Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung
überhaupt dazu bringst, irgend etwas zu sagen.«
»Lord Roger. Er würde gar nichts zu meinen Gunsten sagen.«
»Ein Tölpel.«
»Irgendwo in der Gegend ist ein Freund von mir, der mit mir hierher gekommen ist...«
»Also noch ein Gangster! Wirklich, alter Junge, du machst alles nur noch schlimmer. Unter diesen Umständen kann ich dich kaum laufenlassen, und als Gefangenen für einen Austausch kann ich dich auch nicht gebrauchen, da noch kein Krieg herrscht. Also gibt es nur eins ...«
Shea, den diese Überlegungen ins Schwitzen brachten, schrie »Belphebe!«
Verwirrt runzelte das Mädchen die Stirn, schüttelte aber dann den Kopf. »Er hat die rechte Gestalt eines Mannes, aber mein Lord, ich kenne ihn nicht.«
»Mein Wort ist hier Gesetz«, sagte Astolph, als wäre damit alles geklärt. »Knie nieder!«
»Den Teufel werde ich tun!« sagte Shea und zog ungeachtet des auf ihn gerichteten Pfeils sein Schwert.
»Schon gut«, meinte Astolph und winkte dem Mädchen beschwichtigend zu. »Aber sofort doch. Bist du von niederer Geburt? Die meisten Amerikaner sind es.«
»Ich bin kein Herzog oder so etwas, aber ich bin zum Ritter geschlagen worden, wenn das reicht. Von Sir Artegall von Faerie.«
»Großartig. Gottesurteil im Kampf, vernünftige Sache. Es ist nur rechtens, daß ein Mann auf eigenen Füßen den Abschied nimmt. Nur schade, daß du keine Absolution mehr bekommen kannst.«
Shea befreite sich von seinen Moslemkleidern. Sobald er in Reichweite kam, holte Astolph mit seiner riesigen Klinge aus und schlug wie ein Holzfäller zu.
Klang, klang, klang! Shea parierte mit seiner unhandlichen Waffe, obwohl Astolphs Hieb sie ihm fast aus der Hand schlug. Er setzte zu einem Rückhandhieb an, den Astolph mit Leichtigkeit parierte, dann folgte eine Attacke über die Vorhand, doch sein Gegner sprang mit einer für einen so großen Mann verblüffenden Behendigkeit zurück. Sein Gegenangriff folgte so schnell, daß Shea gezwungen war zurückzuweichen.
Der Herzog war gut, aber nicht übermäßig gut. Nach dem dritten Schlagabtausch spürte Shea, daß er alles parieren konnte, was von dem mächtigen Schwert auf ihn zukam. Der nächste Hieb brachte ihn jedoch ein wenig in Schwierigkeiten. Astolphs Reichweite und die Länge der Klinge hielten ihn zu sehr auf Distanz, um seine unhandliche Waffe so zu verwenden, wie sie eigentlich verwendet werden sollte. Zwar konnte er parieren, aber keine Angriffe führen, und über kurz oder lang würde der Hüne ihn ermüdet haben.
Eine weitere Attacke, und fast verlor er sein Schwert. Der Griff war in seiner Hand schlüpfrig geworden. Er wurde allmählich wütend über die Unfairneß des Riesen, und nur unter Schwierigkeiten erinnerte er sich mahnend an die alte Regel, daß ein wütender Fechter sich auf die Verliererstraße begibt.
Erneut trieb Astolph ihn zurück und fast gegen einen Baum. Eine Sekunde lang ließ er seine Waffe sinken, um besser nachsetzen zu können. Der Anblick der ungedeckten Brust ließ Sheas Fechtreflexe wieder Oberhand gewinnen. Sein rechter Arm schoß nach vorn, in dem lang angesetzten Ausfall lag sein ganzes Körpergewicht. Die abgerundete Spitze des Schwerts traf mit dumpfem Klang auf Jacke und Brust seines Gegners auf. Astolph, der einen solchen Stoß nicht erwartet hatte, verlor das Gleichgewicht und setzte sich mit Getöse auf den Hosenboden.
»Ergib dich!« schrie Shea. Er stand über ihm und zielte auf seinen Hals.
Der linke Arm des Herzogs schwang wie ein Großbaum bei Kurswechsel herum und riß Shea die Füße unter dem Körper weg. Ehe er sich versah, befand er sich in einem knochenzermalmenden Ringergriff. Da hörte er das Mädchen rufen: »Aufhören, genug! Bei der Macht der Wälder und des Wassers, die mein Reich sind: hört auf!«
Shea fühlte, wie sich Astolphs Griff widerwillig lockerte und kam strauchelnd auf die Füße. Aus des Herzogs Nase, wo Shea ihn mit einem Schlag getroffen hatte, tröpfelte Blut. Shea war der Turban über die Augen gerutscht eins von ihnen schwoll merklich an , und das andere Ende seines Kopfschmucks war wie eine von Laokoons Schlangen um den Körper gewunden.
»Nein, meine Liebe«, sagte Astolph, »so geht es nicht. Gottesurteil im Kampf geht bis zur Entscheidung, und alles, was vom Verlierer übrigbleibt, muß verbrannt werden. Ich werde mich beim Kaiser beschweren.« Er beugte sich vor und langte nach dem großen Schwert.
»Halt, Sir! Sonst spürst du meinen Pfeil!« Sie hatte den Bogen aufs äußerste
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