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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Gegen Leute wie David Storey. Dann macht es mir nichts aus.«
    »Und was ist mit denen, die ungestraft davonkommen? Wie Gunn?«
    »Niemand kommt ungestraft davon, Terry. Wenn ich das glauben würde, könnte ich diesen Job nicht machen. Klar, wir erwischen vielleicht nicht jeden, aber ich glaube an das Gesetz des ewigen Kreislaufs. An das große Rad. Was sich dreht, kommt wieder. Irgendwann. Die Hand Gottes kann ich zwar im Gegensatz zu Ihnen nicht allzu oft erkennen, aber daran glaube ich.«
    Bosch stellte sein Bier auf das Geländer. Es war leer und er wollte noch eins, wusste aber, dass er sich zusammenreißen musste. Morgen im Gericht würde er jede Gehirnzelle brauchen, die er aufbieten konnte. Er überlegte, ob er eine Zigarette rauchen sollte, und wusste, im Küchenschrank war eine frische Packung. Aber er beschloss, sich auch hier zu beherrschen.
    »Dann muss wohl das, was mit Gunn passiert ist, Ihren Glauben an das Gesetz des ewigen Kreislaufs bestätigt haben.«
    Bosch sagte lang nichts. Er blickte nur auf das Tal der Lichter hinaus.
    »Ja«, sagte er schließlich, »wahrscheinlich.«
    Er riss seinen Blick von der Aussicht los und kehrte ihr den Rücken zu. Er lehnte sich gegen das Geländer und sah wieder McCaleb an.
    »Und was ist nun mit Gunn? Ich dachte, ich hätte Ihnen gestern alles erzählt, was es darüber zu erzählen gibt. Sie haben doch die Akte, oder?«
    McCaleb nickte.
    »Wahrscheinlich haben Sie mir tatsächlich alles erzählt und die Akte habe ich auch. Ich dachte nur, ob Ihnen in der Zwischenzeit vielleicht noch was dazu eingefallen ist. Sie wissen schon, irgendwas, an das Sie bis dahin nicht gedacht haben und auf das Sie erst durch unser Gespräch gekommen sind.«
    Bosch lachte grimmig und griff nach der Flasche, bevor ihm einfiel, dass sie leer war.
    »Jetzt kommen Sie aber mal, Terry. Ich stecke gerade mitten in einem Prozess. Ich sitze im Zeugenstand, ich habe eine durchgebrannte Zeugin aufgespürt. Sie können mir glauben, ich habe über Ihre Ermittlungen in dem Moment nachzudenken aufgehört, in dem ich im Cupid’s vom Tisch aufgestanden bin. Was genau wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Nichts, Harry. Ich will nichts von Ihnen, was Sie nicht haben. Ich dachte nur, die Sache wäre einen Versuch wert, mehr nicht. Ich arbeite an diesem Fall und grase alles ab. Deshalb dachte ich, vielleicht … aber lassen wir das.«
    »Sie sind ein komischer Typ, McCaleb. Jetzt fällt es mir wieder ein. Wie Sie immer die Tatortfotos angesehen haben. Möchten Sie noch ein Bier?«
    »Gern.«
    Bosch löste sich vom Geländer und griff nach seiner Flasche und dann nach der McCalebs. Sie war noch zu einem Drittel voll. Er stellte sie wieder zurück.
    »Trinken Sie erst mal das noch aus.«
    Er ging ins Haus und holte zwei Bier aus dem Kühlschrank. Diesmal stand McCaleb im Wohnzimmer, als er aus der Küche kam. Er reichte Bosch seine leere Flasche und Bosch fragte sich einen Moment, ob er sie ausgetrunken oder das Bier von der Terrasse geschüttet hatte. Er trug die leere Flasche in die Küche, und als er zurückkam, stand McCaleb vor der Stereoanlage und betrachtete eine CD-Hülle.
    »Ist das die CD, die gerade läuft?«, fragte er. »Art Pepper meets the Rhythm Section?«
    Bosch kam zu ihm.
    »Ja. Art Pepper und Miles’ Begleitband. Red Garland Piano; Paul Chambers Bass, Philly Joe Jones Schlagzeug. Aufgenommen hier in L. A., am neunzehnten Januar 1957. An einem Tag. Der Kork im Verbindungsbogen von Peppers Sax war angeblich kaputt, aber das spielte keine Rolle. Er hatte nur eine Chance mit diesen Leuten. Er machte das Beste daraus. Ein Tag, eine Chance, ein Klassiker. So macht man das.«
    »Diese Männer haben mit Miles Davis gespielt?«
    »Damals.«
    McCaleb nickte. Bosch beugte sich vor, um auf das CD-Cover in McCalebs Händen zu sehen.
    »Ja, Art Pepper«, sagte er. »In meiner Jugend wusste ich die ganze Zeit nicht, wer mein Vater ist. Meine Mutter, sie hatte massenweise Platten von diesem Typ. Sie hing viel in ein paar dieser Jazzclubs rum, in denen er spielte. War ein richtig heißer Typ, Art. Für einen Fixer. Sehen Sie sich nur das Foto an! Absolut cool. Ich habe damals so eine Geschichte rumerzählt, dass er mein Alter wäre und bloß deshalb nie zu Hause wäre, weil er ständig auf Tournee war und Plattenaufnahmen machte. Am Ende hätte ich sie fast selber geglaubt. Später – ich meine, Jahre später – las ich ein Buch über ihn. Dort stand, er war heroinkrank, als dieses Foto aufgenommen

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