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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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die Schuhe aus und säuberte sie in der Spüle der Kochnische von allen Blutspuren. Sun tat das Gleiche. Dann durchsuchten sie die Wohnung.
    Sie begannen im Schlafzimmer und arbeiteten sich zur Eingangstür vor. Sie fanden nichts Brauchbares, bis sie in die kleine Küche kamen, wo Bosch wie in der Wohnung nebenan eine Schale mit Salz auf dem Tisch stehen sah. Nur war in dieser Schale das Salz höher aufgehäuft, und es waren Fingerspuren darin zu erkennen, die davon herrührten, dass jemand die Salzkörner zu einem Hügel geformt hatte. Bosch wühlte mit den Fingern in dem Haufen und zog ein kleines Quadrat aus schwarzem Plastik unter dem Salz hervor. Es war die SIM -Karte eines Handys. »Ich habe was gefunden.«
    Sun wandte sich von der Küchenschublade ab, die er gerade durchsucht hatte. Bosch hielt die SIM -Karte hoch. Er war sich sicher, dass es sich um die fehlende Karte aus dem Handy seiner Tochter handelte.
    »Sie war unter dem Salz. Vielleicht hat er sie schnell dort versteckt, als sie kamen.«
    Bosch blickte auf das kleine Plastikteil. Es musste einen Grund geben, warum Peng die SIM -Karte herausgenommen hatte, bevor er das Handy seiner Tochter verbrannt hatte. Es musste einen Grund geben, warum er sie zu verstecken versucht hatte. Am liebsten hätte Bosch sofort über diese Gründe nachgedacht, aber es wäre äußerst unklug gewesen, noch länger in einer Wohnung zu bleiben, in der drei Leichen in der Dusche lagen.
    »Aber jetzt schnell weg hier«, sagte er deshalb.
    Bosch ging zu dem Fenster neben der Wohnungstür und spähte durch den Vorhang auf die Straße hinab, bevor er Sun signalisierte, dass die Luft rein war. Sun öffnete die Tür, und sie verließen die Wohnung. Bosch zog die Tür hinter sich zu, dann streifte er die Handschuhe ab.
    Als er von der Tür zurücktrat, warf er einen Blick zur Seite und sah, dass die alte Frau von nebenan vor dem Altar auf dem Außengang kniete und den Geistern ein weiteres Opfer darbrachte. Er traute kaum seinen Augen, denn sie zündete mit einer Kerze einen der echten Hundertdollarscheine an, die er ihr gegeben hatte. Bosch drehte sich um und ging rasch in die andere Richtung davon. Er wusste, das war eine Welt, die er nicht verstand. Das Einzige, was er verstehen musste, war seine Mission, seine Tochter zu finden. Alles andere zählte nicht.

33
    B osch holte sich die Pistole, aber die Decke ließ er zurück. Sobald er wieder im Auto war, zog er sein Handy aus der Tasche. Es war genau das gleiche Modell wie das seiner Tochter, da er beide zusammen im Paket gekauft hatte. Er entfernte die Abdeckung auf der Rückseite und nahm Akku und SIM -Karte heraus. Dann steckte er die Karte aus dem Handy seiner Tochter in die Vertiefung, setzte den Akku wieder ein, brachte die Abdeckung an und schaltete das Handy ein.
    Während er wartete, dass es sich initialisierte, fuhr Sun los, und sie entfernten sich von dem Haus, in dem die Familie massakriert worden war.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Bosch.
    »Zum Fluss. Dort ist ein Park. Dorthin fahren wir, bis wir wissen, wohin wir fahren.«
    Anders ausgedrückt, sie hatten noch keinen Plan. Die SIM -Karte war der Plan.
    »Was Sie da vorhin von den Piraten aus Ihrer Jugend erzählt haben, das war doch eine Triade, oder?«
    Nach einer Weile nickte Sun, einmal.
    »War es das, was Sie gemacht haben? Menschen rein- und rausschmuggeln?«
    »Nein, meine Aufgabe war andere.«
    Mehr sagte er nicht, und Bosch beschloss, nicht weiter in ihn zu dringen. Inzwischen war das Handy betriebsbereit. Er ging rasch ins Anrufverzeichnis. Es gab keine Einträge. Die Seite war leer.
    »Nichts drauf. Kein einziger Anruf.«
    Er machte den E-Mail-Ordner auf, aber auch hier blieb das Display leer.
    »Auf der SIM -Karte ist nichts gespeichert«, sagte er mit wachsendem Unmut.
    »Das ist normal«, sagte Sun ruhig. »Auf die SIM -Karte kommen nur permanente Dateien. Sehen Sie nach, ob irgendwelche Videos oder Fotos drauf sind.«
    Mit Hilfe der kleinen Kugel in der Mitte der Tastatur ging Bosch auf das Video-Icon und öffnete es. Die Videodatei war leer.
    »Keine Videos«, sagte er.
    Bosch vermutete, dass Peng die SIM -Karte aus Madelines Handy entfernt hatte, weil er glaubte, darauf wären alle Operationen gespeichert, die sie mit dem Telefon durchgeführt hatte. Aber dem war nicht so. Ihre letzte und vielversprechendste Spur entpuppte sich als Sackgasse.
    Er klickte auf das Foto-Icon und kam auf eine Liste gespeicherter JPEG -Fotos.
    »Da sind Fotos.«
    Er

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