Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
Blick neben mich. Der Blonde stand jetzt sehr dicht neben mir. Sein Blick ruhte auf mir, nicht hasserfüllt wie vorher, sondern gemein, spekulierend.
Außer uns beiden war niemand auf dem Flur, was mir nur allzu klar war. Noch nie hatte mich jemand so angesehen. Es war furchtbar. Rechtfertigte die Situation, dass ich um Hilfe schrie? Nur so konnte ich hoffen, dass der Gymnastikkurs notfalls meine Lage mitbekam. Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Martin kam schweißgebadet herbeigestürzt. „Wollten Sie mich sprechen, Sam?“, fragte er gespielt beiläufig. Er hielt den Squashschläger noch in der Hand. Seine Stimme mochte entspannt klingen, er selbst war es nicht.
„Ist das Ihr kleines Betthäschen, Bartell?“, erkundigte sich der Blonde in dem Tonfall, der Beleidigungen vorbehalten war.
Kleines Betthäschen?
Noch hatte sich dieser Sam nicht entschieden, wie er weiter vorgehen sollte, das erkannte ich an der Haltung seiner Schultern. Wenn es mir gelungen wäre, an ihm vorbeizuschlüpfen und mich neben Martin zu stellen, hätten wir beide einfach gehen können. Nur verstellte mir dieser kräftige Mensch mit mindestens zwanzig Pfund Übergewicht um die Taille in voller Absicht den Durchgang. Hinter Martin war dessen Squashpartner aufgetaucht, auch ein Pan-Am-Agra-Manager. Ich erinnerte mich dunkel, ihn mit Martin und den anderen im Steakhaus gesehen zu haben. Er wirkte äußerst neugierig.
Eine gute Minute lang standen wir alle wie erstarrt in der Gegend herum.
Das war doch absurd!
„Entschuldigen Sie mich!“, meldete ich mich laut und deutlich, als es mir zu bunt wurde. Die Männer zuckten zusammen. Der Blonde wandte sich halb zu mir um, und ich schlüpfte an ihm vorbei. Dicht genug, um mitzubekommen, dass er getrunken hatte. Mitten am Tag, stellte meine puritanische Seele empört fest.
„Lass uns essen gehen, ich sterbe vor Hunger.“ Ich packte Martin beim Ellbogen, wobei ich einfach immer weiterging.
So war er gezwungen, sich von dem Blonden wegzudrehen und mir zu folgen, der jüngere Manager musste vor uns die Treppe hinuntergehen, sonst hätte er uns im Weg gestanden. Die Augen fest geradeaus gerichtet kletterte ich hinunter ins Foyer, ohne Martin anzusehen und ohne einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen.
„Geh duschen, ich warte hier auf dich“, sagte ich, sobald wir am Fuß der Treppe angekommen waren. Der Blonde war uns nicht gefolgt. Martin und sein Sportkollege verschwanden hinter einer Tür mit der Aufschrift „Dusche und Umkleide Herren“, ich suchte mir sicherheitshalber ganz in der Nähe des erstaunlichen Elasthanmädchens einen Stuhl am Empfangstresen.
Nach einigen Minuten stürmte der blonde Mann die Treppe hinunter und rannte nach einem letzten Blick auf mich aus der Tür.
„Wissen Sie, wer das war?“, fragte ich. Das Elasthanfräulein sah von seinem Buch auf- Danielle Steel, auf so etwas achtete ich immer noch. „Früher kam er mit einer Pan-Am-Agra-Mitgliedschaft her, Einzelmitglied ist er nicht. Er heißt Sam Ulrich. Letzte Woche hat Pan-Am Agra ihn allerdings hier von der Liste streichen lassen.“
„Warum haben Sie ihn dann denn nicht daran gehindert, einfach reinzukommen?“
„Er war zu schnell.“ Sie zuckte die elasthanbedeckten Schultern. „Spätestens beim Umziehen wäre er sowieso aufgeflogen. Einer der Jungs in der Herrenumkleide hätte schon mitbekommen, dass er nicht mehr auf der Liste steht und ihm gesagt, dass er wieder gehen muss.“
Die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Fitnessstudio waren wirklich erste Sahne.
Bis Martin kam, starrte ich in eine Zeitschrift, die schon lange nicht mehr aktuell war, was mich aber wenig bekümmerte, da ich ohnehin nichts sah. Martin trug zur Abwechslung einmal Freizeitkleidung.
Als er die Hand ausstreckte, ergriff ich sie und ließ mich hochziehen, wobei mir nicht entging, dass uns die Empfangsdame nicht aus den Augen ließ. Schnell sorgte sie für ein wenig Aufruhr unter den orange-rosa Streifen über ihrer Brust, aber Martin war für solche Avancen überhaupt nicht in Stimmung.
Als wir gingen, warf er ihr über die Schulter zu: „Ich werde den Geschäftsführer benachrichtigen. Sie hätten mich darüber informieren müssen, dass sich Ulrich im Club aufhält. Ich hätte ihn dann schon hinausbegleitet.“ Ehe die Tür hinter mir zufiel, erhaschte ich noch einen Blick auf das Gesicht der Elasthandame, in dem sich Wut und Entsetzen mischten.
„Alles klar?“ Martin legte den Arm um mich. Ich war froh und
Weitere Kostenlose Bücher