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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sie auf die Stelle, wo der Eingriff vorgenommen wird.«
    »Habe ich bereits. Genau wie bei unserem Toten. Was soll das hier außen rum bedeuten?«
    Sie fuhr mit dem Zeigefinger um das runde Gemälde. Die ursprünglich mit goldener Farbe geschriebenen Wörter im schwarzen Rand des Bildes waren inzwischen so stark verblasst, dass sie kaum mehr zu entziffern waren.
    »Die Übersetzung lautet: ›Meister, schneide den Stein heraus. Mein Name ist Lubbert Das.‹ In der wissenschaftlichen Literatur über den Maler dieses Bildes heißt es, Lubbert war in der damaligen Zeit ein Spottname für alle Dummen und Gestörten.«
    Winston legte das Blatt auf die anderen und hob die Hände.
    »Schön und gut, Terry, das genügt. Wer war der Maler und wer ist der Verdächtige, den Sie angeblich gefunden haben?«
    McCaleb nickte. Es wurde Zeit.
    »Der Name des Malers war Jerome Van Aiken. Er war Holländer, einer der großen Meister der niederländischen Renaissance. Aber seine Gemälde waren düster, voller Ungeheuer und phantasmagorischer Dämonen. Auch Eulen. Sogar jede Menge Eulen. Der wissenschaftlichen Literatur zufolge symbolisierten die Eulen in diesen Gemälden alles Mögliche, vom Bösen über die Verdammnis bis hin zum Untergang der Menschheit.«
    Er suchte in den Blättern auf dem Couchtisch nach dem Bildausschnitt, auf dem der Mann die Eule umarmte, und hielt ihn hoch.
    »Das hier sagt praktisch alles über ihn. Wenn der Mensch das Böse umarmt – die Teufelseule, um auf Mr. Riddells Bezeichnung zurückzugreifen –, hat das unweigerlich seine Verdammnis in der Hölle zur Folge. Hier ist das ganze Gemälde.«
    Er kehrte zum Ordner zurück und brachte ihr die vollständige Reproduktion des Gartens der Lüste. Er beobachtete ihre Augen, als sie die Abbildungen betrachtete. Er sah darin sowohl Abscheu wie Faszination. Er deutete auf die vier Eulen, die er auf dem Gemälde entdeckt hatte, darunter auch auf den Ausschnitt, den er ihr bereits gezeigt hatte.
    Plötzlich zog sie das Blatt beiseite und sah ihn an.
    »Augenblick. Ich bin sicher, das schon mal irgendwo gesehen zu haben. In einem Buch oder in dem Abendkurs, den ich am CSUN mal besucht habe. Aber wenn mich nicht alles täuscht, habe ich von diesem Van Aiken noch nie was gehört. Er soll das gemalt haben?«
    McCaleb nickte.
    »Der Garten der Lüste. Das Bild ist von Van Aiken, aber Sie haben deshalb noch nie etwas von ihm gehört, weil er nicht unter seinem richtigen Namen bekannt war. Er benutzte die lateinische Version von Jerome und nahm den Namen seiner Heimatstadt als Nachnamen an. Er ist als Hieronymus Bosch bekannt.«
    Sie sah ihn nur lange an, während sich in ihrem Kopf alles in eins fügte: die Bilder, die er ihr gezeigt hatte; die Namen auf dem Computerausdruck von Bird Barrier; die Einzelheiten des Falls Edward Gunn.
    »Bosch«, hauchte sie. »Ist Hieronymus …?«
    Sie sprach nicht weiter. McCaleb nickte.
    »Ja, das ist Harrys richtiger Name.«
    * * *
    Mittlerweile gingen beide in der Kajüte auf und ab. Sie hatten zwar die Köpfe gesenkt, waren aber sehr darauf bedacht, nicht zusammenzustoßen. Sie sprachen abgehackt, mit einem intensiven, aber unguten Prickeln in den Adern.
    »Das kann einfach nicht sein, McCaleb. Wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen?«
    »Ich weiß sehr genau, was ich sage. Und denken Sie nur nicht, ich hätte nicht lang und reiflich darüber nachgedacht, bevor ich es gesagt habe. Ich betrachte ihn als einen Freund, Jaye. Es gab … wie soll ich sagen? Ich dachte mal, wir wären uns sehr ähnlich. Aber sehen Sie sich das an, sehen Sie sich die Querverbindungen an, die Parallelen. Es passt. Es passt haargenau.«
    Er blieb stehen und sah sie an. Sie ging weiter auf und ab.
    »Er ist Polizist! Detective beim Morddezernat, Herrgott noch mal.«
    »Na, und wenn schon. Wollen Sie mir etwa sagen, es wäre nicht möglich, bloß weil er bei der Polizei ist? Wir sind hier in Los Angeles, dem modernen Garten der Lüste. Mit genau den gleichen Versuchungen und Dämonen. Sie müssen nicht weit gehen, um jede Menge Beispiele für Cops zu finden, die einen Schritt zu weit gegangen sind – Cops, die mit Drogen handeln, Banken überfallen, sogar Morde begehen. Sagt Ihnen das Wort Rampart etwas?«
    »Ich weiß, ich weiß. Es ist nur, dass …«
    Sie sprach nicht weiter.
    »Zumindest passt es gut genug, um uns keine andere Wahl zu lassen, als der Sache sehr gründlich nachzugehen.«
    Sie hielt inne und blickte sich nach ihm um.
    »Wir? Schlagen Sie

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