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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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meine
Mutter nicht mal mehr, welcher Wochentag gerade war. Wir hatten sogar überlegt,
Gracie und Mariella auf die Sonntagsschule zu schicken, obwohl sie noch so
klein waren, aber dann brachte uns der Gedanke, was die unbarmherzigen Augen
der Kirchgänger wohl alles über unser Familienleben enthüllen würden, wieder
davon ab.
    Wir taten
alles, um zusammenbleiben zu können. Leider vergebens.
    »Hatten Ihre
Eltern vielleicht Vorurteile gegenüber Juden?«
    »Wie
bitte?« Was sollte das denn?
    »Manche
Christen haben etwas gegen Juden«, sagte Brittany Young, als
ob das etwas völlig Neues für mich wäre. Aber sie musste sich schon ziemlich
anstrengen, um weiterhin neutral zu klingen. Sie wollte mich wohl nicht
abschrecken, meine wahre Meinung zu äußern, nur für den Fall, dass ich
insgeheim Antisemitin war.
    »Das ist mir
durchaus bekannt«, sagte ich so milde wie möglich. »Aber mir ist die Religion
anderer Leute wirklich vollkommen egal.« Dann erst fiel bei mir der Groschen.
»Die Morgensterns sind also Juden?«, fragte ich aufrichtig überrascht. Ich
hatte bisher einfach nie darüber nachgedacht, aber jetzt fiel mir dieser
Kerzenständer wieder ein, den ich bei ihnen zu Hause in Nashville gesehen hatte, und vermutlich hatte es noch andere Hinweise gegeben, die
ich nicht bemerkt hatte. Ich weiß nicht viel über das Judentum. Die paar
jüdischen Kinder, die ich auf der Highschool kannte, waren mitten im
Bibelgürtel natürlich nicht besonders scharf darauf gewesen, ihre
Andersgläubigkeit zu betonen.
    Detective Young sah mich skeptisch an.
    »Ja«, sagte
sie, als würde ich mich über sie lustig machen. »Die Morgensterns sind Juden.«
    »Ich
fürchte, ich war zu sehr damit beschäftigt, nach ihrer Tochter zu suchen, um
mir Gedanken über ihre Religionszugehörigkeit zu machen«, sagte ich. »Da habe
ich womöglich falsche Prioritäten gesetzt.«
    Gut, das war
vielleicht ein wenig zu sarkastisch, bestimmt wirkte ich jetzt äußerst
selbstgefällig. Detective Young sah mich vorwurfsvoll
an. Oder aber sie tat nur so, um mir doch noch eine verräterische Bemerkung zu
entlocken.
    Ich drehte
mich zu Tolliver um und sah, dass ihn Detective Lacey
ans andere Ende des Zimmers manövriert hatte.
    »Hey,
Tolliver«, rief ich. »Detective Young sagt, die
Morgensterns seien Juden! Hast du das gewusst?«
    »Das dachte
ich mir schon«, sagte er und kam zu uns herüber. »Einer der Männer, die ich bei
ihnen in Nashville kennengelernt habe - ob du ihn
getroffen hast, weiß ich nicht, weil du dich damals gerade mit Joel
unterhieltest -, hieß, glaube ich, Feldman ... Wie dem auch sei: Dieser Feldman
stellte sich als der Rabbi der Morgensterns vor. Daher wusste ich, dass sie
Juden sind.«
    »Ich kann
mich nicht an ihn erinnern.« Ich konnte mich wirklich nicht an ihn erinnern.
Und ich begriff immer noch nicht, warum der Glaube der Morgensterns so wichtig
sein sollte. Dann ging mir ein Licht auf. »Ach so«, sagte ich, »macht es das
schlimmer? Weil sie auf einem christlichen Friedhof ver scharrt
wurde? Der St.-Margaret-Friedhof gehört der katholischen oder anglikanischen
Kirche, stimmt's?« Alles, was ich über jüdische Beerdigungsriten wusste, war,
dass Juden schneller beerdigt werden müssen, als das bei Christen normalerweise
der Fall ist. Keine Ahnung, warum.
    Beide Beamte
sahen mich verwirrt an, als ob ich den Grund für ihre Fragen völlig
missverstanden hätte.
    »Meiner
Meinung nach war der Gedanke, dass es wirklich Tabitha sein könnte, weitaus
verstörender als jedes religiöse Gefühl. Aber vielleicht täusche ich mich
auch«, sagte Tolliver und zuckte die Achseln. »Für manche ist die Religion wichtiger als für andere. Aber sind die Morgensterns
wirklich religiös? Soweit ich weiß, haben sie nie über ihren jüdischen Glauben
mit uns gesprochen, oder, Harper?«
    »Nein.
Alles, was sie sagten, war: ›Bitte finden Sie meine Tochter.‹ Und nicht: ›Bitte
finden Sie meine jüdische Tochter.«
    Tolliver
nahm neben mir Platz, und wir machten Front gegen Young und
Lacey.
    »Unser
Anwalt ist gleich nebenan«, bemerkte ich. »Was meinst du, Tolliver, sollten wir
Art dazuholen?«
    »Glauben
Sie, Sie brauchen Schutz?«, fragte Detective Lacey
rasch. »Haben Sie irgendwelche ungewöhnlichen Nachrichten oder Anrufe bekommen?
Fühlen Sie sich bedroht?«
    Ich hob die
Brauen und sah meinen Bruder an. »Hast du Angst, Tolliver?«
    »Ich denke
nicht«, meinte er überrascht. »Aber jetzt mal im Ernst«, wandte er sich an

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