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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wie im Fernsehen, Mr Lang, wo die Leute sofort aus dem Krankenhausbett
     springen und die Verfolgung wieder aufnehmen.«
    Vermutlich hatte Tolliver das nicht verstanden, denn er sah den Arzt verwirrt an. Spradling wandte sich an mich. »Ich nehme
     an, dass er morgen auch noch hier sein wird, und dann warten wir den nächsten Tag ab. Vielleicht braucht er eine Physiotherapie
     wegen der Schulter.«
    »Aber er wird seinen Arm wieder ganz normal benutzen können?«, fragte ich, als mir klar wurde, dass ich mir viel mehr Sorgen
     hätte machen müssen.
    »Wenn alles weiterhin gut geht, wahrscheinlich schon.«
    »Oh«, sagte ich, bestürzt über die fehlende Gewissheit. »Was kann ich für ihn tun?« Dr.   Spradling sah genauso verwirrt aus wie Tolliver. Er schien nicht zu glauben, dass ich viel für Tolliver tun konnte, außer
     seine Rechnung zu bezahlen.»Jetzt kommt es ganz auf ihn an«, sagte Dr.   Spradling. »Auf Ihren Partner.«
    Ich glaube, an diesem Tag hielt ich generell nicht viel von Ärzten, da mir keiner eine eindeutige Antwort geben konnte. Vom
     Verstand her wusste ich, dass Dr.   Spradling einfach nur vernünftig und realistisch war. Mein Verstand sagte mir auch, dass ich ihm dafür dankbar sein musste.
     Aber meine Gefühle waren stärker.
    Ich schaffte es, mich zu beherrschen, und Dr.   Spradling verschwand mit einem fröhlichen Winken. Tolliver machte nach wie vor einen verwirrten Eindruck, döste aber wieder
     ein. Seine Lider flatterten, wenn es Lärm auf dem Flur gab, aber so richtig öffnete er die Augen nicht. Ich wusste nicht,
     was ich tun sollte. Ich stand an seinem Bett, sah Tolliver an und versuchte, einen Plan zu schmieden, als Victoria Flores
     nach einem kurzen Klopfen hereinkam.
    Victoria war Ende dreißig. Die frühere Polizeibeamtin Texarkanas war gut gebaut und gut aussehend. Ich hatte Victoria nie
     anders als im Kostüm und mit hohen Schuhen gesehen. Sie besaß ihren ganz eigenen Dresscode. Victorias dunkles, dickes Haar
     war zu einem schulterlangen Pagenschnitt geglättet worden, und schwere goldene Kreolen schmückten ihre Ohren. Heute war ihr
     Kostüm von mattem Rot, darunter trug sie eine eierschalenfarbene Bluse.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie und wies mit dem Kinn zu der reglosen Gestalt im Bett. Keine Umarmung, kein Händedruck, keine
     lange Vorrede. Victoria kam direkt zur Sache.
    »Er ist ziemlich schwer verletzt«, sagte ich. »Sein Schlüsselbein wurde zerschmettert.« Ich tippte auf mein eigenes Schlüsselbein.
     »Aber der Arzt, der gerade da war, meinte, dass Tolliver wieder gesund wird, wenn er Physiotherapie macht. Wenn alles gut
     geht.«
    Victoria schnaubte. »Wie ist das passiert?«
    Ich erzählte es ihr.
    »Was war euer letzter Fall?«, wollte sie wissen.
    »Die Joyces.«
    »Ich treffe mich heute Vormittag mit ihnen.«
    Ich erzählte ihr nicht, was auf dem Friedhof vorgefallen war, weil mir die Joyces das nicht erlaubt hatten. Aber ich erzählte
     Victoria in groben Zügen, wie wir die Zeit verbracht hatten. Sie wusste auch, dass sie uns im Motel besucht hatten.
    »Das muss der Grund für die Schießerei gewesen sein«, sagte Victoria. »Und der Auftrag davor?«
    »Erinnerst du dich noch an den Serienmörder? Der die Jungs in North Carolina umgebracht und in ein Massengrab geworfen hat?«
    »Das warst du – du hast sie gefunden?«
    »Ja. Es war furchtbar. Wir hatten viel Publicity, allerdings vorwiegend unangenehme.« Ich hatte festgestellt, dass Mund-zu-Mund-Propaganda
     besser war, um an gut bezahlte Aufträge zu kommen. Publicity führte zwar zu einem heftigen Aufflackern von Interesse, aber
     dieses Interesse kam meist von Leuten, die das Unerklärliche, Blutrünstige anzog. Nicht unbedingt Leute, die viel Geld dafür
     bezahlen, damit so etwas in ihrer direkten Nachbarschaft passiert.
    »Die Schießerei ist also vielleicht eine Folge des Falls in North Carolina?«
    »Jetzt, bei näherer Betrachtung, erscheint mir das wenig wahrscheinlich.« Tolliver musste sich dringend rasieren. Das würde
     ich erledigen müssen, genauso wie das Kämmen. Ich wusste nicht, womit ich ihm noch helfen konnte.
    Er sah so hilflos aus. Er
war
so hilflos. Ich war die Einzige, die ihn beschützen konnte. Ich musste mich zusammenreißen.
    »Die Morde in North Carolina haben wirklich viele Leuteentsetzt«, sagte Victoria nachdenklich. Sie schien zu glauben, dass der Schuss auf Tolliver etwas mit dem einzigen Serienmord
     zu tun hatte, mit dem wir je konfrontiert

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