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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pelztiere, und die Blitze schlagen in alle erdenklichen Ziele ein. Es dürfte nicht sehr ratsam sein, diesen Ort jetzt zu verlassen.«
    »Aber da drin ist ein übelriechender Riese«, wandte Gloha ein.
    »Vielleicht können wir ja etwas dagegen unternehmen«, sagte Trent. »Metria?«
    »Warum sollte ich euch helfen, den Gestank zu beseitigen?« fragte die Dämonin und erschien aufs neue. »Ich sehe sehr gern zu, wie ihr Sterblichen ins Schwitzen kommt.«
    »Schwitzen?« murmelte Mark. »Du bist gut.«
    »Was auch immer. Ihr sitzt hier fest.«
    »Nicht, wenn ich Gloha in eine Kreatur verwandle, die Wasser mag, beispielsweise in einen Wasserspeier«, sagte Trent.
    Metria überlegte. »Hm. Das könntest du natürlich. Also schön. Was wollt ihr?«
    »Einen Stengel Petersilie.«
    Sie verschwand und kehrte einen Augenblick später mit dem gewünschten Stengel zurück. »Ich würde mich von dir nicht so manipulieren lassen, wenn du mich nicht geküßt hättest«, sagte sie.
    »Ganz bestimmt nicht«, pflichtete er ihr bei und nahm die Petersilie entgegen. »Und ich hätte dich auch nicht gefragt, wenn ich dich nicht geküßt hätte.«
    Metria wirkte verblüfft. Auch das konnte Gloha verstehen. Trent hatte nun mal eine gewisse Wirkung auf Frauen. Selbst auf dämonische Frauen, wie es schien. Er kehrte zu Griesbogen zurück. »Hier ist ein Stengel Petersilie. Der hat die magische Fähigkeit, den Atem zu reinigen. Wenn du ihn ißt, könnten wir damit schon mal ein Problem lösen.«
    »Das wußte ich ja gar nicht!« rief Griesbogen erfreut. Er fuhr mit einer Riesenhand nach dem Stengel, doch der war viel zu klein für ihn.
    »Ich werde ihn dir unter den Fingernagel schieben«, schlug Trent vor. Er steckte den Stengel in die riesige Ritze. Der Riese hob die Hand und lutschte den Stengel vom Finger.
    Die Luft wurde wieder rein. »Danke«, sagte Griesbogen. »Selbst ich rieche den Unterschied.«
    »Na ja, es war ja nicht deine Schuld«, meinte Gloha. »Was kannst du dafür, daß du krank bist?«
    »Nett, daß du das sagst«, antwortete der Riese. Jetzt roch sein Atem nach frischem Heu. »Ich mag es eigentlich nicht, widerwärtig zu sein, deshalb habe ich versucht, mich von anderen Wesen fernzuhalten.«
    »Was hast du denn genau für eine Krankheit?« erkundigte sich Mark.
    »Das ist mir selbst nicht so ganz klar«, antwortete Griesbogen. »Sie hat mich ganz langsam heimgesucht. Ich bin zum Guten Magier gegangen, aber der hat sich geweigert, mit mir zu sprechen, was ich auch verstehen kann. Er hat mir lediglich ausrichten lassen, daß ich Hilfe erhalten würde, wenn ich nur lange genug in dieser Gegend bliebe.«
    Gloha fiel auf, daß dies die gleiche Nachricht war, die auch Mark erhalten hatte.
    »Und was hast du für Symptome, abgesehen vom Mundgeruch?« wollte Trent wissen.
    »Zunehmende Schwächung und Anfälligkeit für Krankheiten. Ich schlafe mehr als früher, bin aber trotzdem immer müde. Ich fürchte, ich werde nicht mehr allzu lange in Xanth bleiben können.«
    »Ach nein? Wo gehst du denn hin?« fragte Gloha.
    Der Riese lächelte traurig. »Die Bäume düngen, würde ich sagen, wunderschönes kleines Mädchen. Dann bin ich wenigstens zu etwas gut.« Er schaute sich um. »Ich höre Donner dort draußen. Diese Kuppel scheint ihn anzuziehen. So bald werdet ihr nicht wieder hinauswollen, stimmt's? Ich habe etwas zu essen. Wollt ihr es mit mir teilen?«
    »Gern«, sagte Gloha. Sie mochte den Riesen, nun, da sie in seiner Gegenwart frei atmen konnte. Vielleicht hatte auch sein Kompliment damit zu tun.
    Griesbogen holte einen Imbiß aus seiner Tasche: ein Schock Marinadepasteten und ein Faß voll grünem Wein. Sie nahmen winzige Portionen davon, denn mehr konnten sie gar nicht essen, und setzten sich neben ihm auf den Boden.
    In der Kuppel blieb es hell, obwohl es draußen dunkel war. »Vielleicht könnten wir ja ein Spiel spielen, um die Zeit zu vertreiben«, schlug Gloha höflich vor.
    Griesbogens Miene hellte sich auf. »Magst du Worträtsel?«
    »Sehr«, behauptete Gloha.
    Und so zogen sie Linien in den Staub und füllten sie abwechselnd mit Wörtern. Es machte großen Spaß. Der Riese war zwar krank und schwach und ziemlich beschränkt, aber nicht dumm. Er hatte einen guten Wortschatz und einen recht ausgeprägten Humor. Gloha begriff, daß jemand, der anders war, deshalb nicht zwangsläufig unangenehm sein mußte. Anschließend legten sie sich schlafen und hofften, daß das Gewitter bis zum Morgen abgeklungen sein mochte.

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