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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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und mühsam aufstand, damit ich ihn ins Bett bringen
     konnte, wollte ich unbedingt wissen, was er mir erzählen wollte, bevor Rudy Flemmons gekommen war.
    Als er wieder im Bett lag, sagte Tolliver: »Sie hat mich gefragt, ob die Joyces das Baby von Mariah Parish wirklich nur finden
     wollen. Oder ob ich mir vorstellen kann, dass sie das Kind töten wollen.«
    »Das Kind töten?!«, sagte ich verblüfft. Aber ich verstand natürlich sofort, was er meinte. »Ein weiterer Nachkomme der Joyces
     wird vermutlich mindestens ein Viertel des Vermögens erben. Er ist also ein direkter Erbe oder wie das heißt und wäre damit
     erbberechtigt, und zwar unabhängig davon, ob er unehelich geboren wurde oder nicht. Ich nehme nicht an, dass Rich Joyce Mariah
     heimlich geheiratet hat?«
    Tolliver schüttelte den Kopf. »Nein, er hätte sie offiziell geheiratet. Wenn Victoria recht hat, hatte er eiserne Prinzipien.
     Wenn das Kind von ihm war, wäre er auch dazu gestanden. Vorausgesetzt, er wusste davon.«
    »Und, konnte sie sich das vorstellen?«
    »Ja, da sie viele Leute befragt hat, die Rich Joyce gekannt haben und ihm nahestanden. Sie alle haben Victoria erzählt, dass
     Lizzie genau wie ihr Großvater ist, zupackend und grundehrlich, während es Kate und Drex nur ums Geld geht.«
    »Und was ist mit Chip, ihrem Freund?«
    »Ihn hat sie nicht erwähnt.«
    »Und das hat Victoria schon alles herausgefunden?«
    »Ja, sie war ziemlich fleißig.«
    »Warum hat sie dir das alles erzählt? Wahrscheinlich nicht, weil sie auf dich steht, wenn sie ohnehin wieder zu Rudy Flemmons
     zurückwollte.«
    »Weil sie glaubt, dass einer der Joyces auf mich geschossen hat, deshalb.«
    »Gut, aber ich verstehe trotzdem noch nicht.«
    »Die Joyces vermuten, dass du mehr über Richs Tod weißt, als du an seinem Grab gesagt hast. Sie sind nervös, weil du wusstest,
     woran Mariah gestorben ist, und die Existenz des Babys erwähnt hast. Ich nehme an, dass sie Angst haben, du könntest die Leiche
     des Babys finden.«
    »Victoria glaubt also nicht, dass das Baby noch lebt? Sie glaubt, dass das Baby umgebracht wurde?«
    Mir wurde ganz schlecht. Ich habe schon viel Schlimmes gesehen und gehört, wirklich schlimme Dinge, durch die »Gabe«, die
     mir der Blitz geschenkt hat. Früher sind viele Babys bei der Geburt gestorben, weil dabei so viel schiefgehen konnte. Heute
     gibt es das kaum noch. Ich habe schon auf unzähligen winzigen Gräbern gestanden und die reglosen, weißen Gesichter gesehen.
     Und es hat mich jedes Mal mitgenommen. Aber der Mord an einem Kind ist für mich das abscheulichste Verbrechen überhaupt, das
     absolute Böse.
    »Davon geht sie aus. Sie konnte keinen Eintrag im Geburtenregister finden. Vielleicht hat Mariah das Kind allein bekommen.«
    »Na hör mal, welche Frau geht nicht ins Krankenhaus, wenn sie spürt, dass es so weit ist?«
    »Vielleicht eine, die nicht dorthin kann«, sagte Tolliver.
    Ich spürte, wie ich meine Lippen angewidert und zugleich entsetzt zusammenpresste. »Du meinst, jemand hat verhindert, dass
     sie ins Krankenhaus gehen konnte? Und einfach zugelassen, dass sie bei der Geburt starb?« Ich brauchte nicht noch hinzuzufügen,
     wie grausam und unmenschlich ich das fand. Tolliver teilte meine Gefühle.
    »Das kann schon sein. Das wäre die beste Erklärung dafür, dass sie im Kindbett gestorben ist und dass es weder einenEintrag im Geburtenregister noch einen aktenkundig gewordenen Krankenhausaufenthalt von ihr gibt.«
    »Und wenn ich nicht gekommen wäre   …«
    »Hätte niemand je davon erfahren.«
    So gesehen war es kein Wunder, dass mich jemand tot sehen wollte.

13
    Ich war im »Trainingsraum« und joggte auf dem Laufband auf der Stelle – ein eher symbolisches Zugeständnis des Hotels an das
     Thema Fitness. Zumindest befand ich mich in einem abgeschlossenen Bereich, was im Moment Sicherheit bedeutete. Ich war früh
     aufgewacht und hörte an Tollivers Atmung, dass er noch tief im Land der Träume war.
    Ich konnte inzwischen verstehen, warum diese schrecklichen Dinge um mich herum geschahen, wusste aber nicht, was ich dagegen
     tun sollte. Ich hatte nichts in der Hand, womit ich zur Polizei gehen konnte, nicht das Geringste. Und die Joyces waren reich
     und hatten gute Beziehungen. Ich wusste nicht, ob alle in die Sache verwickelt waren oder ob der Schütze und der Mörder (denn
     meiner Meinung nach waren sowohl Maria Parish als auch Rich Joyce ermordet worden) unabhängig voneinander agierten oder

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