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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gewesen, ein kubanisches Restaurant zu finden, das einem Vergleich mit den Lokalen standhielt, in denen er in Ybor City vor Tampa gegessen hatte. Im Zuge eines L.-A.-Falls bekam er jedoch mit einem Streifenpolizisten zu tun, der, wie sich herausstellte, kubanischer Abstammung war. McCaleb fragte ihn, wohin er essen ging, wenn er Lust auf richtiges kubanisches Essen hatte. Die Antwort des Polizisten war gewesen: El Cochinito. Und McCaleb wurde dort bald Stammgast.
    McCaleb entschied, es sei Zeitverschwendung, die Speisekarte zu studieren, denn er wusste schon die ganze Zeit, was er wollte. Lechon Asada mit schwarzen Bohnen und Reis, dazu gebratene Bananen und Yucca, und zwar trotz aller Warnungen seiner Ärztin. Er hatte nur einen Wunsch: Winston sollte endlich aufkreuzen, damit er bestellen konnte.
    Er legte die Speisekarte beiseite und dachte über Harry Bosch nach. Er hatte fast den ganzen Vormittag auf dem Boot zugebracht und den Prozess im Fernsehen verfolgt. Bosch hatte im Zeugenstand eine sehr gute Figur abgegeben. Die Enthüllung, dass Storey in einen anderen Todesfall verwickelt war, kam für McCaleb und offensichtlich auch für die Journalisten ziemlich überraschend. Für die Medien war das natürlich ein gefundenes Fressen und in den Pausen hatten sich deshalb die Studiokommentatoren förmlich überschlagen vor Aufregung. Einmal schnitten sie auf den Gang vor dem Gerichtssaal, wo J. Reason Fowkkes wegen dieser neuen Wendung des Prozesses mit Fragen bombardiert wurde. Wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben gab Fowkkes keinen Kommentar ab. Somit blieb den Kommentatoren nichts anderes übrig, als Spekulationen über diese neue Information anzustellen und sich über das methodische, aber absolut fesselnde Vorgehen der Anklage zu äußern.
    Dennoch verfolgte McCaleb die Verhandlung mit sehr gemischten Gefühlen. Es fiel ihm schwer, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass der Mann, der hier so kompetent die einzelnen Aspekte und Maßnahmen eines schwierigen Ermittlungsverfahrens schilderte, auch der Mann war, gegen den er ermittelte, der Mann, der, sagte ihm sein Riecher, die gleiche Art von Verbrechen begangen hatte, an dessen strafrechtlicher Verfolgung er jetzt beteiligt war.
    Als McCaleb um zwölf Uhr, zum vereinbarten Zeitpunkt ihres Treffens, gedankenversunken aufblickte, sah er Jaye Winston in das Restaurant kommen. Ihr folgten zwei Männer. Einer war schwarz und einer weiß und das war die beste Möglichkeit, sie zu unterscheiden, weil sie fast identische graue Anzüge mit braunen Krawatten trugen. Bevor sie seinen Tisch erreicht hatten, wusste McCaleb, sie waren vom FBI.
    Aus Winstons Miene sprach erschöpfte Resignation.
    »Terry«, sagte sie, bevor sie sich setzte, »darf ich Ihnen zwei Herren vorstellen.«
    Zuerst deutete sie auf den schwarzen Agenten.
    »Das ist Don Twilley und das ist Marcus Friedman. Sie sind vom FBI.«
    Alle drei zogen sich Stühle heraus und setzten sich. Friedman saß neben McCaleb, Twilley ihm gegenüber. Hände wurden nicht geschüttelt.
    »Ich habe noch nie kubanisch gegessen«, sagte Twilley, als er eine Speisekarte aus dem Serviettenhalter zog. »Ist das Essen hier gut?«
    McCaleb sah ihn an.
    »Nein. Deshalb esse ich hier so gern.«
    Twilleys Blick löste sich von der Speisekarte und er lächelte.
    »Stimmt, dumme Frage.« Er blickte auf die Speisekarte und dann wieder hoch zu McCaleb. »Sie sind übrigens kein Unbekannter für mich, Terry. Im Field Office sind Sie so was wie eine Legende. Und nicht ›Ihres Herzens wegen‹, sondern wegen Ihrer Fälle. Freut mich, Sie endlich kennenzulernen.«
    McCaleb bedachte Winston mit einem Blick, der zu sagen schien: Was soll das hier eigentlich werden?
    »Terry, Marc und Don sind von der Abteilung Bürgerrechte.«
    »Ach ja? Ist ja toll. Und Sie sind den weiten Weg von der Außendienststelle hierher gekommen, um eine Legende zu treffen und kubanisches Essen zu probieren? Oder gibt es da noch einen anderen Grund?«
    »Äh …« , begann Twilley.
    »Terry, die Kacke ist echt am Dampfen«, sagte Winston. »Heute morgen rief ein Journalist meinen Captain an und wollte wissen, ob wir im Fall Gunn gegen Harry Bosch ermitteln.«
    Bestürzt lehnte sich McCaleb zurück. Er wollte gerade antworten, als der Kellner an den Tisch kam.
    »Wir brauchen noch eine Weile«, sagte Twilley barsch und wimmelte den Mann mit einer herablassenden Handbewegung ab, die McCaleb ärgerte.
    »Terry«, fuhr Winston fort, »bevor wir hier weiterreden,

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