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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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aber das beantwortete die Frage nicht wirklich. Ich fragte mich, warum sie gewollt hatte, dass ich mir ein Hotelzimmer nahm, und warum sie den Kofferraum ihres Autos nicht hatte öffnen wollen. Ich notierte mir auf der ersten Seite des Mordbuchs ihre Autonummer. Danach hatte ich sofort das Gefühl, sie zu verraten, und strich sie wieder durch. Aber noch während ich das tat, war mir klar, dass ich die Nummer in meinem Gedächtnis nicht durchstreichen konnte.

32
    Die Ermittlungsabteilung von Global Underwriters befand sich, sechs Straßen vom Strand entfernt, in einem sechsstöckigen schwarzen Kasten in der Colorado Avenue. Die Sekretärin, die den Eingang zu Sandor Szatmaris Büro bewachte, sah mich an, als wäre ich mit dem Lift geradewegs vom Mond heruntergekommen.
    »Haben Sie meine Nachricht nicht erhalten?«
    »Welche Nachricht?«
    »Ich habe Ihnen eine Nachricht auf Band gesprochen. Mr Szatmari musste heute Morgen Ihren Termin absagen.«
    »Wieso? Ist jemand gestorben?«
    Sie reagierte leicht pikiert auf meine nassforsche Art. Ihre Stimme bekam etwas Ungehaltenes.
    »Nein. Wie sich bei nochmaliger Durchsicht seines Terminkalenders herausstellte, hat er heute bereits so viele Termine, dass wir Sie unmöglich noch dazwischen schieben können.«
    »Aber hier ist er?«
    »Trotzdem kann er Sie nicht empfangen. Tut mir Leid, dass Sie meine Nachricht nicht erhalten haben. Ich hatte den Eindruck, dass mit der Nummer irgendwas nicht in Ordnung war, aber ich habe tatsächlich eine Nachricht hinterlassen.«
    »Bitte sagen Sie ihm, ich bin hier. Sagen Sie ihm, ich habe die Nachricht nicht erhalten, weil ich verreist war. Ich bin extra wegen des Termins nach L.A. zurückgeflogen. Ich muss ihn dringend sprechen. Es ist wichtig.«
    Jetzt sah sie richtig verärgert aus. Sie nahm den Hörer ab, um zu telefonieren, aber dann überlegte sie es sich anders und legte wieder auf. Sie stand auf und ging einen seitlich vom Wartezimmer abgehenden Flur hinunter, um meine Nachricht persönlich zu überbringen. Ein paar Minuten später kam sie zurück und setzte sich. Sie hatte es nicht eilig, mir die Neuigkeiten mitzuteilen.
    »Ich habe mit Mr Szatmari gesprochen«, sagte sie schließlich. »Er wird versuchen, Sie so bald wie möglich dazwischenzuschieben.«
    »Danke. Das ist sehr nett von ihm und von Ihnen.«
    Im Wartebereich gab es ein Sofa und einen Couchtisch, auf dem mehrere alte Zeitschriften lagen. Ich hatte das Mordbuch dabei, allerdings mehr als Requisit, um auf Szatmari Eindruck zu schinden; es sollte herausstreichen, wie weit ich in das offizielle Ermittlungsverfahren eingebunden war. Ich setzte mich auf die Couch und begann darin zu blättern, um verschiedene Berichte noch einmal zu lesen. Dabei stieß ich zwar auf nichts Neues, aber ich wurde immer besser mit den Fakten des Falls vertraut. Das war insofern von Vorteil, als es mir die Arbeit erleichtern würde, weil ich bei der Durchsicht neuer Informationen nicht jedes Mal im Mordbuch nachsehen müsste.
    Eine halbe Stunde verstrich, und dann summte das Telefon der Sekretärin, und sie wurde aufgefordert, mich vorzulassen.
    Szatmari war ein kräftig gebauter Mann Mitte fünfzig. Er sah eher wie ein Verkäufer als wie ein Ermittler aus, aber die Wände seines Büros waren voll mit Empfehlungsschreiben und Handschlagfotos, die seine beruflichen Erfolge belegten. Er zeigte auf einen Stuhl vor seinem mit Papieren übersäten Schreibtisch und schrieb beim Sprechen etwas in einen Bericht.
    »Ich habe viel um die Ohren, Mr Bosch. Was kann ich für Sie tun?«
    »Also, wie ich Ihnen gestern bereits am Telefon sagte, rolle ich einen Ihrer alten Fälle wieder auf. Deshalb dachte ich, wir könnten vielleicht ein paar Informationen austauschen, einfach sehen, ob einer von uns einer Spur gefolgt ist, die der andere übersehen hat.«
    »Warum sollte ich mit Ihnen Informationen austauschen?«
    Irgendetwas an seinem Verhalten war eigenartig. Es schien, als hätte er schon etwas gegen mich gehabt, bevor ich überhaupt einen Fuß in sein Büro gesetzt hatte. Ich fragte mich, ob vielleicht Peoples mit ihm gesprochen hatte. Möglicherweise hatte Szatmari beim LAPD oder beim FBI Erkundigungen über mich eingezogen, und man hatte ihm gesagt, er solle nicht mit mir kooperieren. Vielleicht hatte er den Termin deshalb abgesagt.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Was haben Sie denn? Wir wollen den Fall doch beide lösen. Und deshalb sollten wir auch Informationen austauschen.«
    »Und Sie?

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