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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ist telefonieren verboten.«
    »Dann schreiben Sie einen Bericht und schicken ihn dem Chief. Wegen so was lasse ich mir doch keine Observierung vermasseln.«
    Damit drehte er sich um und ging zu seinem Auto zurück, um sich wieder in den Verkehr einzuordnen und nach Changs Mustang Ausschau zu halten. Er war nirgendwo zu sehen. Die nächste Ampel schaltete auf Rot, und er wurde wieder aufgehalten. Mit der Handkante auf das Lenkrad einschlagend, überlegte er, ob er Robert Li nicht doch anrufen sollte.
    Sein Handy summte. Es war Chu.
    »Bei mir geht’s jetzt endlich wieder weiter. Wo sind Sie?«
    »Einen Block vor Ihnen. Ich wurde gerade von einem Verkehrspolizisten angehalten, weil ich telefoniert habe.«
    »Super! Wo ist Chang?«
    »Irgendwo vor uns. Ich bin schon wieder losgefahren.«
    Bosch kroch hinter seinem Vordermann über die Kreuzung. Er geriet jedoch nicht in Panik, weil er wusste, dass Changs Vorsprung wegen des Staus nicht sehr groß sein konnte. Er fing auch nicht an, ständig die Spur zu wechseln, um schneller voranzukommen, denn die Gefahr, dass Chang dadurch im Rückspiegel auf ihn aufmerksam wurde, war zu groß.
    Zwei Minuten später erreichte er die große Kreuzung von Sepulveda und Ventura Boulevard. Ein Stück weiter waren bereits die Lichter von Fortune Fine Foods & Liquor zu sehen. Aber von Changs Mustang fehlte jede Spur. Er rief Chu an.
    »Ich stehe jetzt an der Ampel Ecke Ventura, sehe ihn aber nirgendwo. Möglicherweise ist er schon da.«
    »Ich bin eine Ampel hinter Ihnen. Was sollen wir jetzt machen?«
    »Ich parke vor dem Eingang und gehe rein. Sie bleiben draußen und suchen sein Auto. Sobald Sie ihn oder den Wagen sehen, rufen Sie mich an.«
    »Wollen Sie direkt zu Li gehen?«
    »Mal sehen.«
    Sobald die Ampel auf Grün schaltete, stieg Bosch aufs Gas und schoss so rasant über die Kreuzung, dass er fast einen Rotlichtsünder rammte. Zweihundert Meter weiter bog er auf den Parkplatz des kleinen Supermarkts. Er sah weder Changs Auto noch irgendwelche freien Parkplätze, die nicht als Behindertenparkplätze gekennzeichnet waren. Deshalb parkte er in der Durchfahrt an der Seite des Gebäudes hinter einem Müllcontainer mit einem PARKVERBOT -Aufkleber. Er sprang aus dem Auto und lief zum Eingang des Ladens.
    In dem Moment, in dem Bosch durch die automatische Tür ging, auf der EINGANG stand, kam Chang durch die Tür mit der Aufschrift AUSGANG nach draußen. Bosch strich sich mit der Hand durchs Haar, um ihm mit dem Arm die Sicht auf sein Gesicht zu verdecken.
    Ohne stehen zu bleiben, zog er das Handy aus der Tasche und steuerte auf die Kassen zu, wo zwei Kassiererinnen, andere als am Tag zuvor, auf Kunden warteten.
    »Wo ist Mr. Li?«, fragte Bosch, ohne stehen zu bleiben.
    »Hinten«, sagte eine der Frauen.
    »In seinem Büro«, fügte die andere hinzu.
    Bosch rief Chu an, während er rasch in den hinteren Teil des Geschäfts ging.
    »Er ist gerade vorne raus. Folgen Sie ihm. Ich sehe inzwischen nach Li.«
    »Alles klar.«
    Bosch beendete das Gespräch und steckte das Handy ein. Er ging auf demselben Weg wie am Tag zuvor zu Lis Büro. Als er es erreichte, war die Tür geschlossen. Er spürte das Adrenalin in seinen Kreislauf schießen, als er nach dem Türknauf griff.
    Ohne zu klopfen, öffnete er die Tür. Li unterhielt sich aufgeregt mit einem anderen Asiaten, der an dem Schreibtisch neben seinem saß, verstummte aber abrupt, als die Tür aufging. Li sprang auf, und Bosch sah sofort, dass er nicht verletzt war.
    »Detective!«, rief Li. »Gerade wollte ich Sie anrufen! Er war hier! Der Mann, den Sie mir gezeigt haben, er war hier!«
    »Ich weiß. Ich bin ihm gefolgt. Bei Ihnen alles okay?«
    »Soweit ja. Nur ein bisschen durcheinander.«
    »Was ist passiert?«
    Li rang nach Worten.
    »Setzen Sie sich erst mal«, sagte Bosch. »Dann können Sie mir in Ruhe alles erzählen. Wer sind Sie?« Er deutete auf den Mann, der am anderen Schreibtisch saß.
    »Das ist Eugene, mein stellvertretender Geschäftsführer.«
    Der Mann stand auf und reichte Bosch die Hand.
    »Eugene Lam, Detective.«
    Bosch schüttelte ihm die Hand.
    »Waren Sie auch hier, als Chang reinkam?«, fragte er.
    »Chang?«
    »So heißt er. Der Mann auf dem Foto, das ich Ihnen gezeigt habe.«
    »Ja, Eugene und ich waren beide hier. Er kam einfach rein.«
    »Was wollte er?«
    »Er sagte, dass von jetzt an ich an die Triade zahlen müsste. Er sagte, nach dem Tod meines Vater wäre das nun meine Aufgabe. Er sagte, er würde in einer

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