Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
Tages über den Weg lief, denn ehrlich gesagt sah ich schrecklich aus.
Pünktlich um eins klingelte es an der Tür. Ich ging aufmachen, schon halb im Mantel, die Handtasche in der Hand. Eileen steckte nicht in ihrem üblichen Maklerkostüm, sondern trug eine Hose, eine helle Bluse und eine leuchtend kirschrote Jacke, dazu Turnschuhe, allein das schon ein Novum.
„Auf zur Jagd!“, begrüßte sie mich. „Bist du bereit?“
„Auf jeden Fall. Ist es sehr windig?“
„Windig und arschkalt, wenn du mich fragst.“
Wenigstens regnete oder schneite es nicht, auch wenn der bleigraue Himmel und die Bäume, die sich im Wind bogen, uns deutlich zu verstehen gaben, dass es schon bald regnen würde.
„So ganz genau scheinst du ja noch nicht zu wissen, was du willst“, sagte Eileen, nachdem wir uns angeschnallt hatten. „Also habe ich herumtelefoniert und ein paar Objekte in der von dir angegebenen Größe gefunden, bei denen der Preis stimmt. Wir können uns heute fünf Häuser ansehen.“
„Gleich fünf? Das ist ja wunderbar!“
„Finde ich auch! Mit dieser Auswahl hätte ich selbst nicht gerechnet. Das erste ist in der Rosemary Street. Sieh dir das Datenblatt an: drei Schlafzimmer, zwei Bäder, eine große Küche, ein großes Wohnzimmer, eine gute Stube, ein Gärtchen, und die elektrischen Leitungen …“
Das Haus in der Rosemary brauchte einen neuen Teppichboden und ein neues Dach. Beides keine unüberwindlichen Hindernisse. Dass ich es von meiner Liste strich, lag am Grundstück, das einfach zu klein war. Meine Nachbarn würden mir ins Schlafzimmer sehen, mir sogar von Fenster zu Fenster die Hand schütteln können, wenn ihnen danach war. Nach so etwas war mir auf keinen Fall, dazu hatte ich zu lange in einem Reihenhaus gelebt. Wenn ich mein eigenes Haus bezog, wollte ich ganz für mich sein können.
Das nächste Haus verfügte über vier Schlafzimmer, was mir sehr gut gefiel. Dafür war die Küche winzig und ohne Stauraum, was mir wiederum missfiel.
Das dritte Haus war das attraktivste. Es war zweistöckig, lag in einem etwas heruntergekommenen Teil Lawrencetons, und es bestand einiger Renovierungsbedarf, aber nichts, was meinen finanziellen Rahmen gesprengt hätte. Besonders das größte der Schlafzimmer hatte es mir angetan, ebenso wie die Frühstücksecke in der Küche mit Blick auf den hinteren Garten. Leider war das Haus direkt daneben in Wohnungen aufgeteilt worden, was ein ewiges Kommen und Gehen bedeuten würde. Auch davon hatte ich inzwischen genug.
Da kam das vierte Objekt schon eher in Frage. Es war kleiner als die anderen, lag dafür aber in einem sehr angenehmen Stadtteil, wo die Immobilien allerdings teurer waren als anderswo. Es kostete genauso viel wie ein größeres Haus in einem anderen Stadtteil. Dafür war es erst zehn Jahre alt und in vorzüglichem Zustand, umgeben von einem wunderschön gestalteten Garten, geschickt so angelegt, dass man nicht zu viel Arbeit damit hatte. Es gab jede Menge Einbauschränke und im großen Bad einen Whirlpool, den ich neugierig beäugte. Der Kaufpreis lag zwar ein wenig über meinem Limit, aber nicht allzu drastisch.
Als wir beim fünften Haus vorfuhren, wussten Eileen und ich eine Menge mehr voneinander als zu Beginn unserer Tour. Eileen hatte sich als perfekte Maklerin erwiesen. Sie war intelligent und gewissenhaft, notierte sich jede meiner Fragen, auch die eher unwichtigen, um später nach Antworten zu fahnden, und verstand es, nicht im Weg zu sein, wenn ich allein durch ein Haus gehen wollte, um in Ruhe über alles nachzudenken. Außerdem tat sie so, als sei es ganz normal, wenn man nicht genau wusste, wonach man suchte.
Ich meinerseits strengte mich bei jedem Objekt an, nicht zu sehr auf die Probleme zu achten, die ich beheben konnte, wäre ich wirklich an einem Kauf interessiert, sondern mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mich so sehr störten, dass das betreffende Haus aus dem Rennen war, wobei diese entscheidenden Dinge leider manchmal ziemlich nebulös waren. Dann fühlte ich mich verpflichtet, mir für Eileen einen konkreteren, eher einleuchtenden Ablehnungsgrund einfallen zu lassen.
Das fünfte Haus war der Knüller. Einfach alles an ihm stimmte: drei Schlafzimmer, ein angenehmer Garten, eine kleine, aber völlig hinreichende Küche, die übliche Anzahl von Einbauschränken. Als Einzelperson hatte man hier bestimmt mehr als genug Platz – allerdings wohl nicht als Familie mit mehreren Kindern, wie sich an der Menge des
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