Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Verdacht gegen David Storey berichtet. Nachdem sie diesen Bericht gelesen hatte, meldete sie sich bei der Polizei.«
»Und wer ist Annabelle Crowe?«
»Sie ist Schauspielerin. Sie lebt in West Hollywood.«
»Und inwiefern ist sie für die Aufklärung dieses Falls von Bedeutung?«
»Sie erzählte mir, sie habe letztes Jahr eine Verabredung mit David Storey gehabt und er habe sie beim Sex gewürgt.«
Fowkkes erhob erneut Einspruch, diesmal mit geringerem Nachdruck als bisher. Aber wieder wurde sein Einspruch abgelehnt, da die Zeugenaussage zu diesem Punkt schon im Zuge früherer Anträge vom Richter genehmigt worden war.
»Wo hat sich Ms. Crowes Aussagen zufolge dieser Vorfall ereignet?«
»In Mr. Storeys Haus im Mulholland Drive. Als ich sie aufforderte, mir das Haus zu beschreiben, tat sie das sehr genau. Sie war eindeutig dort gewesen.«
»Könnte sie nicht bloß die Ausgabe von Architectural Digest gesehen haben, die mehrere Fotos vom Haus des Angeklagten enthielt?«
»Sie konnte bestimmte Bereiche von Bad und Schlafzimmer, die beide in der Zeitschrift nicht abgebildet waren, bis ins kleinste Detail beschreiben.«
»Was passierte, als der Angeklagte sie würgte?«
»Sie erzählte mir, sie habe das Bewusstsein verloren. Als sie wieder zu sich kam, war Mr. Storey nicht mehr im Raum. Er duschte. Sie schnappte sich ihre Kleider und verließ fluchtartig das Haus.«
Diese Aussage unterstrich Langwiser mit einem langen Schweigen. Dann schlug sie die Seiten ihres Blocks zurück, blickte zum Tisch der Verteidigung hinüber und dann zu Judge Houghton hoch.
»Euer Ehren, damit wäre ich fürs Erste mit Detective Bosch fertig.«
26
E s war Viertel vor zwölf, als McCaleb das El Cochinito betrat. Er war fünf Jahre nicht mehr in dem Restaurant in Silver Lake gewesen, aber er wusste noch, dass es dort nur etwa ein Dutzend Tische gab, die zur Mittagszeit normalerweise schnell weg waren. Und oft waren diese Tische von Polizisten besetzt. Nicht, weil der Name des Restaurants ~ Das Schweinchen – so toll war, sondern weil das Essen sowohl sehr gut als auch billig war. McCaleb hatte die Erfahrung gemacht, dass Polizisten sehr gut darin waren, solche Lokale ausfindig zu machen. Wenn er im Auftrag des FBI in einer fremden Stadt unterwegs gewesen war, hatte er immer die Streifenpolizisten gefragt, wo man gut essen konnte. Er war selten enttäuscht worden.
Während er auf Winston wartete, studierte er die Speisekarte und plante die Speisenfolge. Letztes Jahr war sein Geschmacksempfinden, das sich die ersten achtzehn Monate nach der Operation total verabschiedet hatte, endlich wieder uneingeschränkt zurückgekehrt. Davor war ihm vollkommen egal gewesen, was er aß, weil alles gleich schmeckte – nach nichts. Selbst eine ordentliche Ladung Habanera-Soße, ob nun auf einem Sandwich oder einer Portion Pasta, hatte sich bestenfalls als ein schwaches Piksen auf seiner Zunge bemerkbar gemacht. Doch dann hatte sein Geschmacksempfinden langsam zurückzukehren begonnen, was nach der Transplantation selbst zu einer zweiten Wiedergeburt für ihn wurde. Mittlerweile schmeckte ihm alles, was Graciela machte. Ihm schmeckte sogar alles, was er machte – und das trotz der Tatsache, dass er, außer am Grill, nirgendwo groß zu gebrauchen war. Er aß alles mit einem Appetit, wie er ihn nie gekannt hatte, nicht einmal vor der Transplantation. Ein Erdnussbutter-Sandwich mit Marmelade mitten in der Nacht war etwas, was er insgeheim genauso genoss wie die Ausflüge mit Graciela aufs Festland, um im Jozu in der Melrose Avenue richtig gepflegt essen zu gehen. Als Folge davon hatte er die zehn Kilo, die er verloren hatte, als er auf ein neues Herz wartete, wieder zuzulegen begonnen, sodass er inzwischen sein altes Gewicht von achtzig Kilo wieder hatte und zum ersten Mal seit vier Jahren wieder auf seine Figur achten musste. Bei der letzten kardiologischen Untersuchung war das auch seiner Ärztin aufgefallen und sie hatte eine entsprechende Warnung ausgesprochen. Sie hatte ihm gesagt, er solle weniger Kalorien und Fett zu sich nehmen.
Aber nicht jetzt. Er hatte lang auf die Gelegenheit gewartet, wieder hier essen zu können. Vor Jahren hatte er sich wegen eines Serienmordes länger in Florida aufhalten müssen und das einzig Gute, was das zur Folge gehabt hatte, war die Vorliebe für kubanisches Essen, die er während dieser Zeit entwickelt hatte. Als er später zur Außendienststelle in Los Angeles versetzt worden war, war es nicht einfach
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