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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Tastatur einhackte.
Wenn ihm irgendetwas zustößt, kann ich genauso gut sterben
, dachte ich. Ich fragte mich, was das wohl über Tolliver aussagte und was über mich.
    Es klopfte an unserer Tür. Wir sahen uns verwirrt an. Tolliver schüttelte den Kopf, auch er erwartete niemanden.
    Er stand auf und zog den Vorhang ein Stück beiseite. Dann ließ er ihn wieder los. »Es ist Lizzie Joyce«, sagte er. »Zusam men mit ihrer Schwester. Sie heißt Kate, oder?«
    »Ja.« Ich war genauso überrascht wie er. »Was soll’s!«, sagte ich. Wir zuckten beide die Achseln.
    Da Tolliver beschlossen hatte, dass sie weder bewaffnet noch gefährlich waren, ließ er die Joyce-Schwestern herein. Ich zog
     meine Jeans wieder an und stand auf, um sie zu begrüßen.
    Anscheinend hatten sie noch nie ein Durchschnittsmotel von innen gesehen. Katie und Lizzie musterten den Raum mit beinahe
     identischen Blicken. Die Schwestern ähnelten sich sehr. Kate war ein wenig kleiner als Lizzie und vielleicht zwei Jahre jünger.
     Aber sie hatte die gleichen blond gefärbten Haare, die gleichen schmalen braunen Augen und die gleiche schlanke Figur. Beide
     trugen Jeans, Stiefel und Jacketts. Lizzie hatte ihre Haare zu einem tief sitzenden Pferdeschwanz gebunden, während Katies
     offen waren. Wenn man alle Ketten, Ohrringe und Ringe zusammennahm, trug jede von ihnen bestimmt Schmuck im Wert von mehreren
     tausend Dollar. (Nach einem späteren Besuch bei einem Juwelier korrigierte ich diesen Betrag noch nach oben.)
    Katie musterte Tolliver mit begierigen Blicken. Was den Rest anging, war sie weitaus weniger begeistert. Das betraf unsere
     Klamotten, sein Kreuzworträtselheft, seinen aufgeklappten Laptop und seine ordentlich neben dem Koffer platzierten Schuhe.
    »Hallo, Ms Joyce«, sagte ich und versuchte, etwas Wärme in meine Stimme zu legen. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie können mir noch einmal erzählen, was Sie auf Mariah Parishs Grab gesehen haben.«
    Ich brauchte eine Sekunde, bis es Klick machte. »Sie sprechen von der Pflegerin Ihres Vaters«, sagte ich. »Die mit der Infektion,
     die im Kindbett starb.«
    »Ja. Warum behaupten Sie das? Sie hatte einen Blinddarmdurchbruch«, sagte Lizzie. Sie wirkte leicht aggressiv.
    Ach, du meine Güte. Was ging mich das an? »Wenn Sie es so bezeichnen wollen, bitte sehr«, sagte ich. Mir war das egal. Außerdem
     war ich nicht dafür bezahlt worden, mit Mariah Parish Kontakt aufzunehmen.
    »Aber genau das ist
passiert
«, sagte Katie.
    Ich zuckte die Achseln. »Wenn Sie es sagen.«
    »Was soll das heißen, ›Wenn Sie es sagen‹? Entweder sie hatte einen Blinddarmdurchbruch oder nicht.« Die Joyce-Schwestern
     ließen nicht so schnell locker.
    »Glauben Sie doch einfach, was Sie wollen. Ich habe Ihnen bereits erzählt, woran sie gestorben ist.«
    »Sie war eine gute Frau. Warum sollten Sie so etwas erfinden?«
    »Genau. Warum
sollte
ich?« Und was war eigentlich so schlimm daran, wenn eine Frau ein Kind bekam?
    »Wer war der Vater?«, fragte Lizzie genauso schroff, wie sie mich zu Mariahs Tod befragt hatte.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Dann   …« Lizzie verstummte. Sie war eine Frau, die nur selten um ein Wort verlegen war. Die Situation gefiel ihr ganz und gar nicht.
     »Warum haben Sie das behauptet?«
    Ich musste mich schwer zusammenreißen, nicht die Augen zu verdrehen. »Ich habe es behauptet, weil ich es gesehen habe. Außerdem
     wollten Sie, dass ich das Grab IhresGroßvaters allein finde«, sagte ich mit gewählten Worten. »Damit Sie etwas bekamen für Ihr Geld, ging ich von Grab zu Grab,
     genau wie Sie sich das offensichtlich gewünscht hatten.«
    »Alles andere, was Sie gesagt haben, stimmt«, sagte Katie.
    »Ich weiß.« Erwarteten Sie etwa, dass ich über meine eigene Treffsicherheit staunte?
    »Warum haben Sie dann ausgerechnet das erfunden?«
    Wären Sie nicht so aufgebracht gewesen, hätte ich mich zu Tode gelangweilt. Mein Bein schmerzte, und ich wollte mich setzen.
     Andererseits wollte ich sie nicht ermutigen, sich ebenfalls zu setzen, also fühlte ich mich verpflichtet, stehen zu bleiben.
     »Ich habe es nicht erfunden. Das können Sie mir glauben oder auch nicht. Es ist mir egal.«
    »Aber wo ist das Baby?«
    »Woher soll ich das wissen?« Meine Geduld war zu Ende.
    »Ladies«, sagte Tolliver gerade noch rechtzeitig. »Meine Schwester findet Tote. Das Baby lag nicht in dem von ihr untersuchten
     Grab. Entweder das Baby lebt oder es ist woanders begraben.

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