salz gemahlen hatte. Es mochte sich um eine Sage handeln, aber in einem Universum, in dem Magie wirkte, gab es anscheinend nichts, um den Wachstumsprozeß aufzuhalten, bis die Haarwindungen den Wald füllten und sich wie eine Flutwelle den magischen Flammen näherten, die die stählerne Festung umgaben. Er tat einen Schritt zurück und stolperte fast über eine Wurzel. Wenn das zuckende Barthaar ihn zu Boden zog Moment mal, vielleicht konnte er Astolph dazu bringen, das Wachstum zu stoppen. Wenn der Herzog behauptete, mit Merlin bekannt zu sein, müßte er einige Ahnung von Magie haben.
»Reicht es?« rief er über die wachsende wollene Matratze Astolph zu, dessen Kopf eben noch zu erkennen war.
»Danke, gewiß.«
»In Ordnung, fair ist fair. Mal sehen, ob du den Zauber aufheben kannst.«
»Klar doch!« Astolph nahm sein mächtiges Schwert in die Linke, schwang es durch die Luft, machte mit der Rechten ein paar routinierte Bewegungen und murmelte einen Zauberspruch. Der Berg aus erstklassigem Polstermaterial verschwand, und Shea streichelte seine glatten Wangen. »Du mußt Merlin einmal kennenlernen«, sagte der Herzog. »Keiner weiß einen guten Scherz so zu schätzen wie der alte Merlin. Aber sollten wir uns nicht wieder unserer Aufgabe zuwenden? Weißt du, ich glaube, das ganze Problem würde recht einfach werden, wenn wir deinen Freund aus Carena rausbekommen können.«
»Ich bin nicht sicher, ob er raus will«, gab Shea zu bedenken.
»Das ist noch das Problem mit Florimel.«
»Das kriegen wir schon hin, junger Freund. Mit einem Paar wie dir und deinem Chef müßten wir in der Lage sein, Malagigi aus Albracca zu befreien, und es wäre schon merkwürdig, wenn er nicht etwas für die junge Dame tun könnte. Aber ich weiß wirklich nicht...« Stirnrunzelnd brach er ab.
»Was?« fragte Shea.
»Die Flammenmauer. Verflixt unangenehm. Das heißt, ich weiß schon, wie wir damit fertigwerden, wir können die Lösung nur nicht anwenden.«
»Sir Harold ist immun dagegen«, erinnerte ihn Belphegor.
»Sicher, aber das Problem ist nicht, ihn reinzuschmuggeln, sondern diese Lady Florimel herauszubekommen. Siehst du, es ist folgendermaßen . . .« der Hüne wandte sich an Shea
»Die Lady Bradamant besitzt einen magischen Ring, Spitzenprodukt, der einen vor allen Zaubern schützt und einen unsichtbar macht, wenn man ihn in den Mund steckt. Das wäre genau das Richtige für deine Florimel. Bradamant hatte vor, mit seiner Hilfe nach Carena zu Roger zu gelangen, aber aus irgendeinem Grund hat sie Roland den Ring geliehen, und der Tölpel trank zufällig aus dem Brunnen des Vergessens und drehte durch. Völlig besoffen. Kann sich nicht erinnern, wo er den Ring hingetan hat oder daß es überhaupt einen Ring gab. Er kann sich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern.«
»Ich glaube, ich verstehe«, sagte Shea. »Wenn wir Roland dazu bringen können, sich daran zu erinnern, wo der Ring ist, dann kann einer von uns Florimel aus Carena herausholen. Aber wer ist Roland? Ist er von Bedeutung?«
»Also wirklich! Er ist einer der Zwölf! Der Paladine. Der Waffengefährten Kaiser Karls. Im Kampf der beste von
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