Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
lieb war, nur um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er
     wurde also weniger wegen seiner Intelligenz oder seiner sonstigen Fähigkeiten geschätzt, sondern weil er prominent und stets
     bereit war, das Rampenlicht zu teilen. Außerdem hielt man ihn für einen wirklich netten Kerl.
    Es war mir ein Vergnügen, seinem Team zu erzählen, wie tapfer er gewesen war, und ein ebensolches Vergnügen, zu sehen, wie
     stolz man darauf war. Dass man es für ziemlich dämlich hielt, dass er mit mir laufen gegangen war, geriet dabei etwas in Vergessenheit.
    Ich hatte ein paar Blutspritzer im Gesicht und ging auf mein Hotelzimmer, um sie abzuschrubben. Die Polizistin, Kerri Sauer,
     begleitete mich und bot mir an, mich zum God’s Mercy Hospital zu bringen – ein Angebot, das ich gern annahm.
    »Haben Sie Parker jemals spielen sehen?«, fragte sie, während sie zusah, wie ich das Blut mit einem Waschlappen entfernte.
    »Nein«, antwortete ich. »Und Sie? Sie müssen damals noch ein Kind gewesen sein.«
    »Ja. Er war fantastisch. Dass er verletzt wurde, war einfach furchtbar für unsere Mannschaft. Er hat sich für schwer erziehbare
     Kinder engagiert und tut es immer noch. Er ist ein toller Typ. Sie haben uns bei Ihrem Anruf sofort gesagt, wo wir ihn finden
     können. Das hat ihm das Leben gerettet. Er hat gute Chancen, durchzukommen.«
    Ich hielt es für wenig produktiv darauf hinzuweisen, dass wahrscheinlich nie auf Powers geschossen worden wäre, wenn er mich
     nicht begleitet hätte. Ich nickte und vergrub mein Gesicht im Handtuch, damit sie es nicht sehen konnte.
    Nachdem ich vor dem Krankenhaus geparkt und es betreten hatte, winkte ich dem Streifenwagen zu, der sich wiederin den Verkehr einfädelte. Mir kam eine verrückte Idee: Falls ich kein Geld mehr mit dem Finden von Leichen verdienen konnte,
     könnte ich vielleicht Polizistin werden. Ich fragte mich, ob ich die körperliche Tauglichkeitsprüfung bestehen würde. Normalerweise
     funktioniert mein rechtes Bein, aber ab und zu fängt es an zu zucken. Außerdem bekomme ich oft Migräne. Insofern war eine
     Polizeikarriere wenig wahrscheinlich. Ich schüttelte den Kopf und sah, wie sich die Bewegung in den glänzenden Wänden der
     Liftkabine spiegelte. Was für ein Blödsinn!, dachte ich
    Ich schlich über den Flur und öffnete vorsichtig Tollivers Tür. In seinem Zimmer war es dunkel, obwohl das Licht im Bad brannte
     und die Tür einen Spalt aufstand.
    »Harper?«, sagte er verschlafen.
    »Ja, ich bin’s. Ich habe dich vermisst«, sagte ich leise.
    »Komm her.«
    Ich lief zum Bett, ging in die Hocke und zog mir die Schuhe aus. »Ich werde auf dem Stuhl schlafen«, flüsterte ich. »Lass
     dich nicht stören.«
    »Klettere zu mir ins Bett, auf meiner gesunden Seite.«
    »Bist du sicher, dass das bequem für dich ist? Dieses Bett ist verdammt schmal.«
    »Ja. Ich liege lieber dicht neben dir, als mich hier allein auszubreiten.«
    Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen, und unterdrückte das dazugehörige Schluchzen.
    »Was ist?« Nachdem ich zu ihm ins Bett gekrabbelt war, legte er seinen gesunden Arm um mich. Ich drehte mich auf die Seite,
     damit er genügend Platz hatte.
    »Nichts, worüber wir jetzt reden müssten«, sagte ich. »Schlaf weiter. Ich wollte bloß nicht allein sein.«
    »Ich auch nicht«, sagte er und schlief wieder ein. Nach wenigen Minuten tat ich es ihm gleich.
    Die Schwester, die um halb sechs Uhr morgens hereinkam, war ziemlich überrascht, mich bei Tolliver im Bett vorzufinden. Aber
     als sie sah, dass wir beide angezogen waren, und sie davon ausgehen konnte, dass Tolliver nichts getan hatte, was den Heilungsprozess
     seiner Schulter beeinträchtigte, entspannte sie sich.
    Bei Tageslicht betrachtet sah Tolliver schon deutlich besser aus. Seine Nähe hatte mir gutgetan, ich fühlte mich gestärkt.
     Nachdem man ihn gebadet und rasiert und er sein Frühstück gegessen hatte, erzählte ich ihm, was am Vorabend passiert war.
    Sofort sagte er: »Ich muss hier raus!«, setzte sich auf und wollte schon aus dem Bett springen.
    »Nein, das tust du nicht!«, sagte ich scharf. »Du bleibst brav hier, wo dir niemand etwas tun kann, bis dir der Arzt erlaubt,
     zu gehen.«
    Tolliver sagte: »Du bist in Gefahr, mein Schatz. Wir müssen einen sicheren Ort für dich finden.« Zum Glück wollte er das Krankenhaus
     doch nicht mehr verlassen, denn die Bewegung hatte ausgereicht, dass ihm der kalte Schweiß ausgebrochen war.
    »Von mir aus gern«,

Weitere Kostenlose Bücher