Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11
zogen
die Tür laut hinter sich ins Schloss. Wir hätten sie genauso gut auflassen
können, so viel Besuch wie wir bekamen.
Tolliver und
ich setzten uns auf das Zweiersofa und warteten, bis David weiterredete.
»Diane sagt,
dass Sie die Belohnung bekommen, weil Sie Tabithas Leiche gefunden haben«,
sagte David.
Wir
warteten.
»Warum sagen
Sie denn nichts?«, fragte er und klang erneut sehr gereizt. Kaum dachte man,
der Brand sei gelöscht, flammte er wieder auf.
»Was sollen
wir schon dazu sagen?«, fragte ich.
»Sie nehmen
von meinem Bruder und seiner Frau Geld«, sagte David. »Geld, das sie dringend
selbst brauchen.«
»Ich brauche
es auch«, sagte ich sachlich. »Und ich habe es mir durch Arbeit verdient.
Außerdem wette ich, dass das Geld nicht nur von Joel und Diane stammt.«
Er war
überrascht. »Nun ja, es wurde gespendet«, gab er zu. »Zum größten Teil von
Fred, und eine ordentliche Summe natürlich auch von unseren Eltern.«
Einen
besseren Einstieg hätte ich mir gar nicht wünschen können. »Stand Ihr Vater
Tabitha besonders nahe?«
»Allerdings«,
bestätigte David. Seine blauen Augen sahen in die Vergangenheit, als er
fortfuhr: »Mein Vater ist ein großartiger Mann. Wenn er und Mom nach Nashville fuhren, um Diane und Joel zu
besuchen, nahm Dad Tabitha immer zum Reitstall mit, wo
sie Reitstunden bekam. Er kam sogar zu ihren Softballspielen.«
»Und Ihre
Mutter auch?«
»Nein. Wie
Sie sicherlich bemerkt haben, ist sie zu krank für solche Fahrten. Der
Parkinson frisst sie auf. Manchmal kam sie mit nach Nashville, blieb dann aber im Haus bei Diane. Whitney, Joels erste Frau, mochte sie
natürlich auch.«
»Und Ihr
Vater besitzt einen Lexus wie der von Joel?«
»Warum
wollen Sie das alles wissen?«
Ich konnte
nicht erwarten, dass er so viel preisgab, ohne nach dem Grund zu fragen.
Vielleicht hatte David nur wenige Verbündete in seiner Familie. Als ich ihn mir
so ansah, fragte ich mich plötzlich, ob Felicia wohl wegen David in der Nähe
der Familie blieb, mit der sie eigentlich doch nur noch wenig gemeinsam hatte.
Mein Bruder sah mich merkwürdig an, ohne dass ich wusste, warum.
»Was machen
Sie beruflich, David?«, fragte Tolliver. Kaum zu glauben, dass er ihm noch vor
zehn Minuten einen heftigen Magenschwinger versetzt hatte.
»Ich arbeite
für Commercial Appeal «, sagte David. »In der Werbeabteilung.«
Ich konnte
mir nur schwer vorstellen, was man da tat, aber bestimmt verdiente David längst
nicht so viel Geld wie sein Bruder Joel. Joel war Steuerberater in einer großen
Kanzlei und seinem Lebensstandard nach zu urteilen sehr erfolgreich. Außerdem
war er schon zum zweiten Mal verheiratet, beide Male mit sehr schönen Frauen,
vorausgesetzt, das Foto, das ich gestern gesehen hatte, war nicht extrem
retuschiert worden. Joel hatte einen Sohn, und er hatte eine Tochter gehabt.
Ich fragte mich, was David hatte. War er von Neid zerfressen? Ein Fall von
Eifersucht?
»Fahren Sie
häufiger mit dem Wagen Ihres Vaters, David?«, fragte ich.
»Mit dem
Buick? Wieso sollte ich?«, fragte er.
»Moment mal,
sagten Sie nicht, er hätte einen Lexus?«
»Nein, das
sagte ich nicht. Sie haben mich gefragt, ob er einen Lexus hat, und da wollte
ich wissen, warum.«
Dann fiel
mir wieder ein, dass Tolliver erzählt hatte, er habe mit Fred über dessen Wagen
geredet. Da hatte ich wohl was verwechselt. Und Victor hatte gesagt, sein
Großvater habe einen Lexus, aber nicht welcher Großvater. Ich hatte eine Reihe
von Dingen unterstellt, und solche Unterstellungen sind gefährlich.
Während ich
nachdachte, hatte ich David angestarrt, und er wurde langsam nervös. »Was haben
Sie nur?«, fragte er. »Es war ein Fehler von mir herzukommen, aber dafür habe
ich mich bereits entschuldigt. Ich werde jetzt gehen.«
»Sind Sie
Victor wirklich gefolgt?«
»Niemand
passt auf ihn auf«, sagte David. »Ich hatte keine andere Wahl.«
Ich merkte,
dass das schon die zweite Antwort war, die nicht wirklich zu meiner Frage
passte: anscheinend eine Spezialität von David Morgenstern. »Ich habe eher den
Eindruck, dass alle auf Victor aufpassen, vor allem Felicia. Und jetzt auch
noch Sie. Beide Großväter haben sich ebenfalls besorgt über ihn geäußert.«
»Oh, Felicia
redet viel über Victor«, sagte David verbittert. »Aber wenn Sie mich fragen,
benutzt sie Victor bloß als Ausrede, um in Joels... und Dianes Nähe sein zu können.«
Er schob Dianes Namen noch schnell hinterher, aber seine Botschaft war
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